Wenn Astronauten Einrad fahren
Der Radsportverein Illertissen hat sich zum 125. Geburtstag einfach selbst beschenkt: mit kreativen Kostümen und einer bunten, vielseitigen Show
In die nächste Dimension und in Richtung Zukunft abheben – für den Radsportverein (RSV) Illertissen dürfte dies kein Problem sein. Denn die Einradshow, die anlässlich des 125-jährigen Bestehens des Vereins in der Vöhlinhalle als Zeitreise veranstaltet wurde, war voller Energie und Einfallsreichtum, zeugte von einer großen Menge Talent und sportlichem Können.
Tolle Kostüme und Masken sowie mitreißende Musik machten die Darbietungen der gut 40 – überwiegend jugendlichen – Mitwirkenden und ihre Einzel-, Paar- und auch Gruppenküren zu einem Erlebnis. Bei dieser inzwischen fünften Einradshow des Vereins, stiegen die Besucher bei „Space Taxi to the Sky“gleich zu Beginn mitklatschend ins „Traumschiff Surprise“. Gesteuert wurde das Luftschiff von der Vorsitzenden Ingrid Kreuzer und ihren Vereinskollegen Konrad Moser und Olaf Möller, die dazu auf luftgepolsterten Sitzen Platz nahmen. So startete die Zeitreise in die Zukunft. Von diesem Blickwinkel aus ließen die Einradler die Zeit von 1893 bis heute Revue passieren. Dabei hieß es immer: Gas geben und volle Energie voraus – denn die Jahre vergehen schnell. Das verdeutlichten Daniela Fischer und Fabienne Sturm mit ihrer Kür „Time is running“eindrucksvoll.
Das Hochrad, das Werner Thieme aus dem Fundus des RSV mit Zylinder und Frack zur Schau stellte, war einst der letzte Schrei und gilt heute längst als historisch. So drehte sich das Rad der Zeit und die Sportler fuhren, turnten und tanzten auf ihren Einrädern mit.
Selina Kögel holte die wilden 1950er-Jahre und den Rock ‘n’ Roll in die Vöhlinhalle. Mit ihrer anmutigen Kür zu Hits wie „Rock around the clock“begeisterte sie die Zuschauer. Im glitzernden Qutfit präsentierte Ingrid Kreuzer das kultige Abba-Zeitalter der 1970er, während Rueß, Ramona Lezius und Dani Fischer „Modern Talking“-Schlager aus dem darauffolgenden Jahrzehnt auf sympathischfreche Weise für sich vereinnahmten. Die Einradfahrer beschworen aber auch einen Flaschengeist herauf, agierten als lustige Zirkusclowns, traten als ein Trupp von Astronauten oder temperamentvoll als ungarische Tänzer auf. Die erwach- senen Einradler verwandelten sich zu wilden Rockern und mischten in Easy Rider-Manier die Halle auf. „I’ve been looking for freedom“hießt es beim Thema Mauerfall. Aber auch Krieg und Angst zeichneten die Vergangenheit, was jeweils mit ausdruckstarken Küren der Sportler in Szene gesetzt wurde. Gut zwei Stunden lang präsentierten die Einradfahrer so ihr Können. TeilJenny weise kam das Publikum dabei auch in den Genuss von Wettkampfküren für verschiedene regionale und internationale Meisterschaften.
Denn was vor 125 Jahren mit Einradrennen und Hockeyturnieren begann, hat inzwischen Weltmeisterschafts-Niveau erreicht. Der RSV Illertissen ist also bereits auf diesem hohen Level in Richtung Zukunft unterwegs.