Sanierung von Gefängnis beendet
23 Jahre lang war die Haftanstalt zugleich eine Baustelle. Nun sind die Arbeiten abgeschlossen. Die Kosten: rund 16 Millionen Euro
Auf den Tischen lagen als Dekoration Ziegel- und Pflastersteine, Werkzeuge aus Schokolade und ein Duo der städtischen Singund Musikschule spielte nachdenkliche Stücke. Passend zum Anlass, sagte der bayerische Justizminister Winfried Bausback, als er zu seiner Rede ansetzte: „Nach 23 Jahren Bautätigkeit in der Justizvollzugsanstalt wünschen Sie sich sicher Ruhe und Beständigkeit.“Grund für seinen Besuch war der Festakt zum Abschluss der Sanierung und Erweiterung des Gefängnisses.
Insgesamt 16,3 Millionen Euro wurden laut dem Justizminister in die Modernisierung der Justiz- vollzugsanstalt (JVA) investiert, die 1995 begann und fünf Bauabschnitte umfasste. Entstanden sind dabei unter anderem ein neues Unterkunftshaus für den offenen Vollzug mit 26 Plätzen und eine Frauenabteilung mit 16 Plätzen. Außerdem wurde zum Beispiel die Energieversorgung der JVA auf eine neue Basis gestellt. Dächer, Fassaden sowie Hafträume wurden modernisiert. All dies dient laut Bausback dem „bestmöglichen Schutz der Bürger“und einem „modernen, behandlungsorientierten Justizvollzug“.
Doch neue Gebäude und technische Anlagen allein seien nichts, machte er klar und würdigte die Leistung der JVA-Leiterin Anja Ellinger und ihrer Mitarbeiter. Sie sehen sich zunehmend schwierigen Aufgaben gegenüber.
Bausback bezog sich auf Übergriffe gegen Bedienstete und die Rolle von Drogen wie Crystal Meth, das jähzornige, emotionale Ausbrüche verursache. Dadurch stünden die Mitarbeiter Gefangenen gegenüber, die wenig berechenbar sind. Hinzu kommen dem Minister zufolge Verständigungsschwierigkeiten aufgrund des erhöhten Ausländeranteils.
„Hohen Respekt“zollte den JVA-Beamten auch CSU-Landtagsabgeordneter Klaus Holetschek, Vorsitzender des Anstaltsbeirats, ebenso wie Memmingens Zweite Bürgermeisterin Margareta Böckh. Holetschek sprach die wachsende Zahl Gefangener mit psychischen Störungen an und ergriff die Gelegenheit, Bausback etwas mit auf den Weg zu geben: Eine unverzichtbare Hilfe sei – dies hatte auch Ellinger betont – die in der JVA tätige Psychologin. Die Bitte laute, dass sie eine unbefristete Stelle bekommt. Zudem sollten auch die hiesigen Gefängnisse von der Schaffung neuer Stellen in der Justiz profitieren, die Ministerpräsident Markus Söder angekündigt habe.
Böckh lobte die „gute Nachbarschaft: Wir leben hier in Memmingen ruhig und sicher“. Sie erinnerte daran, dass sich das Gefängnis bis zur Auslagerung an den jetzigen Standort im Jahr 1971 noch in der Stadtmitte befand. Heute zeuge davon nur noch der Spitzname „Gefängnisapotheke“, unter dem die Weinhandlung Kutz in der Kuttelgasse manchem bekannt sei.
Auf einzelne Abschnitte der Baumaßnahme – zum Beispiel die Modernisierung der Küche oder den neuen Sporthof – ging Cornelia Bodenstab ein, Leiterin des Staatlichen Bauamts Kempten. Bei den Planungen habe es einmal schmunzelnde Gesichter gegeben, erzählte sie: Denn dabei sprach man teils auch über Fluchtwege – dann nämlich, als es um den Brandschutz ging.