Baukultur schafft Heimat
Wie in der Region eine zeitgemäße und innovative Gestaltung von Gebäuden umgesetzt werden kann
Die Nachfrage nach Immobilien und die rege Bautätigkeit der vergangenen Jahre werden in der Region Augsburg weiter anhalten. Ausgehend von den prognostizierten Bevölkerungszuwächsen gibt es in den nächsten Jahren nur noch begrenzt verfügbare Nachverdichtungs- und Siedlungserweiterungsflächen. Gefragt ist daher eine nachhaltige, sozial verträgliche Entwicklung der Bauflächen. Dabei müssen die sozialen und wirtschaftlichen Ansprüche an die Flächennutzung mit den ökologischen Funktionen des Raumes in Einklang gebracht werden. Dies wird mit zahlreichen Maßnahmen, Wettbewerben und Projekten gefördert.
Die Stadt Augsburg begegnet den Herausforderungen mit einem fachübergreifenden Stadtentwicklungskonzept. In acht Handlungsfeldern werden unter anderem die Siedlungsentwicklung, Flächennutzung, Quartiersentwicklung sowie Wohnen und Soziales behandelt. „Trotz extensiver Baukonjunktur sollte im Sinne einer nachhaltigen Weiterentwicklung von Gewerbeflächen und Wohnquartieren eines nie vernachlässigt werden: die Anforderungen an die Qualität der Baukultur. Dies kann nur in Form einer hochwertigen Planung und Gestaltung erfolgen, die die Lebensqualität unserer Bürgerinnen und Bürger maßgeblich verbessert. Als Verwaltung se- wir uns in besonderem Maße verpflichtet, die Baukultur stärker in das öffentliche Bewusstsein zu rücken“, so Gerd Merkle, Baureferent der Stadt Augsburg.
Auf dem A³ Immobilienkongress im Mai ging auch Professor Franz Pesch der pesch partner architekten stadtplaner GmbH auf die aktuellen Herausforderungen ein. Bauen müsse demzufolge mit einem Mehrwert für die Stadtgesellschaft versehen sein und neue Technologie müssten in den urbanen Raum integriert werden – bei gleichzeitig sorgfältigem Umgang mit dem historischen Erbe.
„Die globale Zukunft wird sich in Städten abspielen. Die Städte werden sich jedoch verändern müssen, um einer wachsenden Erdbevölkerung einen nachhaltigen Lebensraum zu bieten. Mit Hochschulen und Forschungsinstituten, innovativen Unternehmen und einer hohen Lebensqualität bietet Augsburg günstige Voraussetzungen, um dazu wichtige Beiträge zu leisten – zum Beispiel mit umweltfreundlichen Mobilitätskonzepten wie der Mobilitätsdrehscheibe, innovativen Wirtschaftsstandorten wie dem Kreativquartier Gaswerk und dem Innovationspark oder mit innerstädtischen Wohnprojekten wie dem Provinopark oder dem Areal Zeuna Stärker. An diesen Beispielen wird sichtbar: Im Zusammenspiel von Wirtschaft und Ökologie, Architektur und Standortentwicklung entsteht zukunftsfähiges urbanes Leben.“
Auch die Region Augsburg besticht mit qualitativer Architektur. Eine aktuelle Zusammenfassung bietet der Architekturführer des schwäbischen Architekten- und Ingenieurvereins. Schwaben wächst, neue Wohnkonzepte und Arbeitswelten entstehen. Neue Schulen und Kitas werden benötigt, zugleich steigen die Grundstückspreise und Kommunen müssen die Innenentwicklung stetig vorantreiben. Daher sei es unbedingt erforderlich, sich intensiv mit regionaler Baukultur auseinanderzusetzen. Baukultur ist somit ein permanenter Prozess, der aktiv gepflegt und weiterentwickelt werden muss.
Ein Wettbewerb feiert Premiere
Das sieht man auch im Landkreis Augsburg so. Deshalb wurde zum ersten Mal zu einem Wettbewerb zur Förderung der Baukultur ausgerufen. Bewertet werden Bauwerke, die als ökologisches, gestalterisches und wirtschaftliches Vorbild für weitere Gebäude gelten können. Somit sind auch energetische Konzepte mit innovativer Gebäudetechnik integraler Bestandteil der gestalterischen Lösung. Architekten und Bauherren können bis Ende Juni ihre Vorschläge einreichen. Die Auszeichnung wird in den Bereichen Neu- und Altbau, Umbauten und sanierte Objekte vom Schulund Kulturausschuss des Landkreises Augsburg vergeben. Der Wetthen bewerb ist mit 20000 Euro dotiert. Informationen zum aktuellen Wettbewerb sind auf der Webseite des Landratsamtes Augsburg verfügbar: www.landkreis-augsburg.de/ wettbewerbbaukultur
Im Rahmen eines Architektenwettbewerbs bringt beispielsweise auch die Wohnbaugruppe Augsburg aktuell ein Projekt auf den Weg. Auf dem Areal der ehemaligen Spicherer Schule werden zwischen 60 und 70 geförderte Wohnungen entstehen, die allesamt barrierefrei sind. „Für dieses Projekt im Herzen von Pfersee möchten wir ein ansprechendes, modernes Gebäude mit einer sehr guten Wohnqualität erreichen“, sagt Wohnbaugruppe-Geschäftsführer Dr. Mark Dominik Hoppe.
Auf dem rund 7500 Quadratmeter großen Gelände soll ein Objekt in klimaschonender, energetisch hochwertiger Holz- oder Holz-HybridBauweise entstehen. Zum Architektenwettbewerb sind neben einem renommierten Augsburger Büro auch Architekten aus München, Stuttgart, Berlin und Wien eingeladen. Die Entscheidung wird im Sommer 2018 fallen, Baustart ist voraussichtlich im Herbst 2019.
Mit zahlreichen und ganz unterschiedlichen Maßnahmen wird in der Region das Bewusstsein für eine zeitgemäße und innovative Gestaltung von Gebäuden geschärft und ein öffentlicher Dialog dazu angestoßen.