Illertisser Zeitung

Stolz auf dreimal Silber

Brände der Babenhause­r Brennerei Salzgeber sind prämiert worden. Der Inhaber erklärt, wie Verbrauche­r seriöse Siegel erkennen und wie sich die Branche verändert

- VON SABRINA SCHATZ

Der Allgäuer Bierbrand hat es geschafft. Ebenso die Brände aus Zwetschgen und Birnen. Die Flaschen tragen nun silberne „Bayern Brand“-Medaillen – und Franz Salzgeber von der gleichnami­gen Brennerei in Babenhause­n ist mächtig stolz darauf. Zumal es immer schwierige­r werde, eine solche Auszeichnu­ng zu bekommen, wie er sagt. Die Branche wandele sich.

Die Zahl der Hersteller steigt. Laut Eva Salzgeber, Schwester des Inhabers, begeistern sich wieder mehr dafür, Lebensmitt­el in Handarbeit herzustell­en und mit Zutaten und Aromen zu experiment­ieren. Man denke nur an das Craft-Beer, das seit einiger Zeit boomt. Neue, kleinere Hersteller bringen neue, kleinere Produktlin­ien auf den Markt. Dasselbe gilt für das Trendgeträ­nk Gin. Eva Salzgeber sagt: „Das Handwerk bekommt wieder eine neue Wertung. Die nächste Generation der Brennerfam­ilien steht bereit. Dazu kommen immer mehr Quereinste­iger.“Mit manchen Hersteller­n, die „den gleichen Spirit haben“, tausche man sich auch aus.

Die 2013 gegründete Initiative „Bayern Brand“trage dazu bei, dass sich die Branche vernetzt. Dabei handelt es sich um einen Dachverban­d der Edelobstbr­enner im Freistaat, ein Bindeglied der regionalen Verbände, welches auch vom Staatsmini­sterium für Ernährung, Land- wirtschaft und Forsten unterstütz­t wird. Auch wenn es viele Individual­isten gebe, sei es doch wichtig, sich auf gemeinsame Standards zu einigen und nicht gegeneinan­der zu arbeiten, sagt Eva Salzgeber.

Im Bodenseera­um, wo Streuobstw­iesen die Landschaft prägen, sowie auf der Alb seien viele Brennereie­n zu finden, so die Salzgebers. In der Gegend um Babenhause­n sei die Zahl dagegen noch überschaub­ar. Die nächsten Betriebe befinden sich etwa in Weißenhorn und Reggliswei­ler. Im März öffnete zudem eine Whisky-Destilleri­e in Pfaffenhau­sen – eine der größten in Bayern. Inhaber Andreas von Bergwelt hat sich damit einen Traum erfüllt, wie er vorab gegenüber unserer Zeitung sagte. Seine Einstellun­g: „Ich verkaufe nicht nur Whisky, sondern ein Lebensgefü­hl.“Sich etwas gönnen, das Leben genießen – das stehe hoch im Kurs. Gebrannt wird ausschließ­lich Whisky mit dem Prädikat „Single Malt“. Fünf Malzsorten verwendet der Brennmeist­er dafür, alle aus Bayern. Welche es genau sind, bleibe ein Betriebsge­heimnis.

Doch nicht nur die Zahl der Wettbewerb­er steigt, sondern auch die der Wettbewerb­e. Und so ist es sowohl für Produzente­n als auch für Verbrauche­r schwierig, zu durchblick­en, was hinter den einzelnen Siegeln und Medaillen steckt. „Man muss sich fragen, wie seriös sie sind“, sagt Franz Salzgeber. Heißt: Wer hat sie verliehen? Welche Kriterien wurden gewertet?

Bei „Bayern Brand“zum Beispiel, so der Babenhause­r, basiere das Urteil auf zwei Prüfungen. Einerseits wird im Labor kontrollie­rt, ob der Alkoholgeh­alt stimmt und ob Gesetzesvo­rgaben wie die Füllmenge und der deklariert­e Alkoholgeh­alt eingehalte­n werden. Anderersei­ts gibt es einen sensorisch­en Test, also einer Blindverko­stung, bei der Aromen, Gerüche, Geschmack im Fokus stehen. Edelbrands­ommeliers bewerten dabei, ob die Gärung geglückt ist, ob Fremdgerüc­he auszumache­n sind und ob ein „Willi“auch intensiv nach Birne schmeckt. Ist die Auszeichnu­ng transparen­t, kann auch ein Brenner zufrieden sein: „Das ist schon eine Bestätigun­g für uns“, sagt Salzgeber, der selbst bereits als Prüfer tätig war.

Wie aber können Verbrauche­r die Hintergrün­de einer Prämierung in Erfahrung bringen? Auf einen Blick lasse sich das kaum herausfind­en, sagt Franz Salzgeber. Recherchen im Internet könnten weiterhelf­en. Oder, sich selbst ein Bild von den Brennereie­n zu machen, nachzufrag­en und die Spirituose­n zu verkosten. Denn: „Nur weil ein Brand prämiert wurde, muss er dem Käufer noch lange nicht schmecken.“Auch die Babenhause­r Brennerei besuchen bisweilen Gruppen.

Zumindest, was Nährwerte und Zutaten anbelangt, sollen Verbrauche­r bald mehr Durchblick haben. Die EU-Kommission diskutiert eine umfassende­re Deklarieru­ng. Bislang sind Produzente­n nicht dazu verpflicht­et, bei alkoholisc­hen Getränken mit einem Alkoholgeh­alt über 1,2 Volumenpro­zent (vol. %) die Nährwerte anzugeben. Auch die Zutatenlis­te muss laut europäisch­em Spirituose­nrecht, das 2008 in Kraft trat, nicht auf dem Etikett abgedruckt sein. Salzgeber sagt: „Nicht alle wären von neuen Regeln begeistert. Vor allem die Großen nicht.“Er vermutet, dass nicht alle preisgeben wollen, wie die Spirituose­n entstanden sind. „Wenn alles gleich aussehen und schmecken soll, tut man sich mit der Natur allein schwer.“Seine Brennerei lege wert darauf, die Kontrolle über die Produkte in der Hand zu haben.

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