Sie wollen nicht länger nur dagegen sein
Wie die Bürgerinitiative gegen Müllverbrennung junge Mitglieder gewinnen will
Wer will schon ständig gegen etwas sein? Vor allem 25 Jahre am Stück. Das wirkt auf Dauer doch unsympathisch. Das denkt der Vorstand der „Bürgerinitiative gegen Müllverbrennung“– und will darum eben diesen Namen ändern. Schließlich gehe es längst um viel mehr als nur um den Kampf gegen die Müllverbrennungsanlage.
Seit 1991 wird im Müllkraftwerk im Weißenhorner Eschach Restmüll verbrannt. Damals hatte sich großer Widerstand gegen das Millionenprojekt gebildet, die Gruppe hat sich vor rund 25 Jahren den Namen „Bürgerinitiative gegen Müllverbrennung“gegeben.
Inzwischen aber hat die Kritik gegen die Anlage stark abgenommen: Moderne Technik gewährleistet seit einigen Jahren niedrige Immissionen und die Verbrennungsenergie wird darüber hinaus zur Erzeugung von Strom genutzt. Der Vorsitzende der Bürgerinitiative, Ulrich Hoffmann, erklärte bei der jüngsten Mitgliederversammlung, dass die Bevölkerung längst nicht mehr gegen die Müllverbrennung aufbegehre. Obwohl er selbst nach wie vor davon überzeugt ist: „Es gibt noch immer Themen bezüglich der Müllverbrennungsanlage, die köcheln.“
Trotzdem will das Bündnis sein Handlungsfeld jetzt erweitern – auch um bei jüngeren Mitbürgern stärker ins Bewusstsein zu rücken. Im Moment haben die Müllverbrennungsgegner rund 400 Mitglieder, doch die Zahlen sinken seit einigen Jahren. Dieser Tendenz möchte die Leitung mit einem neuen Namen entgegenwirken. Wie der lauten soll, ist man jedoch uneins.
Bei der Mitgliederversammlung diskutierten die Teilnehmer über den Vorschlag „Bürgerinitiative Gesundheit und Umwelt“. Einige Mitwirkende kritisierten, dies sei zu ungenau und schaffe keine Abgrenzung zu anderen Umweltorganisationen. Auch berieten die Mitglieder, ob ein Anglizismus nicht die rechte Wahl sei, um die Jugend anzusprechen. Am Ende der Versammlung beschloss der Vorstand keine endgültige Namensänderung.
Stattdessen will die Bürgerinitiative eine Befragung starten: Auf dem Weißenhorner Marktplatz sollen die Passanten ihre Meinung zu einem treffenden Namen abgeben. Am Ende wollen die Verantwortlichen dann die Mitglieder durch ein Votum über den neuen Namen abstimmen lassen.
Bereits 2016 hat die Bürgerinitiative über eine Namensänderung diskutiert, getan hat sich seitdem nichts. Dabei ist Hoffmann überzeugt: „Mit dem aktuellen Namen werden wir keine Zukunft haben.“Manches Mitglied warf unterdessen kritisch in den Raum, dass eine Namensänderung alleine nicht ausreiche, um daran etwas zu ändern. Stattdessen müssten die Anliegen hinsichtlich sinnvoller Müllverwertung, -vermeidung und -trennung weiterhin deutlich nach außen kommuniziert werden.