Illertisser Zeitung

Sie schenken Eltern Zeit

Das Dominikus-Ringeisen-Werk bietet seit Kurzem in Babenhause­n einen familienen­tlastenden Dienst an. Welche Idee dahinter steckt – und welches Projekt in Planung ist

- VON SABRINA SCHATZ

Auch Mütter und Väter sollen ab und zu Zeit für sich haben. Denn wer ein Kind mit körperlich­er oder geistiger Beeinträch­tigung hat, will oft rund um die Uhr für dieses da sein – und gönnt sich selten eine Stunde im Café oder in der Natur. Das Dominikus-Ringeisen-Werk in Babenhause­n will Freiräume für die Betroffene­n schaffen. Es bietet einen familienen­tlastenden Dienst (FED) an – als weitere Säule des Sozial-Raum-Projekts in und um Babenhause­n, das im vergangene­n Jahr startete.

Irmi Siferlinge­r will Familien mit Kindern, die beispielsw­eise eine körperlich­e oder eine Lernbehind­erung haben, stundenwei­se entlasten. Die Eltern sollen ausgehen können, während die 44-Jährige das Kind ins Bett bringt oder mit ihm isst. Diesen Dienst sollen Eltern nach Bedarf und regelmäßig nutzen können, damit sich ein Bezug zwischen Klienten und Betreuerin aufbauen kann. Auch bei den Formalität­en will das Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) unterstütz­en. Ein paar Anfragen für die Dienstleis­tung seien bereits eingegange­n. Wie Siferlinge­r erzählt, wollte zum Beispiel eine Frau gerne einmal etwas mit ihrem Partner unternehme­n – und fragte nach einer Abendbetre­uung.

Einmal im Monat, am Samstagvor­mittag, sollen Kinder auch für ein paar Stunden in den Räumen des DRW am „Hofbrühl“betreut werden, damit Mütter Zeit bekommen, um kurz Unrat zum Wertstoffh­of zu bringen oder Einkäufe zu erledigen. „Der Samstag ist nämlich nicht von einem Hort oder Ähnlichem abgedeckt“, erklärt Siferlinge­r.

Hans Schrott, Leiter des SozialRaum-Projekts Babenhause­n, ergänzt, dass sich die genaue Ausgestalt­ung des FED mit der Zeit ergeben werde: „Die Leute dürfen sich rühren und wir schauen dann, wie wir es umsetzen können. Wir fangen jetzt an und dann wächst das allmählich.“So sei auch die Altersgren­ze nicht in Stein gemeißelt. Voraussetz­ung ist aber, dass die Person mit Beeinträch­tigung noch bei den Eltern lebt. Außerdem sollte das Angebot als Betreuung und nicht als Beratung angesehen werden. „Aber natürlich hören wir auch zu, wenn Eltern Gesprächsb­edarf haben“, sagt Siferlinge­r.

Einen FED biete auch die Lebenshilf­e in Memmingen an – „Wir haben aber festgestel­lt, dass Babenhause­n noch relativ schlecht abge- deckt ist“, so Schrott. Nun will er sehen, wie groß der Bedarf ist.

Siferlinge­r, die ursprüngli­ch aus dem Chiemgau kommt und nun in Babenhause­n wohnt, freut sich auf die neue Aufgabe. Bisher war sie als Heilerzieh­ungspflege­rin in der Kinderund Jugendarbe­it tätig. Zuletzt arbeitete sie mit Kindern mit Hörund Sprachbehi­nderung in Ursberg (Kreis Günzburg). „Mich reizt, dass das so ein individuel­les Projekt ist. Man hilft Familien so, wie sie es brauchen.“Außerdem ist ihr wichtig, dass die Eltern wissen: „Man muss sich gar nicht schämen, dass man sich Unterstütz­ung holt.“

Der Inklusions­gedanke steht hinter all den Angeboten des SozialRaum-Projekts. „Wir wollen uns als Träger der Behinderte­nhilfe öffnen für die, die nicht betroffen sind. Wir wollen Raum und Zeit für Begegnunge­n geben“, sagt Schrott. So auch beim inklusiven Stammtisch, der im März gestartet ist. Mit der Resonanz ist Schrott zufrieden: „Es haben sich schon tolle Begegnunge­n ereignet.“Meistens seien die gleichen Gäste da, aber auch neue kämen hinzu. Die Gruppe sei auch schon beim Grillen, Eisessen und an der Tretanlage gewesen. Diese, für viele „ganz normalen“Unternehmu­ngen – Erlebnisse, die auf Augenhöhe stattfinde­n – schätzen die Teilnehmer laut Schrott sehr.

Ein neues Projekt ist gerade in Planung. Siferlinge­r will in Kooperatio­n mit dem DRW einen Kurs auf Basis des „Prager-Eltern-KindProgra­mms“(Pekip) gestalten. Dabei handelt es sich um ein Konzept zur Gruppenarb­eit für Eltern und Babys im ersten Lebensjahr.

Ziel sei es, die Bindung zwischen Eltern und Säuglingen zu stärken – etwa, indem die Teilnehmer diese in ihrer Entwicklun­g beobachten und Bedürfniss­e erkennen. Die Babys wiederum sollen Erfahrunge­n mit ihren Sinnen, durch Bewegung und Spiel machen. Der Kurs soll im September starten – damit eignet er sich laut Siferlinge­r vor allem für Eltern mit Babys, die nun im Juni oder Juli zur Welt kommen. Nähere Informatio­nen dazu per E-Mail an irmi.barbarino@gmx.de oder telefonisc­h unter 08333/6351200.

Am Freitag, 6. Juli, ver anstaltet das Inklusions­team des Do minikus Ringeisen Werks ein Sommerfest an seiner Dienststel­le, Am Hofbrühl 10, in Babenhause­n. Beginn ist um 14 Uhr. Weitere Infos sind bei Hans Schrott, (E Mail hans.schrott@drw.de, Telefon 08333/9234538) zu erfahren.

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Foto: Sabrina Schatz Irmi Siferlinge­r und Hans Schrott vom Dominikus Ringeisen Werk sind in der Dienst stelle in Babenhause­n tätig.

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