Freiwillige packen seit 70 Jahren mit an
Die Arbeiterwohlfahrt Babenhausen engagiert sich in vielerlei Hinsicht für die Jugend und sozial Schwache
Im Jahr 1948 ist in Babenhausen ein eigener Ortsverband der Arbeiterwohlfahrt ins Leben gerufen worden – heute zählt er rund 100 Mitglieder. Die freiwilligen Helfer engagieren sich seit nunmehr sieben Jahrzehnten für diejenigen im Fuggermarkt, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, ob mit der Lebensmittelhilfe oder der Aktion „Bürger in Not“.
Aus der Gründerzeit sind keine Unterlagen mehr vorhanden. Diese gingen offenbar beim Wechsel vom Kreisverband Illertissen zur Awo Memmingen (später Memmingen/ Unterallgäu) 1973 verloren. Bedingt war diese Veränderung durch die Gebietsreform. Nur ein Beleg im Marktarchiv weist darauf hin, dass die Awo wohl bereits 1949 einen Antrag auf eine Spendensammlung eingereicht hatte. Überliefert ist auch, dass die Anfangszeit von Vorstandswechseln geprägt waren.
Konstanz kehrte erst ein, als Helmut Koch senior 1980 den Vorsitz und dessen gleichnamiger Sohn das Kassenwesen übernahm, welches er bis heute betreut. Auf die Kochs geht auch das Hilfswerk „Bürger in Not“zurück, das greift, wenn Mitbürger unschuldig in Not geraten sind. Bedürftigen wird dabei etwa mit Heizmaterial, Kleidung oder Möbel ausgeholfen. Zudem übernimmt die Awo für einen begrenzten Zeitraum auch Miet- und Stromkosten. Zu Weihnachten freuen sich Menschen in Not über Pakete.
Vor rund 50 Jahren wurde die Seniorenerholung initiiert, die meist im österreichischen Gerlos stattfand. Diese erfreute sich etwa 30 Jahre lang reger Nachfrage, wurde letztlich aber mangels Interessenten eingestellt. Ähnliches gilt für Erho- lungsfreizeiten für Kinder, die überwiegend in Südtirol und im Schwarzwald, aber auch im Bayerischen Wald oder in Bremervörde veranstaltet wurden. Als Krankenkassenzuschüsse wegfielen und die Nachfrage zurückging, kam auch für diese Maßnahme das Aus.
Nachdem Koch fast ein Vierteljahrhundert lang Vorsitzender gewesen war, übernahm 2003 Karl- Heinz Schön die Position. In seine Amtszeit, die 2015 endete, fiel etwa der Aufbau der „Lebensmittelhilfe Babenhausen und Umgebung“. Diese öffnete erstmals 2006 im evangelischen Gemeindehaus ihre Pforten. Inzwischen ist sie im ehemaligen Feuerwehrgerätehaus beheimatet. Dort können Arbeitslose, Hartz-IV- und Sozialhilfeempfänger, Personen mit geringer Rente sowie Berufstätige mit niedrigem Lohn wöchentlich Lebensmittel abholen. Zu den Nutzern zählen inzwischen auch Asylbewerber, sodass die Schaffenskraft der rund 40 freiwilligen Helfer bereits oftmals an ihre Grenzen stieß.
Um den Lebensmitteltransport auf eigene Beine zu stellen, schaffte die Awo 2007 ein eigenes Fahrzeug an. Unterstützt wurde der Kauf von der Marktgemeinde und durch die
Das Hilfswerk unserer Zeitung steuerte 4000 Euro bei. Zudem beteiligte es sich an den Kosten für einen Sportrollstuhl, den ein Behindertensportler aus dem Fuggermarkt erhielt.
Ebenfalls unter Schöns Leitung begann die Awo damit, jeden ersten Freitag im Monat Wertstoffe bei Personen abzuholen, die diese nicht mehr selbst zum Wertstoffhof bringen können. Zudem veranstaltet der Verband regelmäßig Themennachmittage mit Kaffee und Kuchen. Die Bewohner des Kreisseniorenwohnheims wurden ebenfalls in die AwoArbeit einbezogen – mit Sachspenden oder bei Festen.
Auf Herausforderungen der Zeit reagierte die Awo etwa, in dem sie Sprachkurse für Asylbewerber unterstützte oder im Schulzentrum die Aktion „Kostenloses Obst“bezuschusste. Überhaupt legt der Ortsverband Wert auf Aktionen für Jugendliche, etwa im Jugendzentrum.
Für Armin Schröter – seit 2015 Vorsitzender – ist es eine Selbstverständlichkeit, die soziale Institution im Sinne seiner Vorgänger weiterzuführen. Er sei für jegliche Anregung dankbar und bittet die Bevölkerung, sich auch dafür zu engagieren. Denn ohne freiwillige Helfer beziehungsweise Spenden von Privatpersonen und Unternehmen ließe sich das Angebot in Babenhausen nicht schultern, sagt er. Vor Kurzem wurde etwa ein neues Auto mit Kühlung für die Lebensmittelhilfe angeschafft – denn die Awo will laut Schröter vor Ort helfen und sehe ihre Aufgabe nicht darin, Spendengelder zu horten.
Und so würde sich die Awo auch über das eine oder andere „Geburtstagsgeschenk“freuen. Gefeiert wird der 70. Geburtstag am Sonntag, 15. Juli.