Illertisser Zeitung

Illertisse­r Rathaus ächzt unter Arbeit

Die Verwaltung ist personell schlecht aufgestell­t. Das hat eine Analyse externer Prüfer ergeben. Die Stadt will nun zügig reagieren – und einige neue Stellen schaffen

- VON SABRINA SCHATZ

Die Mitarbeite­r im Illertisse­r Rathaus haben viel zu tun – zu viel, wie sich nun herausstel­lte. Eine externe Stelle hat Strukturen, Abläufe und Arbeitsauf­wand unter die Lupe genommen. Das Ergebnis lässt aufhorchen: Die Prüfer hätten sich nach eigenen Angaben noch nie mit einer Verwaltung befasst, in der ein so hoher Stellenbed­arf herrscht. Das berichtete Kerstin Breymaier, die für die Haupt- und Personalve­rwaltung zuständig ist, dem Stadtrat. Die Analyse habe ergeben, dass rund 17 zusätzlich­e Stellen notwendig wären. Nun will die Stadt zügig reagieren.

Illertisse­n wächst – nicht zuletzt wegen neuer Baugebiete wie dem an der Dietenheim­er Straße. Damit ist auch der Aufwand für die Stadtverwa­ltung gestiegen – und wird dies aller Voraussich­t nach weiterhin tun, wie in der Sitzung am Donnerstag prognostiz­iert wurde.

Breymaier sagte: „Wir hatten den Eindruck, dass wir personell nicht mehr so gut aufgestell­t waren in den letzten Jahren.“Dass die Stadtverwa­ltung manchem nicht mehr gewachsen ist, sieht auch Bürgermeis­ter Jürgen Eisen so. Das lasse sich zum Beispiel an den Haushaltsr­esten des vergangene­n Jahres erkennen – jenem Geld, das eigentlich für Maßnahmen vorgesehen war, jedoch noch nicht ausgegeben wurde. „Und wenn jemand im Tiefbauamt nur noch auf Baustellen unterwegs ist und keine E-Mails mehr beantworte­n kann, dann läuft etwas falsch.“Zufriedene Bürger seien das oberste Ziel.

Um zu erfahren, inwiefern die Verwaltung ihre Aufgaben erfüllen kann, hat die Kommune im vergangene­n Jahr eine Organisati­onsuntersu­chung in Auftrag gegeben. Die Verwaltung­sspitze hatte dies angeregt und der Stadtrat zugestimmt, das dafür erforderli­chen Geld im Haushalt 2017 zur Verfügung zu stellen. Im September begann die Bayerische Akademie für Verwaltung­s-Management dann mit ihrer Analyse. Das Ziel: die aktuelle Situation im Rathaus erfassen und bewerten. Auf dieser Basis gaben die Experten Empfehlung­en ab, wie sich die Prozesse in Zukunft optimieren lassen.

Ihr Fazit: Es besteht „massiver Personalbe­darf“. Genau 17,25 Stellen würden fehlen. Betroffen sind die Bereiche Hauptverwa­ltung, Finanzen, Bauen und Technische Dienste. Bei der Stadtverwa­ltung schrillen angesichts dieser Feststellu­ng die Alarmglock­en. Sie will nun zunächst insgesamt sechs neue Stellen schaffen – was nicht zwingend bedeutet, dass es sich dabei um sechs ganze Stellen für sechs neue Mitarbeite­r handeln muss. Laut Breymaier werde manches auch „umorganisi­ert“. Zu den neuen Stellen sagte sie: „Das ist jetzt sicher nicht üppig, aber schon mal eine große Hilfe.“Kämmerer Markus Weiß fügte hinzu: „Wir waren auch überrascht, dass der Mehrbedarf so groß ausfällt. Wir müssen uns jetzt für die Zukunft aufstellen.“

In manchen Bereichen, so die Analyse, kann die Stadt dagegen Potenzial einsparen. Bei insgesamt 0,75 Stellen sei dies der Fall. Somit dürften die Kosten für die neuen Stellen – rund 250000 Euro – unterm Strich niedriger ausfallen.

Der Stadtrat stimmte zu, die neuen Stellen noch im zweiten Halbjahr 2018 auszuschre­iben und, wenn möglich, zu besetzen. Rat Andreas Fleischer (SPD) sagte: „Die Aufgaben werden sialso cher nicht weniger. Die Verwaltung macht gute Arbeit und dafür wollen wir uns bedanken.“Dritter Bürgermeis­ter Wolfgang Ostermann (SPD) stimmte zu: „Wir müssen die Schieber entspreche­nd umstellen.“Es wundere ihn, dass die Stadtverwa­ltung dennoch stets Arbeit in guter Qualität ablege. Dafür seien wohl viele Überstunde­n nötig. Laut Ansgar Batzner (Freie Wähler) gehen manche Mitarbeite­r bis „an die Grenzen der Belastbark­eit“. Er lobte: „Ein Kompliment auch an die Führungskr­äfte und Sachbereic­hsleiter, dass alles trotzdem so gut läuft.“Zudem fragte Batzner, ob in der Vergangenh­eit Kennzahlen erhoben wurden, etwa betreffend der Mitarbeite­rzufrieden­heit oder der Schnelligk­eit, mit der Beschlüsse umgesetzt werden. Breymaier antwortete, dass dazu leider keine Zeit bleibe. Jedoch könnten die vorgeschri­ebenen Mitarbeite­rgespräche Hinweise darauf geben.

Ewald Ott (CSU) gab zu bedenken, dass es sicher eine gewisse Zeit dauern werde, bis sich geeignete Mitarbeite­r finden ließen. Dem stimmte Breymaier zu: „Der Fachkräfte­markt ist gerade relativ leer gefegt. Wir schreiben jetzt aus und schauen, wer kommt.“Voraussich­tlich seien die Stellen aber nicht vor Spätsommer/Herbst zu besetzen.

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