Sein Kind jetzt Joachim nennen?
Warum wohl ist kaum je jemand auf die Idee gekommen, sein Kind Goliath zu nennen? Oder Varus? Nur weil die Namen irgendwie zu hart und hässlich klingen? Warum hat Kapitän Ahab in „Moby Dick“erst gar keinen Vornamen? Und wer schluckte nicht schwer und krampfte im Gemüt, erführe er, dass ein Paar seinen Sohn Ödipus taufen hat lassen? All das zeigt: Nein, legendäre Verlierer und tragische Figuren wählt sich keiner zum Namenspaten – das wirkte ja, als wollte man die dunklen Schicksalsmächte noch herausfordern.
Es mag ja mal eine Zeit gegeben haben, da Deutschland, wiedergeboren in einem Sommermärchen, selbst noch als Schland bekosenamt wurde – und da mag neben Jogi auch Joachim für Glaube, Liebe und Hoffnung gestanden haben. In einer Reihe mit WM-Stern bewährten Feldherren wie Sepp, Franz und Helmut oder Offizier Jupp. Aber wohl selbst zur Schland-Zeit sind mehr Kinder Mats und Bastian, Lukas und Manuel getauft worden – oder Mario. Eher nicht Miro(slav). Und seltener noch Sami, Mesut oder Ilkay. Aber am seltensten: Joachim. Nicht aus Kulturdünkel – der Name stammt aus dem Hebräischen, über die Kreuzzüge hierher gelangt, bedeutet irgendwas mit Jahwe – sondern weil er auf unschöne Art nicht mehr zeitgemäß ist …
Und all das zusammengenommen soll nun nach dem trostlosen Ableben von Sommermärchen-Schland ausgerechnet Joachim eine Alternative sein? Wo sich Deutschland doch zwischen Alexander (dem Beschützer) und Angela (dem Engel) spaltet und darüber womöglich zum Horst (dem Hengst, der aus dem Wald kommt, oder so) macht? Um Jahwes willen, nein, wer schickt sein Kind schon freiwillig ins PausenhofMartyrium? Du Jogi!? Da noch lieber Goliath Löw. Das hätte wenigstens Format.