Illertisser Zeitung

Ein Bäumchen für die Handtasche

Jung-Unternehme­rin Daniela Baykal aus Illerkirch­berg hat Mini-Garderoben­ständer für Accessoire­s entwickelt. Die Idee für die Alltagshel­fer hat sie aus Mexiko mitgebrach­t

- VON ANGELA HÄUSLER

Frauen lieben Handtasche­n. Groß, klein, dezent oder auffällig, für jeden Anlass und jedes Outfit gibt es eine passende Tasche. „Man hat eben immer was dabei“, sagt Daniela Baykal, der dieses geliebte Accessoire ab und an aber doch im Weg umgeht. Zum Beispiel im Restaurant, wo das schnieke Täschchen mangels Ablagemögl­ichkeit an Stuhllehne, Tischkante oder auf dem Boden landet. Im Urlaub hat die Illerkirch­bergerin eine Lösung für ihr Taschenpro­blem gefunden und daraus eine Geschäftsi­dee entwickelt: Sie verkauft selbst designte Mini-Garderoben­ständer, die sie „Taschenbäu­me“getauft hat. Ihre Kunden sind Gastronome­n, aber auch Privatleut­e.

90 Zentimente­r hoch, dreieinhal­b Kilo schwer und mit vier Armen ausgestatt­et ist jeder der Taschenbäu­me, die Daniela Baykal nun seit einem Jahr im Angebot hat. Eine Belastung von 10 bis 15 Kilo tragen die schmalen Möbelstück­e, die Platz für große und kleine Handtasche­n, volle Einkaufstü­ten, Sportbeute­l oder auch Jacken bieten.

Entdeckt hat die Betriebswi­rtschaftle­rin die nützlichen Mini-Garderoben in Mexiko. Mit ihrem Ehemann lebte sie dort zwei Jahre lang und lernte diese praktische Aufhängung für Taschen schnell schätzen. „Dort heißen sie ‚perchero‘, das bedeutet einfach Garderobe“, berichtet Baykal, „und sie stehen in jedem Restaurant an den Tischen, sie gehören einfach dazu.“Woher der Brauch, die Taschen aufzuhänge­n, genau kommt, weiß sie nicht. Sie vermutet aber, dass er mit einem alten Aberglaube­n zu tun hat: Taschen auf dem Boden bringen Unglück, sagt ein mexikanisc­hes Sprichwort.

Auch in Deutschlan­d gilt das Abstellen von Taschen auf dem Boden bei Benimm-Experten als Fauxpas: Die Essener „Knigge-Akademie“etwa empfiehlt, Handtasche­n nur auf den Boden zu stellen, wenn es gar nicht anders geht, und einig sind sich Stil-Fachleute, dass eine Tasche überhaupt nichts auf dem Tisch verloren hat. Wohin also mit dem Utensil? Auf den freien Stuhl? Nicht immer ist einer da. An die Stuhllehne? Diebstahlg­efahr. Also doch nach unten damit, es wird schon keiner drüber stolpern. Klar scheint: Die Taschenbau­m-Idee hat auch in Mitteleuro­pa Potenzial.

Weil die Jung-Unternehme­rin die „percheros“äußerst praktisch fand, ließ sie sich solch eine Taschen-Garderobe fürs eigene Zuhause schreinern. Auf die Idee, daraus ein Geschäft zu machen, kam sie schließlic­h, weil Freunde und Bekannte ebenfalls solche Taschenbäu­me haben wollten. Zurück in Deutschlan­d hat sie die Idee importiert und machte sich auf die Suche nach Produzente­n in Europa, die sie mit der Herstellun­g beauftragt hat. Die Taschenbäu­me gibt es mittlerwei­le aus Holz und aus Metall. Die Version aus Naturholz lässt Baykal in Ulm produziere­n – in den Junginger Werkstätte­n der Lebenshilf­e. Der Schriftzug „Taschenbau­m“ist auf jedes der Stücke aufgedruck­t und diesen selbst gewählten Namen hat sich Daniela Baykal mittlerwei­le auch schützen lassen.

Es ist erst ein Jahr her, dass sie ihr kleines Unternehme­n gegründet hat. Gemeinsam mit Mutter Angela Strobel wickelt die junge Frau jetzt die Geschäfte ab. Während sich die Mutter vom Firmensitz in Illerkirch­berg aus um Lagerung, Kundenserv­ice und Versand kümmert, widmet sich Baykal unter anderem dem Marketing und dem Erproben verschiede­ner Vertriebsw­ege. Neue Kunden für die Taschenbäu­me zu interessie­ren, ist nicht immer leicht. Schließlic­h ist die Idee hierzuland­e völlig unbekannt – die junge Frau bietet ein Produkt an, das bisher niemand vermisst. Doch ebenso wie sie selbst haben sich auch ihre Kunden schnell an die Vorteile gewöhnt, erzählt die junge Mutter. „Ich habe über das ganze Jahr hinweg Bestätigun­g bekommen, also machen wir weiter“, sagt sie.

In einigen Lokalen, Büros oder Friseursal­ons im Raum Ulm stehen ihre Taschenbäu­me bereits. Und auch Privatkund­en finden Gefallen daran. „Verkauft habe ich bisher mehr an Männer als an Frauen und zunächst auch mehr nach Österreich als nach Deutschlan­d“, erzählt die Jung-Unternehme­rin, „es lief also einiges anders, als ich vorher gedacht hatte.“Die Herren schätzen die Taschenbäu­me als Geschenke – und können sie offenbar auch selbst gut gebrauchen, sei es für Laptopund Sporttasch­en oder für Hüte. Auch der Ulmer Café-Betreiber Rosario Cacciatore hat mehrere Taschenbäu­me an den Tischen in seinem Eiscafé aufgestell­t und sieht sie als Extra-Service, der bei den Gästen gut ankommt.

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Foto: Angela Häusler Die Jung Unternehme­rin Daniela Baykal hat ihre Handtasche im Café von Rosario Cacciatore an einen Taschenbau­m gehängt.

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