Recup Idee nimmt langsam Fahrt auf
Seit einiger Zeit gibt es in der Region eine Alternative zum Wegwerfbecher. Wie diese ankommt
Es begann als Experiment mit offenem Ausgang: Seit Januar verkaufen einige Anbieter im Unterallgäu ihren Coffee To Go neben den gewohnten Wegwerfbechern auch in wiederverwendbaren Recup-Bechern. „Das Allgäu war die erste Region, die sich dem Recup-Pfandsystem angeschlossen hat, und geht beispielhaft voran“, erklärt Leonie Aust von Recup. Seine früheren Erfolge hatte das Unternehmen in größeren Städten erzielt. Nach einigen Monaten stellt sich nun also die Frage: Konnte der Recup-Becher auch im ländlichen Unterallgäu punkten?
Edgar Putz, am Landratsamt zuständig für die Abteilung Abfallwirtschaft, nennt die bisher gemachten Erfahrungen „gemischt“. So sehen es auch Anbieter. Sarah Lehner von der Bäckerei Fäßler in Mindelheim erklärt, die Becher von Recup würden nur „sehr wenig angenommen“. Zwar sei der Kaffee im Recup-Becher letztlich günstiger, aber die Kunden müssten diesen nach dem Trinken mit sich herumtragen, bis sie den Becher bei einem am Recup-Pfandsystem beteiligten Anbieter wieder abgeben könnten. Vielen sei das zu aufwendig.
Monika Kaiser von der gleichnamigen Bäckerei in Bad Wörishofen sieht es ähnlich. „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“, sagt sie. Deshalb sei es nicht überraschend, dass die neuen Becher bisher nur „verhalten angenommen“würden. Das könne sich aber mit der Zeit noch ändern.
In Marino’s Café liegt die Erfolgsquote wesentlich höher als bei den beiden Bäckereien: 50 Prozent aller Coffees To Go, erklärt Inhaber Marino Scholz, verkaufe er in RecupBechern. Allerdings wollen die meisten seiner Kunden ihren Kaffee ohnehin lieber vor Ort trinken. Deshalb kommt auch er nur auf fünf bis zehn Recup-Becher pro Tag, die ausgegeben werden. „Es ist eine gute Idee, ich unterstütze das auch gerne, weil es mir wichtig ist, möglichst wenig Müll zu produzieren“, erklärt Scholz. Allein: Der in Recup-Bechern generierte Umsatz sei noch steigerungsfähig.
Trotzdem gibt es Anlass zur Zuversicht. Der eine Positivtrend ist die wachsende Zahl der beteiligten Anbieter. „Im Allgäu sind wir mit circa zehn Partnern gestartet, jetzt sind es über 60!“, erklärt RecupMitarbeiterin Aust. Je mehr Anbieter es aber gibt, desto attraktiver, betont Putz von der Abteilung Abfallwirtschaft, werde jeder einzelne von ihnen. Etwa, weil es in diesem Fall auch mehr Stellen gibt, an denen einer der umweltfreundlichen Becher zurückgegeben werden kann.
Und dann ist da noch das Erfolgsmodell, für das sich Barbara Mertin verantwortlich zeichnet. Den Kaffeekonsum an der Fach- und Berufsoberschule Memmingen hat die Mitarbeiterin der beiden Schulbistros kurzerhand „komplett umgestellt“. Seither gibt es dort keine Wegwerfbecher mehr, sondern ausschließlich die von Recup. Die Schüler akzeptierten das – weil ihnen, so Mertin, „nichts anderes übrig bleibt“, aber auch, weil sie mitgedacht und die Argumente für den Wechsel nachvollzogen hätten.