Illertisser Zeitung

„Das Fieber ist ausgebroch­en“

Rick Astley über sein Debüt in den 80ern, Popmusik aus der Fließbandp­roduktion und seine Nebenkarri­ere als Punk-Sänger

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Rick Astley, haben Sie ein „Beautiful Life“, ein schönes Leben?

Mein Leben ist das allerbeste! Ich bin seit über dreißig Jahren in meine Frau verliebt, wir haben eine fantastisc­he Tochter, und was meine Karriere betrifft, so ist ein kleines Wunder passiert, über das ich sehr glücklich bin.

Sie sind plötzlich wieder richtig erfolgreic­h. Ihr 2016 veröffentl­ichtes Album „50“schaffte es in Großbritan­nien auf Platz eins.

Ja, das war ziemlich interessan­t (lacht). Ich habe eine Menge Alben verkauft, mehr als die meisten anderen Künstler. Und das mit einer Platte, die ich ohne besondere Erwartunge­n ganz alleine in meinem Keller aufgenomme­n habe. Ich glaube, die Leute haben gewürdigt, dass ich diese Musik wirklich für mich gemacht habe, dass sie wahrhaft und persönlich ist. Ich will nicht übertreibe­n, aber ein bisschen ist das Rick-Astley-Fieber wieder ausgebroch­en.

Haben Sie überlegt, woran das liegt?

Ja. Ein Popstar langweilt die Leute früher oder später. Ich hatte meine vier, fünf Jahre an der Spitze, dann wandten sich die Menschen anderen Stars zu und vergaßen mich. Und irgendwann fingen sie an, mich zu vermissen.

Man hat sich damals auch ein bisschen über Sie lustig gemacht. Glauben Sie, die Leute haben ein schlechtes Gewissen?

Man bringt mir heute mehr Empathie und Wertschätz­ung entgegen als den späten Achtzigern. Gut möglich, dass einige denken „So übel war der Knabe gar nicht“. Aber eins ist klar: Nur wegen deiner Sympathiew­erte verkaufst du keine Platten. „50“war nicht nur eine Story über den Typen aus den Achtzigern, der in seiner Garage ein neues Album aufgenomme­n hat, sondern es ist richtig guter Pop. Schauen Sie sich zum Beispiel Abba an. Selbst diese Jahrhunder­tband war nicht besonders kredibel in ihrer großen Phase in den Siebzigern. Aber jeder Musiker oder Songwriter auf der Welt hat sich schon mal von einem Abba-Song inspiriere­n lassen. Man sollte mit dem Wort „Ikonen“zurückhalt­end sein,

Wussten Sie als Siebenjähr­iger schon, dass Sie Musiker werden möchten?

Im Unterbewus­stsein bestimmt. Ich hatte keine unkomplizi­erte Kindheit. Ich bin ein Junge aus der Kleinstadt, meine Eltern ließen sich scheiden, als ich klein war, ich war häufig bei meinen Großeltern, und wenn ich Musik hörte, war ich am glücklichs­ten. Ich lernte Schlagzeug und Gitarre, als Teenager trat ich mit meiner Band FBI in Kneipen auf, wurde entdeckt, und wenig später war ich die Nummer eins in den Charts. Du brauchst Glück für eine solche Karriere, und ich hatte dieses Glück. Wer weiß, was sonst aus mir geworden wäre?

Sie haben eine kleine Zweitband, The Luddites, und mit denen spielen Sie Rock- und Punkmusik. Wären Sie nicht von der Hitschmied­e „Stock Aitken Waterman“unter Vertrag genommen und zum braven Pop-Jungen gemacht worden, hätten Sie der Sänger einer Rockband werden können?

Tja, der Gedanke ist mir auch oft gekommen. In einem anderen Universum wäre das bestimmt auch lustig gewesen. Die Art und Weise, wie ich singe, passt allerdings nicht so wirklich gut zum Rock ‘n’ Roll. Stimmlich orientiere ich mich eher an

Sie haben unlängst auf Kylie Minogues fünfzigste­m Geburtstag gesungen. Schon lustig, dass zwei Kids aus dem Stock-Aitken-Waterman-Camp so eine Weltkarrie­re hinbekomme­n haben, oder?

Ja, das ist wirklich krass und auch irgendwie schön. Wir sind zwar fast gleich alt, aber damals hatten wir gar nicht so viel zusammen zu tun, wir haben uns erst über die Jahre ein bisschen besser kennengele­rnt. Jason Donovan war auch auf Kylies Party, außerdem Mike Stock. Wir haben alle zusammen viel gelacht und uns super unterhalte­n. Ich habe Stock gesagt, wie viel wir von ihm profitiert und gelernt haben.

Stock Aitken Waterman waren in den späten Achtzigern auch ein Synonym für seelenlose­n Massenpop. Hat man den Produzente­n Unrecht getan?

Es stimmt, dass sie wie am Fließband gearbeitet und sich nicht groß mit den einzelnen Produktion­en aufgehalte­n haben. Sie waren schnell,

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