Badegäste machen Bogen um Umkleiden
Düster und schmutzig: So beschreibt mancher das Häuschen am Babenhauser Baggersee. Nicht das einzige Ärgernis
Außen sind die Holzbretter abgewetzt und mit Graffiti besprüht. Innen fällt schummriges Licht durch eine Lücke im Wellblechdach, Spinnweben hängen zwischen den Balken. Die Umkleiden am Babenhauser Badesee laden nicht gerade dazu ein, sich dort aus dem Sommerkleid zu schälen und den Bikini anzuziehen. Dieser Ansicht sind zumindest einige Badegäste. Eine 67-Jährige, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, sagt: „Ich gehe nicht mehr rein. Mich graust’s da.“Und da sei sie nicht die Einzige.
Dunkel und dreckig – so beschreibt die Babenhauserin das Häuschen auf der Liegewiese am westlichen Ufer. Auch die Toiletten am Kiosk, der sich auf der gegenüberliegenden Seeseite befindet, könnten aus Sicht mancher Badegäste sauberer sein, berichtet die 67-Jährige. Zwei ihr bekannte Seniorinnen, die den von Bäumen umringten Baggersee regelmäßig besuchen, hätten unlängst Eigeninitiative ergriffen: Sie versuchten, in der Damenumkleide selbst reine zu machen und kehrten den Boden.
Manche Badegäste sehen die Marktgemeinde in der Pflicht, sich um den Zustand der Umkleiden zu kümmern. „Wenn man will, dass Touristen nach Babenhausen kommen, muss man etwas dafür tun“, so etwa die Meinung der Rentnerin. Sie wünsche sich neue Umkleiden mit Fenster, damit es nicht mehr so düster ist. Auch eine weitere Toilette auf der Westseite des Sees wäre ratsam. Der Weg bis zum Kiosk sei weit, wenn Kinder dringend mal müssten.
Karin Wolfgram, Vorsitzende des Touristik-Vereins FuggermarktBabenhausen würde sich wünschen, dass sich noch mehr Bürger aktiv einbringen, statt Forderungen an Marktgemeinde zu stellen. „Das alles kostet keinen Eintritt – darüber sollte man auch einmal nachdenken“, sagt sie. Die Umkleiden seien zwar tatsächlich in keinem guten Zustand, erfüllten jedoch noch ihren Zweck. Außerdem verweist sie darauf, dass die Marktgemeinde in den vergangenen Jahren etwa Steg und Schwimminsel erneuern und Mülldie behälter aufhängen ließ. Leider gebe es auch vereinzelt Besucher am See, die Gegenstände mutwillig beschädigten. Dies bestätigt auch die 67-Jährige mit Bedauern.
Marktbaumeister Reinhard Liedel sagt auf Nachfrage, dass ihn bisher keine Beschwerde über die Umkleiden erreicht habe. Die Mitarbeiter des Bauhofs schauen ihm zufolge regelmäßig nach dem Zustand der Einrichtungen am See. Nach und nach würden diese bei Bedarf erneuert – wie zuletzt Müllbehälter und Steg. Auch Bürger hätten schon Hand angelegt und zum Beispiel ehrenamtlich eine Wasserspielanlage für Kinder errichtet. Doch auch Liedel weiß von Vandalismus: „Auch wenn man alles erneuern würde, wären wir davor wohl nicht gefeit.“
Radim Tatka, Polizist der Dienststelle Babenhausen, sagt, dass die Situation nicht anders sei als an Badeseen in anderen Gemeinden. Dem heißen Sommer geschuldet, ziehe es derzeit viele Menschen in das Naherholungsgebiet, ob nachmittags oder abends. Da könne es bisweilen vorkommen, dass verschiedene Altersgruppen zusammentreffen – mit unterschiedlichen Vorstellungen darüber, wie ein gelungener Tag am See auszusehen hat.
Ein Beispiel aus jüngerer Zeit: „Die Schulabgänger haben, als sie die Prüfungen abgelegt hatten, etwas exzessiver gefeiert, als in den Vorjahren. Das lag wohl auch am Wetter“, sagt Tatka. Einzelne seien mit Rädern und Moped auf die Liegewiese gefahren. Auch Lärm und Müll sei manchem unbeteiligten Badegast negativ aufgefallen. „Wir haben dann mit den Jugendlichen geredet. Sie waren absolut einsichtig. Im Großen und Ganzen war das kein Problem.“
Eine beschädigte Einfahrtsperre zur Liegewiese will die Gemeinde Tatka zufolge austauschen. Dies wurde zuletzt auch im Marktrat angesprochen. Konkrete Pläne, nach denen sich Badegäste bald in neuen Umkleiden umziehen können, liegen aber offenbar noch nicht vor.