Warum sich Afrika nun selbst helfen will
China investiert Milliarden und auch die EU will die Partnerschaft auf eine neue Basis stellen. Doch die afrikanischen Länder wollen nun ihre Märkte mit einer Freihandelszone stärken
staaten ihre Ausbildung fortsetzen. 70 000 weitere sollen bis 2027 folgen. 30 Millionen Afrikaner werden Zugang zu Strom erhalten, 24 Millionen Menschen können von Investitionen in das Straßennetz profitieren. Mogherini: „Wir werden echte Wirtschaftspartner.“
Das dürfte Musik in den Ohren von Gerd Müller sein, der sich bisher eher als Rufer in der Wüste fühlte. „Öffnet die Märkte für alle afrikanischen Güter“, hatte er vor kurzem gefordert. Einiges davon gibt es längst. Das EU-Programm „Alles außer Waffen“ermöglicht den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt seit 2001 komplette Zollfreiheit für Ausfuhren in die EU. Das sind allein in Afrika 32 Staaten. 2016 exportierten die Länder des Kontinents zwar 116,7 Milliarden Euro in die Gemeinschaft – sieben Prozent der Einfuhren in die Union.
Doch die Tendenz war fallend. Das liegt allerdings weniger an Importzöllen oder den subventionierten Produkten für europäische Landwirte, die jeder Konkurrenz das Leben schwer macht. Ein weiterer wichtiger Grund sind die hohen Verbraucherstandards in der EU, die afrikanische Hersteller einfach nicht schaffen. So gewinnt das Modell „Binnenmarkt à la EU“immer mehr an Beliebtheit, weil es der Schlüssel für die afrikanischen Länder ist: Sie müssen den Handel untereinander ausweiten. Inzwischen sind die Vorarbeiten für die Freihandelszone CFTA (Continental Free Trade Africa) nach europäischem Vorbild fast abgeschlossen. 90 Prozent der Zölle und Importabgaben zwischen den afrikanischen Ländern sollen gestrichen werden. Das angestrebte Ziel klingt für alle Afrikaner verlockend: Der gemeinsame Verbund unter dem Dach der Afrikanischen Union (AU) könnte ein Handelsvolumen von etwa 6,6 Billionen Euro pro Jahr bringen – das wäre fast so viel, wie auch die EU auf dem Binnenmarkt erwirtschaftet. Die Stellung der AU bei weltweiten Handelsabkommen wäre massiv gestärkt, inzwischen träumt man sogar von den nächsten politischen Schritten: Die Vorbereitungen für einen gemeinsamen afrikanischen Reisepass laufen.
Alle Partner sehen diese Entwicklung mit großem Wohlwollen. China verspricht sich hier einen gewaltigen Markt. Immerhin rechnet die Weltbank inzwischen 900 Millionen Einwohner in den 54 Staaten zur gehobenen Mittelschicht, die über genügend Kapital für gewachsene Lebensansprüche verfügt. Es gibt Hoffnungsträger wie Ghana oder Botswana. Entwicklungshilfeminister Gerd Müller sprach gar in Bezug auf ganz Afrika von einem „Chancenkontinent“. Diese müsste eigentlich auch für deutsche Investoren reizvoll sein. Der US-Experte Smith beschreibt die Zukunft allerdings so: „Gute Wirtschaftsdaten werden in den nächsten 30 Jahren gute Nachrichten für China sein.“