Illertisser fordern mehr Sicherheit für Fußgänger
Verkehr Bei der Bürgerversammlung stehen Gefahren im Fokus. Sogar eine neue Umgehungsstraße wird beantragt
Illertissen Fußgänger und Radler leben in der Vöhlinstadt mitunter gefährlich: Davon gehen jedenfalls diejenigen Illertisser aus, die bei der Bürgerversammlung in der voll besetzten Schranne aus ihrer Sicht riskante Orte vorstellten. Dazu gehörten unter anderen die Kreuzung von Vöhlinstraße, Tiefenbacher Weg und Schlossallee an der Ortseinfahrt und die von Mozartstraße und Siemensstraße. Vor allem Kinder seien Gefahren ausgesetzt, hieß es. Ob es zu Veränderungen kommt, ist fraglich. Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung wollen die Anliegen prüfen, einige seien jedoch wohl schwer umzusetzen. Dazu gehört wohl auch der Antrag, den Tiefenbacher Weg zu einer offiziellen Ortsumfahrung auszubauen. Hier ein Überblick.
Vöhlinstraße: Als „gefährlichen Punkt“bezeichnete Gerhard Reisinger die Kreuzung von Vöhlinstraße, Schlossallee, Ziegelweg, Obenhauser Straße und Tiefenbacher Weg an der Ortseinfahrt. Dort wollten Fußgänger die Fahrbahnen überqueren, während Autos mit Tempo 50 ankämen. Eine Ampel am Ende der Vöhlinstraße könnte für Sicherheit sorgen, so Reisinger. Ebenso seien markierte Querungshilfen im Bereich von Ziegelweg und Obenhauser Straße sinnvoll, etwa in Form einer Mittelinsel. Reisingers Vorschläge wurden von den Anwesenden mehrheitlich unterstützt: Die Stadtverwaltung wird nun prüfen, ob sie umgesetzt werden können.
So gebe es klare Richtlinien, unter welchen Voraussetzungen Fußgängerüberwege (wie Zebrastreifen) gebaut und Ampeln aufgestellt werden dürften, sagt Tiefbauamtsleiter Bernd Hillemeyr auf Anfrage unserer Redaktion. Bei Rotlicht müssten stadtauswärts fahrende Autos „am Berg“stehen bleiben und dann anfahren – bei Schneeglätte durchaus ein Problem. Zudem würde die Signalanlage nach der Kurve und somit für Verkehrsteilnehmer unvermittelt auftauchen. Die Stelle „dort oben“sei allerdings als schwierig bekannt, so Hillemeyr weiter. Deshalb schlug ein Planer – den Ausschlag dazu hatte ein Antrag Reisingers bei der Bürgerversammlung im Jahr 2016 gegeben – einst einen Kreisverkehr vor. Umgesetzt wurde das Projekt nicht. Einerseits wohl, weil der Bau aufgrund geringen Platzes, vielen Einmündungen und
Höhenunterschieden recht schwierig werden dürfte. Andererseits auch wegen der Kosten: Zwischen 400000 und 600000 Euro müssten bereitgestellt werden, so Hillemeyr.
Was die Sanierung der Vöhlinstraße später für die Radfahrer bedeute, wollte Ludwig Brauchle in der Versammlung wissen. Die markierte Spur bergabwärts werde es nicht mehr geben, antwortete Hillemeyr. Weil „unten“eine neue Tempo-30-Zone eingerichtet werde (wo solche Streifen nicht vorgesehen sind) sei die nach dem Umbau verbleibende Spur zu kurz, um sie beizubehalten. Zu dieser Ansicht seien Vertreter des Landratsamts bei einer Verkehrsschau gekommen. Bergaufwärts dürften Radfahrer allerdings weiterhin den Gehsteig benutzen.
Tiefenbacher Weg: In der Innenstadt gibt es zu viel Verkehr – das findet Telesphorus Lindinger. Er beantragte in der Bürgerversammlung deshalb, den Tiefenbacher Weg zur Umgehungsstraße auszubauen. Über die würden die Feuerwehrfahrzeuge vom neuen Standort der Feuerwehr in der Unterrother Straße dann auch schneller in den Norden Illertissens gelangen, so der
Bürger. Bürgermeister Eisen war merklich skeptisch: „Das wird den Verkehr nach Betlinshausen verlagern.“Er glaube daher nicht, dass so ein Vorhaben mehrheitsfähig sei. „Hier den Verkehr wegnehmen und dort hinsetzen, das funktioniert nicht.“Zudem sei der Waldweg kein Ort für Lastwagen, im Gegensatz zu den Staatsstraßen. Nur wenige der Bürger unterstützen Lindingers Idee per Handzeichen.
Siemensstraße: Auf eine „neuralgische Stelle“machte ein anderer Bürger aufmerksam: An der Kreuzung von Siemensstraße und Mozartstraße müssten Fußgänger „äußerst vorsichtig“beim Überqueren sein – schließlich kämen die Verkehrsteilnehmer mit hohen Geschwindigkeiten von der Landstraße nach Illertissen hinein gefahren. Auch seien dort mit der neuen Kindertagesstätte künftig mehr Fußgänger zu erwarten, so der Mann.
Das Problem ist nicht neu: Mehrfach habe man sich bereits um die Verlagerung des Ortsschilds stadtauswärts, also in Richtung von Tiefenbach, bemüht, sagte Eisen. Allerdings erfolglos: Vonseiten des Landratsamts seien diese Bitten stets abgelehnt worden. „Da beißen wir auf Granit“, sagte Eisen.
Rudolf-Diesel-Straße: Der Anschluss der Diesel-Straße an die Nordtangente habe das anliegende Wohngebiet vom nervigen Schwerlastverkehr befreit, lobte Anwohner Günter Parschan. Zumindest weitgehend: Denn noch immer verirrten sich Lastwagenfahrer trotz Verbots in die Straße. Bis zu zwölf pro Tag hatte Parschan gezählt. Einige Fahrer wählten die Route wohl sogar absichtlich. „Wer sie darauf anspricht, wird dann noch beleidigt“, so Parschan. Er forderte Schilder an der Nordtangente und in der Auer Straße, die deutlich auf die anliegenden Firmen (und damit auf die korrekte Fahrstrecke) hinweisen. Die ansässigen Unternehmer hätten ihre Fahrer bereits entsprechend instruiert, sagte dazu Hillemeyr. Ein Problem sei wohl, dass mancher seinem Navigationsgerät eher vertraue als einem Schild. Dennoch sollen Zeichen angebracht werden.
Parschan bemängelte, dass der neue Radweg in Richtung der MaxEyth-Straße auch von Autofahrern genutzt werde. Einen Poller wolle man nicht aufstellen, sagte Hillemeyr. Der bringe eine Unfallgefahr mit sich. Doch Schilder sollen aufgestellt werden.