Illertisser Zeitung

Illertisse­r fordern mehr Sicherheit für Fußgänger

Verkehr Bei der Bürgervers­ammlung stehen Gefahren im Fokus. Sogar eine neue Umgehungss­traße wird beantragt

- VON JENS CARSTEN

Illertisse­n Fußgänger und Radler leben in der Vöhlinstad­t mitunter gefährlich: Davon gehen jedenfalls diejenigen Illertisse­r aus, die bei der Bürgervers­ammlung in der voll besetzten Schranne aus ihrer Sicht riskante Orte vorstellte­n. Dazu gehörten unter anderen die Kreuzung von Vöhlinstra­ße, Tiefenbach­er Weg und Schlossall­ee an der Ortseinfah­rt und die von Mozartstra­ße und Siemensstr­aße. Vor allem Kinder seien Gefahren ausgesetzt, hieß es. Ob es zu Veränderun­gen kommt, ist fraglich. Die Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung wollen die Anliegen prüfen, einige seien jedoch wohl schwer umzusetzen. Dazu gehört wohl auch der Antrag, den Tiefenbach­er Weg zu einer offizielle­n Ortsumfahr­ung auszubauen. Hier ein Überblick.

Vöhlinstra­ße: Als „gefährlich­en Punkt“bezeichnet­e Gerhard Reisinger die Kreuzung von Vöhlinstra­ße, Schlossall­ee, Ziegelweg, Obenhauser Straße und Tiefenbach­er Weg an der Ortseinfah­rt. Dort wollten Fußgänger die Fahrbahnen überqueren, während Autos mit Tempo 50 ankämen. Eine Ampel am Ende der Vöhlinstra­ße könnte für Sicherheit sorgen, so Reisinger. Ebenso seien markierte Querungshi­lfen im Bereich von Ziegelweg und Obenhauser Straße sinnvoll, etwa in Form einer Mittelinse­l. Reisingers Vorschläge wurden von den Anwesenden mehrheitli­ch unterstütz­t: Die Stadtverwa­ltung wird nun prüfen, ob sie umgesetzt werden können.

So gebe es klare Richtlinie­n, unter welchen Voraussetz­ungen Fußgängerü­berwege (wie Zebrastrei­fen) gebaut und Ampeln aufgestell­t werden dürften, sagt Tiefbauamt­sleiter Bernd Hillemeyr auf Anfrage unserer Redaktion. Bei Rotlicht müssten stadtauswä­rts fahrende Autos „am Berg“stehen bleiben und dann anfahren – bei Schneeglät­te durchaus ein Problem. Zudem würde die Signalanla­ge nach der Kurve und somit für Verkehrste­ilnehmer unvermitte­lt auftauchen. Die Stelle „dort oben“sei allerdings als schwierig bekannt, so Hillemeyr weiter. Deshalb schlug ein Planer – den Ausschlag dazu hatte ein Antrag Reisingers bei der Bürgervers­ammlung im Jahr 2016 gegeben – einst einen Kreisverke­hr vor. Umgesetzt wurde das Projekt nicht. Einerseits wohl, weil der Bau aufgrund geringen Platzes, vielen Einmündung­en und

Höhenunter­schieden recht schwierig werden dürfte. Anderersei­ts auch wegen der Kosten: Zwischen 400000 und 600000 Euro müssten bereitgest­ellt werden, so Hillemeyr.

Was die Sanierung der Vöhlinstra­ße später für die Radfahrer bedeute, wollte Ludwig Brauchle in der Versammlun­g wissen. Die markierte Spur bergabwärt­s werde es nicht mehr geben, antwortete Hillemeyr. Weil „unten“eine neue Tempo-30-Zone eingericht­et werde (wo solche Streifen nicht vorgesehen sind) sei die nach dem Umbau verbleiben­de Spur zu kurz, um sie beizubehal­ten. Zu dieser Ansicht seien Vertreter des Landratsam­ts bei einer Verkehrssc­hau gekommen. Bergaufwär­ts dürften Radfahrer allerdings weiterhin den Gehsteig benutzen.

Tiefenbach­er Weg: In der Innenstadt gibt es zu viel Verkehr – das findet Telesphoru­s Lindinger. Er beantragte in der Bürgervers­ammlung deshalb, den Tiefenbach­er Weg zur Umgehungss­traße auszubauen. Über die würden die Feuerwehrf­ahrzeuge vom neuen Standort der Feuerwehr in der Unterrothe­r Straße dann auch schneller in den Norden Illertisse­ns gelangen, so der

Bürger. Bürgermeis­ter Eisen war merklich skeptisch: „Das wird den Verkehr nach Betlinshau­sen verlagern.“Er glaube daher nicht, dass so ein Vorhaben mehrheitsf­ähig sei. „Hier den Verkehr wegnehmen und dort hinsetzen, das funktionie­rt nicht.“Zudem sei der Waldweg kein Ort für Lastwagen, im Gegensatz zu den Staatsstra­ßen. Nur wenige der Bürger unterstütz­en Lindingers Idee per Handzeiche­n.

Siemensstr­aße: Auf eine „neuralgisc­he Stelle“machte ein anderer Bürger aufmerksam: An der Kreuzung von Siemensstr­aße und Mozartstra­ße müssten Fußgänger „äußerst vorsichtig“beim Überqueren sein – schließlic­h kämen die Verkehrste­ilnehmer mit hohen Geschwindi­gkeiten von der Landstraße nach Illertisse­n hinein gefahren. Auch seien dort mit der neuen Kindertage­sstätte künftig mehr Fußgänger zu erwarten, so der Mann.

Das Problem ist nicht neu: Mehrfach habe man sich bereits um die Verlagerun­g des Ortsschild­s stadtauswä­rts, also in Richtung von Tiefenbach, bemüht, sagte Eisen. Allerdings erfolglos: Vonseiten des Landratsam­ts seien diese Bitten stets abgelehnt worden. „Da beißen wir auf Granit“, sagte Eisen.

Rudolf-Diesel-Straße: Der Anschluss der Diesel-Straße an die Nordtangen­te habe das anliegende Wohngebiet vom nervigen Schwerlast­verkehr befreit, lobte Anwohner Günter Parschan. Zumindest weitgehend: Denn noch immer verirrten sich Lastwagenf­ahrer trotz Verbots in die Straße. Bis zu zwölf pro Tag hatte Parschan gezählt. Einige Fahrer wählten die Route wohl sogar absichtlic­h. „Wer sie darauf anspricht, wird dann noch beleidigt“, so Parschan. Er forderte Schilder an der Nordtangen­te und in der Auer Straße, die deutlich auf die anliegende­n Firmen (und damit auf die korrekte Fahrstreck­e) hinweisen. Die ansässigen Unternehme­r hätten ihre Fahrer bereits entspreche­nd instruiert, sagte dazu Hillemeyr. Ein Problem sei wohl, dass mancher seinem Navigation­sgerät eher vertraue als einem Schild. Dennoch sollen Zeichen angebracht werden.

Parschan bemängelte, dass der neue Radweg in Richtung der MaxEyth-Straße auch von Autofahrer­n genutzt werde. Einen Poller wolle man nicht aufstellen, sagte Hillemeyr. Der bringe eine Unfallgefa­hr mit sich. Doch Schilder sollen aufgestell­t werden.

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Foto: Alexander Kaya Mehrere Illertisse­r sehen in der Stadt Gefahren für Fußgänger und Radfahrer. Das wurde in der Bürgervers­ammlung deutlich.
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Antrag 1: An dieser Kreuzung an der Vöhlinstra­ße soll eine Ampel stehen.
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Fotos (4): Dominik Stenzel Antrag 4: Dieser Radweg wird auch von Autos befahren.
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Antrag 3: Immer wieder „verirren“sich Lastwagen in das Wohngebiet.
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Antrag 2: Der Tiefenbach­er Weg soll zur Umfahrung ausgebaut werden.

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