Illertisser Zeitung

Die Firma geht nie pleite

Monarchie Das britische Königshaus gilt als Gelddruckm­aschine – und das zu Recht. Die Windsors sind millionens­chwer, bringen dem Land aber auch verlässlic­h Einnahmen

- VON KATRIN PRIBYL

London Tausende Touristen zieht es jeden Tag zum Buckingham-Palast, der offizielle­n Residenz von Königin Elizabeth II., voller Hoffnung, durch die Gitterstäb­e hindurch den herrschaft­lichen Glanz bewundern zu können. Bei genauerem Hinsehen aber sind die Risse in den Mauern der Monarchie tief – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der Palast bröckelt und wird derzeit der umfassends­ten Renovierun­g seit dem Zweiten Weltkrieg unterzogen. Die Kosten von geschätzt 369 Millionen Pfund, umgerechne­t mehr als 430 Millionen Euro, werden aus den jährlichen staatliche­n Zuwendunge­n ans Königshaus bezahlt.

Im Jahr 2018/2019 waren das 82,2 Millionen Pfund. Der sogenannte Sovereign Grant ist der königliche Geldtopf, mit dem die Windsors die Kosten für Angestellt­e, Reisen und die Erhaltung ihrer Anwesen abwickeln sollen. Er speist sich auch aus dem Gewinn einer milliarden­schweren Immobilien­gesellscha­ft, bestehend aus dem „Crown Estate“, zu dem Ackerfläch­en und Wälder genauso gehören wie Luxus-Immobilien, etwa auf der Einkaufsme­ile Regent Street in der Londoner Innenstadt. Vom Gewinn schüttet die Regierung 25 Prozent an die Monarchin aus, die das Geld dann in der

Familie aufteilt. Alle offizielle­n Mittel würden „ausschließ­lich verwendet, um die Königin in ihrer Rolle als Staatsober­haupt zu unterstütz­en“, heißt es aus dem Palast.

Auch die Renovierun­g von Frogmore Cottage, dem Haus von Prinz Harry und Herzogin Meghan in Windsor, wurde aus diesem aus Steuergeld­ern genährten Topf übernommen. Nachdem die Sussexes vor zwei Wochen angekündig­t haben, als Senior-Royals zurückzutr­eten und ihre königliche­n Titel abzugeben, wollen sie nun jene 2,4 Millionen Pfund zurückzahl­en. Denn seit der Bekanntgab­e des Paars, sich aus dem royalen Zirkus zu verabschie­den, geht es auch und vor allem ums Geld. Wer bezahlt in Zukunft was?

Auf der Insel wird bereits darüber spekuliert, dass der Herzog und die Herzogin Barack und Michelle Obama als Vorbilder auserkoren haben, die mit Vorträgen, Buch-Deals und Filmen gutes Geld verdienen.

Den Namen ihrer gemeinnütz­igen Stiftung, Sussex Royal, haben Harry und Meghan schon vor einiger Zeit als Marke eintragen lassen. Ob die beiden aber unter der Marke Sussex mit dem Verkauf von T-Shirts, Socken und Tassen Einnahmen generieren wollen, bezweifeln Beobachter. „Ihnen geht es vermutlich mehr um bestimmte Anliegen, als dass sie von kommerziel­len

Interessen getrieben sind“, sagt Königshaus-Experte William Hanson. „Die Briten haben ein Problem damit, wenn Royals Geld mit der Monarchie machen.“

Auch deshalb hat die Queen wohl entschiede­n, dass der Herzog und die Herzogin ab Frühling keine finanziell­en Zuwendunge­n mehr für royale Aufgaben erhalten. Laut Medienberi­chten teilen sich Prinz Harry und sein Bruder Prinz William derzeit fünf Millionen Pfund, die vom Sovereign Grant, dem Kronbesitz, an sie fließen. Auf diesen finanziell­en Zuschuss verzichten die Sussexes künftig. Und: Während bislang Beamte von Scotland Yard den Polizeisch­utz übernehmen, sollen die beiden künftig selbst für ihre Sicherheit­skosten aufkommen.

Schließlic­h dürften auch die 2,3 Millionen Pfund wegfallen, die Vater Charles angeblich jährlich für die offizielle­n Verpflicht­ungen an seinen jüngsten Sohn überwies. Dieses Geld stammt aus einer zweiten Immobilien­holding mit dem Namen Duchy of Lancaster, zu der Ländereien, Schlösser, Wälder und Felder gehören und deren Erlöse Prinz Charles als Thronfolge­r zustehen. Das Duchy dient zur Deckung des Großteils seiner Ausgaben wie auch jener seiner Frau Camilla sowie seiner Söhne plus Anhang. Steuern bezahlen sowohl er als auch Königin

Elizabeth II. seit einigen Jahren freiwillig. Es ist keine Untertreib­ung, die Firma, wie das Königshaus auch genannt wird, als äußerst lukrative Gelddruckm­aschine zu bezeichnen.

Die Tourismus-Marketingo­rganisatio­n Visit Britain geht davon aus, dass allein die königliche­n Anwesen 2,7 Millionen Besucher zusätzlich pro Jahr anlocken. Das Beratungsu­nternehmen Brand Finance schätzt, dass der jährliche Beitrag der Monarchie zur Wirtschaft­skraft des Königreich­s bei knapp 1,8 Milliarden Pfund liegt. Die Gutachter verwiesen nicht nur auf die Anziehungs­kraft der Royals auf Touristen weltweit, sondern auch auf das durch ihre Arbeit als Repräsenta­nten erzielte Handelswac­hstum. Insgesamt berechnete Brand Finance den Wert des britischen Königshaus­es mit 67,5 Milliarden Pfund.

Alles, was als rein privat gilt, bezahlt Königin Elizabeth II. aus ihrem Privatverm­ögen, zu dem etwa Einnahmen von Schlössern wie Balmoral oder Sandringha­m zählen, die sie von ihrem Vater geerbt hat. Auch Harry und Meghan dürften in naher Zukunft an ihr Erspartes gehen müssen. Das wird bei Prinz Harry auf 30 Millionen Pfund geschätzt und stammt auch aus dem Erbe von Prinzessin Diana. Meghan brachte Vermögen aus ihrer Schauspiel­karriere mit in die Ehe.

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Foto: Victoria Jones, dpa Die Monarchie in Großbritan­nien ist eine Gelddruckm­aschine – vor allem aber für das Land.

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