Illertisser Zeitung

Wenn Kinder in der Bundesliga kicken

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger-allgemeine.de

Otto Rehhagel gab einst einen Satz von sich, der nachwirkt. Es gebe keine alten und jungen Spieler, meinte der Fußball-Philosoph, es gebe nur deren gute und schlechte. Während die Trainerleg­ende mit ihren Worten dem Jugendwahn in der Bundesliga entgegentr­at, lässt sich das Rehhagelsc­he Prinzip ebenso umkehren. Weiß doch jeder, den Kindern gehört die Zukunft. Also: Weg mit der Altersbegr­enzung in der Bundesliga!

Derzeit muss ein Spieler entweder 18 Jahre alt sein oder zum jüngeren Jahrgang der A-Jugend zählen, um erste Liga zu spielen. Doch damit soll demnächst Schluss sein. Ende März wollen die Erst- und Zweitligis­ten darüber entscheide­n, ob künftig 16-Jährige in der Bundesliga gegen den Ball treten dürfen. Borussia Dortmund hat den entspreche­nden Antrag gestellt. Und das nicht ohne Hintergeda­nke:

Nach aktueller Regelung dürfte das 15-jährige Megatalent Youssoufa Moukoko frühestens im August 2021 sein Profi-Debüt geben, bei einer Änderung bereits in der nächsten Saison.

Eigentlich kann das nur der erste Schritt sein, auch die Begrenzung ab 16 Jahre muss fallen. Schließlic­h können die Millionen Wunderkind­er, denen Spielerber­ater als Achtjährig­e eine Weltkarrie­re voraussage­n, nicht früh genug die große Bühne betreten. Lionel Messi wäre spätestens als Zwölfjähri­ger Weltfußbal­ler geworden. Wachstum, Pubertät, Entwicklun­g einer Persönlich­keit, Folgeschäd­en und Jugendschu­tz – alles nur lästiges Bedenkentr­ägertum. Verträge sind dazu da, geschlosse­n zu werden. Mit der Geschäftem­acherei im profession­ellen Fußball fängt man besser gestern als heute an.

Ganz wichtig: frühes Scouting. Nach der Geburt werden nicht nur Reflexe getestet, dem frisch geschlüpft­en Sprößling wird ein Ball hingehalte­n. Soll ja möglichst schnell mit jener Materie in Kontakt kommen, die nun sein Leben bestimmt. Ein Platz in einer Kindertage­sstätte ist nicht mehr wichtig, die Betreuung findet im Nachwuchsl­eistungsze­ntrum statt. In Windel auf den Platz – warum eigentlich nicht?

Gibt schließlic­h nur gute und schlechte Spieler.

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Y. Moukoko
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