Sie setzen sich für Schwache ein
Engagement Die Katholische Arbeitnehmerbewegung Senden kämpft seit 120 Jahren für Arbeiter, Familien und Benachteiligte. Heute ist der Ortsverband der mitgliederstärkste im Land
Senden Sich einmischen, für Schwache kämpfen, das gehört für die Sendener Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) zum Prinzip. Mit Infoabenden über sozialpolitische Themen, Protest-Aktionen gegen den verkaufsoffenen Sonntag oder Diskussionsrunden mit Bundestagsabgeordneten – seit 120 Jahren kümmert sie sich in der Illerstadt um die Belange von Arbeitnehmern, Familien und Benachteiligten.
„Lant it luck“, lasst nicht locker, dieses Zitat der 1862 in Senden geborenen Arbeiterrechtlerin Therese Studer hat auch Sprecherin Hannelore Beck im Kopf, wenn sie von der Arbeit der KAB berichtet. Schließlich sehen die Mitglieder noch immer reichlich Anlass, sich für ihre Mitmenschen einzusetzen. Damals wie heute, berichtet Beck, sei der Mangel an günstigem Wohnraum ein Problem gewesen, und auch die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen sei in der politischen Diskussion noch ein Thema.
Als klassischer Arbeitergemeinde habe die KAB-Gründung am Fabrikstandort Senden nahe gelegen, meint der heutige Präses Ulrich Hoffmann und betont: „Wir können mit Stolz zurückschauen“. Denn bis heute sei der Ortsverband rege geblieben und mit 260 Köpfen außerdem der mitgliederstärkste in Deutschland. Schlechte Arbeitsbedingungen in den örtlichen Fabriken waren es, die der Sendener Pfarrer Eduard Moog am 14. Januar 1900 mit der Gründung des Arbeitervereins Senden bekämpfen wollte. Schon ein halbes Jahr zuvor hatte sein Aufheimer Kollege Franz Kolb 1899 den „Arbeiterverein Ay und Umgebung“ins Leben gerufen, beide Gruppen vereinten sich später zum „Katholischen Arbeiterverein Senden-Ay“. Menschenwürdige Arbeitsbedingungen und die „Verchristlichung der Arbeiterschaft“schrieben die Gründer als Ziele fest und veranstalteten monatliche Versammlungen und Volksbildungsabende. Nach der Auflösung der Arbeitervereine während des Nationalsozialismus gründete sich der Verband 1953 wieder und setzte sich in den letzten Jahrzehnten unter anderem für Arbeitnehmerrechte, den arbeitsfreien Sonntag oder sozial Benachteiligte ein.
Heute ist die KAB Senden der einzige Ortsverband, der selbst einen Weltladen betreibt, berichtet
Kassiererin Hilde Zanker. Seit bereits 25 Jahren führt ein ehrenamtliches Team das kleine Geschäft in den Räumen der Stadtbücherei. Andere KAB-Initiativen sind viel jünger – etwa das vor zehn Jahren gegründete Trauercafé im Haus der Begegnung, wo sich Trauernde gegenseitig helfen. Oder der Mittagstisch unter dem Motto „Gemeinsam statt einsam“, den Vorstandsmitglied Thea Krämer mit Unterstützung des Ortsverbands 2018 ins Leben rief und seither mit weiteren Helfern monatlich veranstaltet. Bibelkreis, Wander- und Radelgruppe oder auch die Bastelgruppe, die bereits 45000 Euro an Spendengeldern für soziale Zwecke stiftete, gehören ebenfalls zur Sendener KAB.
Auch in diesen Tagen plant die KAB Veranstaltungen: Im Februar sind das eine Diskussionsrunde zur anstehenden Kommunalwahl und der jährliche Kinderfasching im Haus der Begegnung. Bereits am Samstag steigt das „Fest der Dankbarkeit“zum Jubiläum mit Rückblick, Ehrungen und anschließendem Gottesdienst. Es beginnt um 15 Uhr im Haus der Begegnung.