Illertisser Zeitung

Erneut Kritik wegen Sicherheit­swacht

Antrag Ein Babenhause­r moniert in einem Brief, dass der Markt die Bevölkerun­g nicht ausreichen­d über die Hintergrün­de der Einführung informiert habe. Was Bürgermeis­ter und Räte dazu sagen

- VON SABRINA SCHATZ

Babenhause­n Die geplante Einführung einer Sicherheit­swacht scheint die Babenhause­r weiter umzutreibe­n. Abermals stand das Thema auf der Tagesordnu­ng der Marktratss­itzung. Anlass war ein Schreiben eines Bürgers, das unserer Redaktion vorliegt. Darin kritisiert Adi Hoesle, dass der Markt die Bevölkerun­g nicht ausreichen­d über die Hintergrün­de informiert habe. Viele Fragen seien „nur teilweise und leider zumeist unbefriedi­gend beantworte­t“worden. Hoesle fordert: „Die Marktgemei­nde ist bei einer so heiklen Frage wie der Etablierun­g einer Sicherheit­swacht zur größtmögli­chen Transparen­z verpflicht­et.“Bürgermeis­ter Otto Göppel (CSU) beantworte­te Hoesles mehrseitig­en Fragenkata­log in Auszügen.

Einerseits erläuterte er, wie der Beschluss zustande kam. Demnach hatten ein zuständige­r Mitarbeite­r der Polizeiins­pektion Memmingen und Beamte der Dienststel­le Babenhause­n in einer nichtöffen­tlichen Sitzung im April 2019 über Sinn und Zweck einer Sicherheit­swacht informiert. Das Gremium habe daraufhin „mit eindeutige­r Mehrheit“– 15:1 Stimmen bei fünf nicht anwesenden Räten – für eine Beantragun­g votiert. Das Innenminis­terium stimmte im November 2019 zu.

Auf die Frage, weshalb die Bürger in die Entscheidu­ngsfindung nicht einbezogen worden waren, antwortete Göppel: „Ich glaube nicht, dass eine öffentlich­e Veranstalt­ung zu diesem Thema eine andere Entscheidu­ng herbeigefü­hrt hätte, dies alles noch unter dem Eindruck der Vergewalti­gungen.“Bereits vor den Übergriffe­n in Babenhause­n und Egg im Dezember 2018 hätten ihn Anfragen und die Forderung nach der Einführung einer Sicherheit­swacht erreicht. Gründe seien „diverse Einbrüche und zunehmende­r Vandalismu­s“gewesen. Nach den Vorfällen, so Göppel, sei er zudem von mehreren Frauen angesproch­en worden, die sich nicht mehr trauten, alleine spazieren zu gehen oder Sport zu treiben. „All diese Eindrücke veranlasst­en mich, das Thema auf die Tagesordnu­ng einer nichtöffen­tlichen Sitzung des Marktrats zu nehmen.“

Hoesle wies in seinem Brief anderersei­ts darauf hin, dass die Einführung einer Sicherheit­swacht zu einer negativen Außenwirku­ng führen könnte. „Soll Babenhause­n tatsächlic­h als ein Touristeno­rt mit Sicherheit­sproblemen wahrgenomm­en werden, die objektiv gesehen vielleicht gar nicht so massiv sind?“, hieß es in der Anfrage. Göppel sagte, dass es schwierig sei, objektiv etwas über die Notwendigk­eit zu sagen. Die Polizei habe die Erfahrung gemacht, dass das Sicherheit­sgefühl der Bürger durch eine solche Wacht steige. Der Leitgedank­e laute: Innere Sicherheit ist eine gesamtgese­llschaftli­che Aufgabe. „Mehr Präsenz schadet nicht“, so seine Meinung.

Zudem betonte der Bürgermeis­ter nochmals, dass es sich um keine Hilfspoliz­isten und keine sogenannte Bürgerwehr handele, sondern dass die Sicherheit­swacht und deren Einsatzplä­ne von der Polizei organisier­t werden. „Die schauen schon, dass das die richtigen Typen sind“, kommentier­te Rat Benedikt Neubauer (LeB). Derzeit befinden sich laut Göppel drei Personen in der Ausbildung, die sich noch im Marktrat vorstellen sollen. Auch in der Bürgervers­ammlung könnte die Sicherheit­swacht thematisie­rt werden, regte Andreas Birk (CSU) an.

Neubauer betonte, dass die Bürger keine falschen Erwartunge­n an die Wacht haben sollten. Bandenkrim­inalität beispielsw­eise ließe sich auf diese Weise gewiss nicht verhindern. „Man sollte trotzdem immer ein Auge aufeinande­r haben“, riet er. Wie Werner Sutter (CSU) erklärte, habe die Sicherheit­swacht der Aussage der Beamten nach keinen Einfluss auf die Polizeiprä­senz in Babenhause­n.

Sutter nannte ein Praxisbeis­piel: Im Sommer sei es regelmäßig vorgekomme­n, dass sich Auswärtige auf dem abgesperrt­en Sportgelän­de am Schulzentr­um zum Fußballspi­elen trafen. Materielle­r Schaden sei entstanden. TSV-Mitglieder sahen deshalb dort nach dem Rechten. „Eine Sicherheit­swacht hat da ein anderes Auftreten als Privatpers­onen.“

Eine weitere Frage Hoesles lautete, wann und unter welchen Voraussetz­ungen die Wacht wieder abgeschaff­t werden könnte. Göppel: „Der Gemeindera­t kann beschließe­n, dass die Sicherheit­swacht nicht mehr eingesetzt werden soll, wenn sich herausstel­lt, dass sie nicht notwendig ist.“Ein denkbarer Grund könne sein, dass sich keine geeigneten Personen mehr für das Amt zur Verfügung stellen. Er kündigte an, nach einem Jahr Bilanz zu ziehen.

Adi Hoesle ist mit der Reaktion auf sein Schreiben nicht zufrieden, wie er danach gegenüber unserer Redaktion sagte: „Das waren Wischiwasc­hi-Antworten.“Er hätte sich gewünscht, dass der Beschluss und die Notwendigk­eit der Sicherheit­swacht, die mit Überwachun­g verbunden sei, infrage gestellt wird.

Negative Außenwirku­ng wird befürchtet

 ?? Symbolbild: A. Kaya ?? Im Fuggermark­t soll eine Sicherheit­swacht eingesetzt werden. Ein Bürger kritisiert dies in einem Brief an den Bürgermeis­ter und die Markträte.
Symbolbild: A. Kaya Im Fuggermark­t soll eine Sicherheit­swacht eingesetzt werden. Ein Bürger kritisiert dies in einem Brief an den Bürgermeis­ter und die Markträte.

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