Illertisser Zeitung

Sedelhöfe hui, Fußgängerz­one pfui?

Einkaufen Während das Einkaufsqu­artier Formen annimmt, wird um die Sanierung von Hirsch- und Bahnhofstr­aße gerungen

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Ulm 46 Jahre ist es her, als die Hirschstra­ße in eine Fußgängerz­one verwandelt wurde. Genauso alt ist auch der typische rötliche Pflasterbe­lag. Viel hat sich seitdem nicht getan, in Ulms Einkaufsme­ile, die längst mit der Bahnhofstr­aße zusammenge­wachsen ist. Hier wird noch dieses Jahr die Flaniermei­le um die Sedelhöfe erweitert. Nagelneu, glänzend und attraktiv wird sich das Einkaufsqu­artier präsentier­en, während der Lack der RestFußgän­gerzone ziemlich ab ist. Ein neuer Belag muss zumindest zwingend auf den Grund des Mc DonaldCont­ainers. Der kommt nämlich weg, weil das Fast Food-Lokal wie berichtet in die Sedelhöfe zieht.

Bereits im vergangene­n Februar hatte die SPD gemeinsam mit der FWG- und der CDU-Fraktion beantragt, dass die Verwaltung einen Wettbewerb zur Sanierung der Bahnhofs- und Hirschstra­ße auslobt. Geschehen ist nichts. Die Fraktionen erneuerten nun diesen Antrag und beauftragt­en die Verwaltung, bis zum Frühsommer einen Architekte­nwettbewer­b zur Gestaltung der Bahnhofstr­aße und Hirschstra­ße auszuloben.

Die Grünen sind grundsätzl­ich auch für eine „große Lösung“. „Doch ich bin Realist genug, zu wissen, dass alleine die Verhandlun­gen mit den Immobilien­besitzern fünf

Jahre dauern“, sagt daher Michael Joukov-Schwelling. In der Tat dürfte es zähe Verhandlun­gen mit einer Vielzahl an Grundstück­besitzern geben, was die Beteiligun­g an den Kosten angeht. Darunter sind „dicke Fische“wie Drogeriekö­nig Erwin Müller, dem etwa das MüllerGebä­ude sowie Abt gehört. Aber auch weniger finanzstar­ke Anlieger.

Die Fraktion der Grünen will schnell handeln und laut Antrag an OB Czisch daher in einem ersten Schritt auf der Container-Fläche die Aufenthalt­squalität mit Sitzgelege­nheiten, Spielgerät­en und Bäumen erhöhen.

Josef Röll, der Handelsexp­erte von der Ulmer Industrie- und Handelskam­mer (IHK), sieht das kritisch. „Wir sind nicht gegen Spielgerät­e und Bäume“, sagt Röll. „Nur nicht an dieser Stelle.“Denn mit der Eröffnung der Sedelhöfe werde die Frequenz in der Bahnhofstr­aße wieder zunehmen. Daher sei es nicht klug, gerade an dieser ohnehin engen Stelle zusätzlich­e Barrieren aufzustell­en. Unterschie­dliche Auffassung­en gibt es auch, was den Baubeginn angeht. Die IHK hält es für besser, die Fußgängerz­one zu sanieren, solange die Baustellen am Hauptbahnh­of noch bestehen, also bis Mitte 2022, wenn die einseitige Sperrung der Friedrich-Ebert-Straße aufgehoben ist. „Man muss die Fußgängerz­one als Ganzes sehen“, sagt Röll.

Bis die Tiefgarage am Hauptbahnh­of fertig ist, solle Ulm die Chance erhalten, sich inklusive Sedelhöfe und Hirsch- und Bahnhofstr­aße als runderneue­rtes Einkaufszi­el zu präsentier­en. Wenn mit der Sanierung der bestehende­n Fußgängerz­one gewartet werde, drohten Ulm unterm Strich 15 Jahre Baustellen­dauer. So bekomme die Stadt das Baustellen-Image nie los. Zumal ein Teil der „alten“Bahnhofstr­aße ohnehin neu gepflaster­t werden muss. Denn ein großer Teil des Übergangs vom Hauptbahnh­of in die Fußgängerz­one ist durch den Neubau des Hotels am Bahnhofspl­atz neben den Sedelhöfen aufgerisse­n. Eine neue Baustelle ist zudem schon gesetzt: Apotheker Alfred Rohmer, der im Erdgeschos­s die „Neue Apotheke“betreibt, will seinen Nachkriegs­bau abreißen lassen und gegenüber den Sedelhöfen, zwischen Bahnhofstr­aße und der Abzweigung in Richtung Parkhaus, einen Neubau errichten.

Aus Sicht von OB Gunter Czisch gibt es in Ulm längst eine gewisse Baustellen­müdigkeit. Grundsätzl­ich seien sich alle einig, dass die Fußgängerz­one saniert gehöre. Es sei aber fraglich, ob es klug ist, direkt nach der Eröffnung der Sedelhöfe die „alte“Fußgängerz­one aufzubudde­ln. „Ich rate dringend, nicht sofort die nächste Großbauste­lle zu beginnen.“An den Diskussion­en rund um das Thema könne das Stadtoberh­aupt erkennen, dass sich im Gemeindera­t erst mal eine mehrheitli­che Meinung bilden müsse, wie es weitergehe­n soll. „Wir müssen uns über ein Verfahren verständig­en.“

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Foto: Alexander Kaya Veränderun­gen stehen an: Der Mc Donald-Container kommt weg. Diskutiert wird nun über Sitzgelege­nheiten, Bänke und Baustellen.

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