Königsschlösser sind zu
Kultur Auch Museen schließen. Kunstminister will „Besucher schützen“
München König Ludwig II. hat sich im 19. Jahrhundert eine Märchenwelt erschaffen. Eine, in die er sich zurückzog, wenn ihm die Last der Realität zu schwer wurde. So eine Fluchtmöglichkeit würden sich wohl viele gerade wünschen. Doch nun bleibt nicht einmal mehr die Chance, für eine Zeit lang in eins der Allgäuer Königsschlösser zu flüchten: Sie sind wegen des Coronavirus auf unbestimmte Zeit geschlossen. Das zeigt ein dürrer grauer Hinweiskasten auf der Internetseite der Bayerischen Schlösserverwaltung. Normalerweise haben die Schlösser an 361 Tagen im Jahr geöffnet.
Neben Linderhof, Neuschwanstein und Hohenschwangau sind auch weitere Schlossbauten im Freistaat, die staatlichen Museen, Sammlungen, Archive und Bibliotheken seit dem Wochenende geschlossen. Das betrifft zum Beispiel die Münchner Pinakotheken, das Museum Brandhorst in der Landeshauptstadt, das Neue Museum in Nürnberg und die Bayerische Staatsoper. Auch die Hochschulen sind für zunächst fünf Wochen für jeglichen Publikumsverkehr geschlossen.
Bayerns Wissenschafts- und Kunstminister Bernd Sibler (CSU) äußerte sich dazu unter anderem auf Instagram: Ihm sei bewusst, dass die Einrichtungen eine große Bedeutung für das kulturelle und wissenschaftliche Leben hätten. „Mit dieser Maßnahme will ich unsere Besucherinnen und Besucher sowie unsere Hochschulfamilie schützen. Damit tragen wir dazu bei, die Verbreitung dieses neuartigen Virus zu verlangsamen.“Er wolle „das Gesundheitssystem vor einer möglichen Überlastung schützen und wertvolle Zeit gewinnen“, sagte Sibler. Der
Minister schlägt enttäuschten Besuchern vor, jetzt online nach kultureller Freizeitgestaltung zu suchen. Sibler, der auch sein Ministerium nach und nach präsent in den digitalen Medien gemacht hat, verweist auf die Online-Ausleihe von Büchern oder die Plattform Bavarikon, auf der man zu allen bayerischen Kulturschätzen Informationen findet.
Die Königsschlösser leiden schon länger als andere Touristikbereiche unter den Auswirkungen der Corona-Krise: Bereits Ende Januar brachen die Buchungen chinesischer Besuchergruppen ein. Damals hatte die Regierung in China Gruppenreisen ins Ausland bis auf Weiteres verboten. Nach Angaben der Stadtverwaltung verzeichnet allein Füssen am Fuß der Königsschlösser jährlich rund 70000 Übernachtungen von Besuchern aus China. (sari)