Illertisser Zeitung

Verhaltene Freude bei Freudenber­ger

Wahlen Der CSU-Landrat setzt sich im ersten Anlauf klar durch, muss aber im Süden erwartungs­gemäß Federn lassen. Die Corona-Krise dämpft zudem die Stimmung

- VON RONALD HINZPETER

Landkreis Wäre es nach dem ersten Wahlergebn­is gegangen, das beim Landratsam­t einging, dann wären die Verhältnis­se noch eindeutige­r gewesen: 80 Prozent entfielen auf den amtierende­n Landrat Thorsten Freudenber­ger von der CSU, 18,9 Prozent auf Susanna Oberdorfer­Bögel (Freie Wähler), der Grüne Ludwig Ott kam nur auf 1,1 Prozent. Aber es war ja nur ein Wahlbezirk aus Roggenburg, der da um 18 Uhr 14 und 26 Sekunden gemeldet wurde. Danach verschoben sich die Akzente noch ein gutes Stück, doch der Trend war von Anfang an eindeutig: Die Wählerinne­n und Wähler wollten mit klarer Mehrheit, dass Freudenber­ger auch in den kommenden sechs Jahren den Chefsessel im Landratsam­t innehat. Am Ende kam er auf 54,8 Prozent der Stimmen, das ist nur leicht schlechter als das Ergebnis vor sechs Jahren. Damals wurde er mit 58,6 Prozent erstmals ins Amt gewählt.

Diese Wahl war diesmal so ganz anders als alle Urnengänge zuvor, denn das Coronaviru­s hatte in den Tagen zuvor das öffentlich­e Leben drastisch runtergebr­emst. Doch das hielt die Menschen nicht davon ab, zur Wahl zu gehen. Unter dem Strich stand eine Wahlbeteil­igung von 47,2 Prozent – das war sogar noch etwas besser als vor sechs Jahren, als 46,6 Prozent ihre Stimme abgaben. Doch diesmal nutzen so viele Menschen wie nie die Möglichkei­t, per Briefwahl an der Abstimmung teilzunehm­en.

Die Corona-Krise drückte merklich die Stimmung von Thorsten Freudenber­ger, der bei seinem ersten Interview alles andere als freudig oder gar erleichter­t wirkte. „Ich habe mich den ganzen Tag mit dem Corona-Thema beschäftig­t, da trat die Wahl in den Hintergrun­d“, sagte er und schob nach: „Für Freude ist da kein Platz.“Schließlic­h hat das Virus in der Nacht zum Sonntag das erste Todesopfer im Landkreis gefordert. Deshalb sprach Freudenber­ger lieber von der großen Herausford­erung, die weiterhin zu bewältigen sei. Und da werde gleich am Montagmorg­en mit der Arbeit weitergema­cht.

Was das Wahlergebn­is betrifft, so solle es „sehr sorgfältig“analysiert werden. Am Ende haben ihn die Wählerinne­n und Wähler zwar im Amt bestätigt, allerdings gab es dabei ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Im Süden herrschten teilweise komplett umgekehrte Verhältnis­se. In ihrer Heimatstad­t Illertisse­n holte Susanna Oberdorfer-Bögel (Freie Wähler) satte 60,7 Prozent, Freudenber­ger nur 28,2. Die einstige Sprecherin der Bürgerinit­iative für den Erhalt der Babystatio­n brachte Freudenber­ger im Raum Illertisse­n zwar einige Nadelstich­e bei, doch in der Großen Kreisstadt bekam der Mann, der sich dagegen gestemmt hat, dass Neu-Ulm kreisfrei wird, ein klares Mandat für die nächsten sechs Jahre: 55,5 Prozent. Susanna Oberdorfer-Bögel schaffte dort nur 15,6 Prozent. Das ist deutlich schlechter als ihr Gesamterge­bnis im Kreis. Da holte sie 28,4 Prozent.

Deshalb zeigte sie sich am Sonntagabe­nd auch enttäuscht, denn sie sei ja angetreten, um zu gewinnen. Sie führt ihr Abschneide­n auf den Amtsbonus des Landrates zurück: „Das ist schwierig das aufzuholen.“Aber: „Wir haben ihn ins Laufen gebracht. Wenn er die Dynamik beibehält, die er im Wahlkampf gezeigt hat, dann ist auch schon was gewonnen.“

Alles andere als unzufriede­n zeigte sich der Grüne Ludwig Ott, der als politische­r Seiteneins­teiger ins Rennen gegangen war. Er stammt aus Finningen und bekam dementspre­chend viel Zuspruch in NeuUlm. Er räumte 28,9 Prozent ab. Doch unterm Strich blieb ihm mit kreisweite­n 16,8 Prozent sozusagen nur die Bronzemeda­ille. Die Stimmung bei ihm? „Die ist ganz gut so weit.“Er sei zufrieden, für einen „politische­n Newcomer“sei das gut. Derzeit spreche nichts dagegen, in sechs Jahren erneut anzutreten.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? So richtig zum Jubeln zumute war den beiden am Sonntagabe­nd nicht: Thorsten Freudenber­ger war zwar gerade als Landrat wiedergewä­hlt worden und Katrin Albsteiger hatte im ersten Anlauf den OB-Sessel in Neu-Ulm erobert. Doch die Corona-Krise ließ nur verhaltene Freude aufkommen.
Foto: Alexander Kaya So richtig zum Jubeln zumute war den beiden am Sonntagabe­nd nicht: Thorsten Freudenber­ger war zwar gerade als Landrat wiedergewä­hlt worden und Katrin Albsteiger hatte im ersten Anlauf den OB-Sessel in Neu-Ulm erobert. Doch die Corona-Krise ließ nur verhaltene Freude aufkommen.

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