Katrin Albsteiger siegt im ersten Anlauf
OB-Wahl Die 36-jährige CSU-Kandidatin holt 52,3 Prozent der Stimmen und wird neue Oberbürgermeisterin von Neu-Ulm. Im Stadtrat trumpfen die Grünen auf
Neu-Ulm Eigentlich wollte Katrin Albsteiger den Wahlabend im Edwin-Scharff-Haus verbringen, umgeben von vielen Bürgern, Parteifreunden und ihren Mitbewerbern. Doch daraus wurde nichts, denn wegen der Corona-Krise wurde die öffentliche Veranstaltung in NeuUlm wie alle anderen Wahlpartys abgesagt. Und so erlebte die CSUKandidatin den Abend „in sehr kleiner Runde“– nämlich zu Hause bei Landrat Thorsten Freudenberger, zusammen mit dem Nersinger Bürgermeister Erich Winkler.
„Wir haben gegessen und immer wieder auf unsere Handys geschaut“, berichtete Albsteiger. Als sie dann bereits im Landratsamt war, um sich in kleiner Runde den Fragen von Journalisten zu stellen, erfuhr sie, dass sie es geschafft hat: Katrin Albsteiger wird neue Oberbürgermeisterin von Neu-Ulm. Um 20.12 Uhr stand das Ergebnis fest. Die 36-Jährige holte 52,3 Prozent der Stimmen und setzte sich damit auf Anhieb gegen ihre fünf Mitbewerber Walter Zerb (Grüne), Roland Prießnitz (Freie Wähler), Antje Esser (PRO), Alfred Schömig (FDP) und Karl-Martin Wöhner (Bürgerliste/Die Linke) durch.
„Ich bin überwältigt, aber auch stolz und dankbar, dass die monatelange Arbeit Früchte getragen hat“, sagte Albsteiger in einer ersten Reaktion. „Auch wenn ich es mir erhofft hatte, kann ich es jetzt kaum glauben.“Sie werde wohl erst eine Nacht drüber schlafen müssen, um es zu realisieren. Albsteiger gab zu, dass sie aufgeregt war: „Mein Herz klopft auf jeden Fall, die Hände zittern.“Sie werde mit ihrem Mann noch einen Wein trinken, „darauf freue ich mich“, sagte die künftige Oberbürgermeisterin am Abend. Allerdings gebe es keinen Grund für Jubel. „Die Party entfällt. Das wäre auch nicht angebracht“, sagte sie mit Blick auf die Corona-Epidemie. „Wir befinden uns in Zeiten der Krise.“Sie werde lernen müssen, damit umzugehen. Vor dieser Aufgabe habe sie großen Respekt. Am Montagmorgen werde sie mit dem amtierenden Oberbürgermeister Gerold Noerenberg (CSU) das weitere Vorgehen besprechen. Die Amtsübergabe sei vermutlich Anfang Mai. „Ich denke, dass da noch viel passieren wird, bevor ich in der verantwortlichen Rolle bin.“
Grünen-Kandidat Walter Zerb gratulierte der neuen Oberbürgermeisterin zu einem tollen Ergebnis. Er wolle nun eben im Stadtrat Politik machen. Mit seinem Abschneiden, sagte der 60-Jährige, sei er absolut zufrieden: „Es ist ein schönes Ergebnis, ein Vertrauensvorschuss.“Er freue sich über die 18,5 Prozent der Stimmen, auch wenn es für eine Stichwahl nicht genügt habe: „Es war ein hart umkämpftes Feld, die Auswahl in der Stadt war groß“, sagte er. Die Stimmung im Schlössle, wo er die Wahl gemeinsam mit anderen Grünen-Kandidaten verfolgte, sei super.
FWG-Kandidat Roland Prießnitz landete mit 9,6 Prozent der Stimmen auf Rang drei der OB-Wahl. Er lobte die Wahlbeteiligung als ein „positives Zeichen“und bezeichnete sich selbst als „sehr zufrieden“: „Der dritte Platz ist für mich, der nicht zu den politisch Etablierten hier gehört, ein riesiger Erfolg.“Es sei ein tolles Ergebnis, den langjährigen Stadtrat Alfred Schömig und die Zweite Bürgermeisterin Antje Esser hinter sich zu lassen. Die Grünen hätten ihren Lauf in der Oberbürgermeisterwahl fortgesetzt und CSU-Kandidatin Katrin Albsteiger habe wohl auch vom Coronavirus profitiert – beziehungsweise vom Krisenmanagement von Ministerpräsident Markus Söder.
Antje Esser (PRO), die die Auszählung mit Familie und Freunden zu Hause verfolgte, hatte auf ein zweistelliges Ergebnis gehofft, am Ende blieb sie mit 8,9 Prozent der Stimmen knapp darunter. Sie freute sich vor allem über ihr Ergebnis in Reutti, dort bekam die 51-Jährige 24,5 Prozent der Stimmen. Auch Esser glaubt, dass sich viele Wähler wegen der Partei für Katrin Albsteiger entschieden haben. Sie hoffe, dass ihre Unterstützer nicht enttäuscht seien – und sei gespannt auf die Umsetzung der Wahlversprechen: „Wir freuen uns auf die erste Hochzeit im Wasserturm.“
Auch FDP-Kandidat Alf Schömig hat die Auszählung von zu Hause aus mitverfolgt. Mit dem Ergebnis von 8,4 Prozent der Stimmen sei er zufrieden, sagte der 64-Jährige: „Mit Blick darauf, wie die FDP bayernweit steht, sind wir dankbar für das Ergebnis“, kommentierte er.
Karl-Martin Wöhner (Bürgerliste/Die Linke) sieht einen allgemeinen Aufwind der CSU im Landkreis, davon habe auch Katrin Albsteiger profitiert. Zu seinem eigenen Abschneiden sagte der 60-Jährige: „Persönlich bin ich schon etwas enttäuscht, ich hätte mir eine Fünf vor dem Komma gewünscht.“Wöhner glaubt, dass er zu spät die Partei gewechselt habe – anders als Antje Esser. Deshalb habe er sich erst spät positionieren können.