Illertisser Zeitung

Katrin Albsteiger siegt im ersten Anlauf

OB-Wahl Die 36-jährige CSU-Kandidatin holt 52,3 Prozent der Stimmen und wird neue Oberbürger­meisterin von Neu-Ulm. Im Stadtrat trumpfen die Grünen auf

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT UND SEBASTIAN MAYR

Neu-Ulm Eigentlich wollte Katrin Albsteiger den Wahlabend im Edwin-Scharff-Haus verbringen, umgeben von vielen Bürgern, Parteifreu­nden und ihren Mitbewerbe­rn. Doch daraus wurde nichts, denn wegen der Corona-Krise wurde die öffentlich­e Veranstalt­ung in NeuUlm wie alle anderen Wahlpartys abgesagt. Und so erlebte die CSUKandida­tin den Abend „in sehr kleiner Runde“– nämlich zu Hause bei Landrat Thorsten Freudenber­ger, zusammen mit dem Nersinger Bürgermeis­ter Erich Winkler.

„Wir haben gegessen und immer wieder auf unsere Handys geschaut“, berichtete Albsteiger. Als sie dann bereits im Landratsam­t war, um sich in kleiner Runde den Fragen von Journalist­en zu stellen, erfuhr sie, dass sie es geschafft hat: Katrin Albsteiger wird neue Oberbürger­meisterin von Neu-Ulm. Um 20.12 Uhr stand das Ergebnis fest. Die 36-Jährige holte 52,3 Prozent der Stimmen und setzte sich damit auf Anhieb gegen ihre fünf Mitbewerbe­r Walter Zerb (Grüne), Roland Prießnitz (Freie Wähler), Antje Esser (PRO), Alfred Schömig (FDP) und Karl-Martin Wöhner (Bürgerlist­e/Die Linke) durch.

„Ich bin überwältig­t, aber auch stolz und dankbar, dass die monatelang­e Arbeit Früchte getragen hat“, sagte Albsteiger in einer ersten Reaktion. „Auch wenn ich es mir erhofft hatte, kann ich es jetzt kaum glauben.“Sie werde wohl erst eine Nacht drüber schlafen müssen, um es zu realisiere­n. Albsteiger gab zu, dass sie aufgeregt war: „Mein Herz klopft auf jeden Fall, die Hände zittern.“Sie werde mit ihrem Mann noch einen Wein trinken, „darauf freue ich mich“, sagte die künftige Oberbürger­meisterin am Abend. Allerdings gebe es keinen Grund für Jubel. „Die Party entfällt. Das wäre auch nicht angebracht“, sagte sie mit Blick auf die Corona-Epidemie. „Wir befinden uns in Zeiten der Krise.“Sie werde lernen müssen, damit umzugehen. Vor dieser Aufgabe habe sie großen Respekt. Am Montagmorg­en werde sie mit dem amtierende­n Oberbürger­meister Gerold Noerenberg (CSU) das weitere Vorgehen besprechen. Die Amtsüberga­be sei vermutlich Anfang Mai. „Ich denke, dass da noch viel passieren wird, bevor ich in der verantwort­lichen Rolle bin.“

Grünen-Kandidat Walter Zerb gratuliert­e der neuen Oberbürger­meisterin zu einem tollen Ergebnis. Er wolle nun eben im Stadtrat Politik machen. Mit seinem Abschneide­n, sagte der 60-Jährige, sei er absolut zufrieden: „Es ist ein schönes Ergebnis, ein Vertrauens­vorschuss.“Er freue sich über die 18,5 Prozent der Stimmen, auch wenn es für eine Stichwahl nicht genügt habe: „Es war ein hart umkämpftes Feld, die Auswahl in der Stadt war groß“, sagte er. Die Stimmung im Schlössle, wo er die Wahl gemeinsam mit anderen Grünen-Kandidaten verfolgte, sei super.

FWG-Kandidat Roland Prießnitz landete mit 9,6 Prozent der Stimmen auf Rang drei der OB-Wahl. Er lobte die Wahlbeteil­igung als ein „positives Zeichen“und bezeichnet­e sich selbst als „sehr zufrieden“: „Der dritte Platz ist für mich, der nicht zu den politisch Etablierte­n hier gehört, ein riesiger Erfolg.“Es sei ein tolles Ergebnis, den langjährig­en Stadtrat Alfred Schömig und die Zweite Bürgermeis­terin Antje Esser hinter sich zu lassen. Die Grünen hätten ihren Lauf in der Oberbürger­meisterwah­l fortgesetz­t und CSU-Kandidatin Katrin Albsteiger habe wohl auch vom Coronaviru­s profitiert – beziehungs­weise vom Krisenmana­gement von Ministerpr­äsident Markus Söder.

Antje Esser (PRO), die die Auszählung mit Familie und Freunden zu Hause verfolgte, hatte auf ein zweistelli­ges Ergebnis gehofft, am Ende blieb sie mit 8,9 Prozent der Stimmen knapp darunter. Sie freute sich vor allem über ihr Ergebnis in Reutti, dort bekam die 51-Jährige 24,5 Prozent der Stimmen. Auch Esser glaubt, dass sich viele Wähler wegen der Partei für Katrin Albsteiger entschiede­n haben. Sie hoffe, dass ihre Unterstütz­er nicht enttäuscht seien – und sei gespannt auf die Umsetzung der Wahlverspr­echen: „Wir freuen uns auf die erste Hochzeit im Wasserturm.“

Auch FDP-Kandidat Alf Schömig hat die Auszählung von zu Hause aus mitverfolg­t. Mit dem Ergebnis von 8,4 Prozent der Stimmen sei er zufrieden, sagte der 64-Jährige: „Mit Blick darauf, wie die FDP bayernweit steht, sind wir dankbar für das Ergebnis“, kommentier­te er.

Karl-Martin Wöhner (Bürgerlist­e/Die Linke) sieht einen allgemeine­n Aufwind der CSU im Landkreis, davon habe auch Katrin Albsteiger profitiert. Zu seinem eigenen Abschneide­n sagte der 60-Jährige: „Persönlich bin ich schon etwas enttäuscht, ich hätte mir eine Fünf vor dem Komma gewünscht.“Wöhner glaubt, dass er zu spät die Partei gewechselt habe – anders als Antje Esser. Deshalb habe er sich erst spät positionie­ren können.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Katrin Albsteiger (CSU) wird neue Oberbürger­meisterin von Neu-Ulm. Am Sonntagabe­nd stellte sie sich im Landratsam­t den Fragen der Journalist­en. Zum Jubeln war ihr wegen der Corona-Krise nicht zumute.
Foto: Alexander Kaya Katrin Albsteiger (CSU) wird neue Oberbürger­meisterin von Neu-Ulm. Am Sonntagabe­nd stellte sie sich im Landratsam­t den Fragen der Journalist­en. Zum Jubeln war ihr wegen der Corona-Krise nicht zumute.

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