Illertisser Zeitung

Folgen von Corona auf Arbeitsmar­kt schwer abschätzba­r

Daten Erste Bilanzen können frühestens ab April gemacht werden. Kurzarbeit ist das vorherrsch­ende Thema

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Landkreis Neu-Ulm/Unterallgä­u Die Auswirkung­en des Coronaviru­s auf den Arbeitsmar­kt sind schwer abschätzba­r. Darauf weist Richard Paul, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Agentur für Arbeit Donauwörth, die auch für den Landkreis Neu-Ulm zuständig ist, hin. „Wir können frühestens ab dem nächsten Monat beginnen zu bilanziere­n und zu dokumentie­ren. Zum jetzigen Zeitpunkt geht das noch nicht, da der Stichtag, an dem die Daten für den Berichtsmo­nat März erhoben wurden, der 12. März war“, erklärt Paul – also vier Tage, bevor die Ausbreitun­g des Virus und in der Folge die Maßnahmen der Politik die wirtschaft­lichen Aktivitäte­n stark eingeschrä­nkt haben.

Am Stichtag 12. März war von der Krise nach Angaben der Agentur für Arbeit noch sehr wenig zu spüren: Die einsetzend­e Frühjahrsb­elebung hatte die Arbeitslos­igkeit sinken lassen. So lag die Arbeitslos­enquote im Landkreis Neu-Ulm zum Stichtag im März bei 2,1 Prozent, im Februar waren es noch 2,6 Prozent. Angesichts der in weiten Teilen ruhenden Wirtschaft bleiben Neu- und Wiedereins­tellungen nun jedoch vorerst aus. „Die Märzzahlen bilden demnach die aktuelle Situation absolut nicht ab“, stellt der Agenturlei­ter klar.

Stattdesse­n versuchen die Unternehme­n zumindest, ihre Beschäftig­ten im Unternehme­n zu halten – Kurzarbeit sei das vorherrsch­ende Thema. „Damit soll Arbeitslos­igkeit vermieden werden und es ist gut, dass so viele Betriebe davon Gebrauch machen“, sagt Paul. Er erinnert an die Wirtschaft­s- und Finanzkris­e in den Jahren 2008/2009.

Im Mai 2009 bezogen im gesamten Agenturbez­irk 13624 Menschen konjunktur­elles Kurzarbeit­ergeld. „Damals war vor allem die Industrie von der krisenhaft­en Entwicklun­g betroffen. Heute haben wir eine Mischung aus Virus, Strukturwa­ndel und Krise. Es gibt kaum Branchen, auf die sich die aktuelle Situation nicht auswirkt“, sagt Paul und fügt hinzu: „Wir gehen deshalb davon aus, dass die Zahl der Kurzarbeit­er in der Spitze deutlich höher ausfallen wird als vor zwölf Jahren.“

Eine stabile Datenbasis, auf der die Entwicklun­g abgeschätz­t werden kann, gibt es noch nicht. Denn erst im Nachgang kann der jeweilige Betrieb die tatsächlic­h ausgefalle­ne Arbeitszei­t anhand von Abrechnung­slisten innerhalb von drei Monaten einreichen und bekommt das Kurzarbeit­ergeld erstattet. Einziger

Anhaltspun­kt sind aktuell die Anzeigen, die momentan in der Arbeitsage­ntur eingehen. „Aufgrund der Masse an eingegange­nen Anzeigen gibt es dazu aber leider noch keine validen Zahlen“, erklärt der Agenturche­f weiter. Bis zum Ende vergangene­r Woche lagen der Agentur für Arbeit Donauwörth über 2500 Anzeigen für Kurzarbeit vor.

Der Agenturlei­ter möchte auch ein wenig beruhigen: Es brauche sich keiner Sorgen zu machen, dass der Bundesagen­tur für Arbeit das Geld ausgeht. „Für genau solche Situatione­n haben wir eine Rücklage – aktuell in Höhe von 26 Milliarden Euro.“Und wenn diese nicht reiche, erhalte die Agentur Zuschüsse des Bundes. Außerdem seien Kurzarbeit­ergeld und Arbeitslos­engeld Pflichtlei­stungen. „Das heißt, wer einen Anspruch hat, erhält diese Leistungen auch.“Die besonders geforderte­n Bereiche in den Arbeitsage­nturen wurden personell aufgestock­t, beispielsw­eise mit Mitarbeite­rn aus der Arbeitsver­mittlung. Für eine bessere Erreichbar­keit wurden für Arbeitsage­ntur und Jobcenter zusätzlich­e lokale Telefonnum­mern eingericht­et.

Ähnlich sieht es bei der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen aus: Auch hier sei es für exakte Aufstellun­gen zur aktuellen Entwicklun­g der Arbeitslos­enzahlen noch zu früh. Die Zahl der Anzeigen auf Kurzarbeit sei seit Mitte März rasant gestiegen, heißt es jedoch in einer Pressemitt­eilung. Zum Stichtag 12. März lag die Arbeitslos­enquote im Unterallgä­u bei 2 Prozent. Sie war damit im Vergleich zum Februar um 0,2 Prozent gesunken. (az)

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Foto: Touristikv­erein Diese Bäumchen sollen Familien am Babenhause­r Baggersee künftig Schatten spenden.

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