Elite-Sportler auf Sparkurs
Kurzarbeit Bundesliga-Fußballer verdienen Millionen, Basketballer auch – wenn sie in der NBA spielen. In der Basketball-Bundesliga jedoch trifft Corona viele Spieler hart. Den Handballern geht es ähnlich. Wie sie damit umgehen
Oldenburg Die Corona-Pandemie hat im Basketball und im Handball nicht nur die Vereine mit voller Wucht getroffen. Auch für die Profis der beiden Sportarten wird das Virus große Auswirkungen haben. Denn anders als im Fußball oder im US-Basketball verdienen selbst die Top-Spieler keine Millionensummen. „Jeder, der bis drei zählen kann, weiß, was eine Wirtschaftskrise ganz besonders auch für uns Sportler bedeutet“, sagt der Bundesliga-Basketballer und Ex-Nationalspieler Philipp Schwethelm. „Die Gehälter werden mit Sicherheit runtergehen.“Ähnlich ergeht es den Handballern.
Nationalspieler Martin Strobel vom Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten befürchtet Einschnitte. „Ich denke schon, dass es vielleicht eine Anpassung der Gehälter geben könnte“, sagt der 33-Jährige. Leben kann ein Handballer
oder Basketballer von seinem Jahresgehalt durchaus ordentlich. Es ist meist etwa so hoch wie der Monatslohn eines durchschnittlichen Fußball-Profis. Allerdings muss er sein Geld für die Zeit nach seiner aktiven Zeit „klug anlegen“, wie der Oldenburger Schwethelm erklärt. Durch Corona wird es nun zu Einschnitten kommen. „Wenn Unternehmen kürzertreten müssen, werden zuerst im Sport die Kosten gestrichen“, sagt der 30-Jährige, der seit fünf Jahren für den deutschen Meister von 2009 aktiv ist. Der Profi, der zuvor auch in Ulm und beim FC Bayern auf Korbjagd ging, ist daher „froh“, dass er sich „eher am Ende“seiner Karriere befinde.
Voll dahinter steht Schwethelm beim Thema Gehaltsverzicht. Seit dem 1. April bezieht der Distanzschütze Kurzarbeitergeld. Der Klub um Geschäftsführer Hermann Schüller hat sich für diesen Weg entschieden, wie auch viele Liga-Konkurrenten und Handballmannschaften. Er betrifft nicht nur die Profis und das Trainerteam, sondern auch sämtliche Mitarbeiter. „Wir sind geschlossen im Verein dazu bereit“, betont Schwethelm, der allerdings auch klarstellt: „Einige Spieler wird das hart treffen.“Die auf Zuschauerund Sponsoreneinnahmen angewiesenen Basketball- und Handballvereine können jetzt schon kaum noch durchatmen. Bis zum 30. April ruht die Basketball-Liga, der Handball hat sich eine Deadline bis zum 16. Mai gesetzt. Ob und wie es danach weitergeht? Ungewiss, in jeglicher Hinsicht.
„Alle haben eine gehörige Portion Angst davor, dass die momentane Situation länger anhält, als wir es verkraften können“, befürchtet Göttingens Geschäftsführer Frank Meinertshagen. Die Niedersachsen haben wie auch einige andere Basketball-Klubs die Verträge mit manchen US-Profis vorzeitig aufgelöst – aus Kosten- und Existenzgründen, wie es heißt. Großzügige Spendenaktionen wie „We kick Corona“
der beiden Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich und Leon Goretzka sind daher kein Thema.
„Es ist bei uns so, dass wir mit Sicherheit gerne auch was dazu beitragen, Spenden zu generieren. Allerdings geht es für uns nicht um solche Summen. Hier zählt mehr der Wille, sich für gewisse Dinge einzusetzen“, sagt der Handballer Strobel. „Von den Summen, die aus anderen Sportarten kommen, ist das bei uns natürlich weit entfernt.“
Der Handball und der Basketball stehen vor enorm wichtigen Wochen. Je länger der Stillstand fortgesetzt wird, desto größer die Angst vor möglichen Insolvenzen. „Ich hoffe nur, dass alle Vereine in dieser Liga überleben und dass es für die Spieler und die Fans in der Liga so weitergehen wird, wie wir sie kennen. Das ist etwas, was mich im Moment sehr beschäftigt“, sagt Schwethelm. (dpa)