Wenn der Hund per Video Befehle bekommt
Wirtschaft Selbstständige haben es schwer, in der Corona-Krise ihr Einkommen zu sichern. Doch einige Beispiele aus der Region zeigen: Hundeschule funktioniert auch online und Bastelmaterial lässt sich mit dem Rad ausliefern
Landkreis/Ulm Kleine Läden und Selbstständige haben an der jetzigen Situation besonders zu knabbern. Weil die Geschäfte geschlossen sein müssen und persönlicher Kontakt zum Kunden wegen der Abstandsregelungen schwierig ist, müssen sie sich etwas einfallen lassen, um wirtschaftlich zu bleiben. In der Region gibt es schon ein paar kreative Ideen.
Was manche Musikschulen im Landkreis anbieten, macht seit vergangener Woche auch die Hundeschule Partner Pfote in Aufheim: Übungen übers Internet. Weil die Inhaberin Sandra Franke nicht mehr persönlich mit ihren Schülern und deren Hunden in die Natur kann, hilft sie jetzt per Videochat über WhatsApp oder Skype. „Das ist gar nicht so abwegig“, erklärt sie. „Da muss man eben aus der Not eine Tugend machen.“Wenn eine Stunde ansteht, befestigt sie ihr Smartphone an einem Stativ und bittet ihre Schüler, deren Handys so aufzustellen, dass die Hundetrainerin über die Kameras sieht, was sie mit ihren Hunden machen. Die Schüler wiederum sehen die Lehrerin auf ihren Bildschirmen. Über die Lautsprecher der Geräte gibt sie dann Anweisungen und schreitet ein, wenn die Übungen nicht richtig ausgeführt werden. Im Prinzip seien im eigenen Garten die meisten Übungen gut machbar, für die sie nicht persönlich bei Mensch und Tier sein muss, erklärt Sandra Franke. Sie sieht sogar einen Vorteil für die Hunde: „Im eigenen Bereich gibt es nicht so viel Ablenkung.“Es helfe auch, wenn normalerweise Tiere in einer Gruppe sind, die nicht so gut miteinander klarkommen. Und wie finden die Menschen die neue Form des Unterrichts? „Die sind total glücklich und baff“, sagt Franke. „Für sie ist es wichtig, dass die Stunden stattfinden.“
Stattfinden wird in diesem Jahr auch Ostern und da gehört für manche eine Sache dazu: Osternester. Wer die selber basteln möchte, hat derzeit aber nur die Möglichkeit, die Materialien aus dem eigenen Fundus zu nehmen oder sie online zu bestellen. Der Gang zum Bastelladen des Vertrauens entfällt derzeit ja. Das Fachgeschäft Ideenreich
Eber in Senden möchte dem aber Abhilfe schaffen und seinen Kunden dabei helfen, ihre eigenen Osternester zu basteln. Deshalb nehmen die Chefin Sonja Eber und ihre Mitarbeiterin Sandra Häußler jeden Tag telefonisch Bestellungen entgegen und dann fährt Sonja Eber diese am Nachmittag mit dem Rad selbst aus, und zwar im ganzen Landkreis – wenn sich die Strecke gut radeln lässt. Ansonsten werden die Bestellungen mit der Post verschickt. Um Personenkontakt zu vermeiden, wird die Ware vor die Tür der Kunden gelegt, bezahlt wird per Rechnung. Seit rund einer Woche bietet der Bastelladen die Lieferungen an, erzählt Sandra Häußler. Am Anfang sei es etwas schleppend gewesen, aber mittlerweile „läuft’s gut an“. Auf verschiedenen Kanälen hat der kleine Laden auf sich aufmerksam gemacht. Unter den Kunden, die bestellen, gibt es Stammkundschaft, aber auch einige Neue, erzählt Häußler. Ideenreich Eber bietet verschiedene Bastelsets an, darunter auch welche für Ostern oder für die Regenbogen-Aktion, in der Kinder Regenbögen basteln. Doch auch, wenn der Bastelladen fürs Erste eine Möglichkeit gefunden hat, seine
Kunden zu versorgen, bleibt die Unsicherheit: „Unsere Zulieferer haben auch alle zu“, sagt Sandra Häußler. Ändere sich in naher Zukunft nichts an der aktuellen Lage, „wird es eng“.
Damit steht der Bastelladen nicht alleine da. In Ulm hatten ein paar kleinere Läden und das City-Marketing deshalb zwei Ideen, um ihre Kunden trotz geschlossener Läden mit ihren Waren zu versorgen – sei es durch Lieferdienste oder sonstige Lösungen. Deshalb hat zum einen ein Verbund aus kleineren Läden rund um den Münsterplatz die Internetseite „Ulm für Dich“(www.ulm-fuer-dich.de) ins Leben gerufen, auf der kleine Geschäfte gelistet werden, die sich an der Initiative beteiligen. Auch Neu-Ulmer Händler können sich daran beteiligen. Das City Marketing wiederum hat den „Ulmer City Kurier“gegründet. Mit ihm können Ulmer und Neu-Ulmer Einzelhändler ihre Waren an die Kunden schicken – vorausgesetzt, sie sind „per Onlineshop oder Telefonberatung verkaufsfähig“, wie das City-Marketing in einer Mitteilung schreibt. Die Zahl der gelieferten Bestellungen stieg in der vergangenen Woche beständig.
Bestellungen im Bastelladen kommen mit dem Fahrrad
Aufruf