Hart dran an der Wirklichkeit
Die Kammerspiele unter neuer Leitung
München Die Münchner Kammerspiele unter der designierten Intendantin Barbara Mundel wollen zeitgenössischem Theater und Tanz viel Raum geben. „Der Spielplan widmet sich der Gegenwart“, sagte Mundel bei der Vorstellung ihres ersten Münchner Programms. Die bisherige Intendantin des Theaters Freiburg folgt zur Spielzeit 2020/21 auf Matthias Lilienthal. Das Motto ihrer ersten Saison lautet: „Die Wirklichkeit nicht in Ruhe lassen“. Zudem will Mundel das Sprechtheater um tänzerische, musikalische und filmische Formen erweitern.
Wann die Spielzeit im Herbst startet, ist wegen der Corona-Pandemie noch unklar. Man suche nach neuen Formen, um kreativ mit dem Virus und den Einschränkungen umzugehen. Die 61-jährige Mundel sieht darin auch eine Chance. „Corona ist ein Kontrastmittel, das Probleme und Fragen, die wir haben, sichtbar macht und zuspitzt.“
Mehrere Themen sollen die nächsten fünf Jahre ihrer Intendanz begleiten, darunter die Demokratie und ihre Gefährdung, die Technik und die soziale Frage. Auch Kooperationen mit Theatern der freien Szene sind geplant. Zwölf Darsteller aus Lilienthals Ensemble bleiben an den Kammerspielen, darunter Wiebke Puls und Thomas Schmauser. Zu den vielen neuen Schauspielern kommen auch feste Gäste, etwa Edgar Selge und Katharina Schubert. Auch Mitglieder der Freien Bühne München, die geistig behinderte Schauspieler im Ensemble hat, spielen an den Kammerspielen, etwa Luisa Wöllisch, bekannt aus dem Kinofilm „Die Goldfische“.
Das Team rund um Intendantin Mundel und Chefdramaturgin Viola Hasselberg plant auch einige Großprojekte. So soll im Kassenraum der Kammerspiele an der Maximilianstraße ein Kiosk entstehen und während der kommenden fünf Jahre einen Treffpunkt bilden. In der Ankündigung liest sich das so: „Im Koy Koy finden sich alle ein, die auf der Suche sind, nach Wahrheit, Schönheit, Glück und Unglück – mit, aber auch ohne Maserati unterm Arsch“. (dpa)