Wo die Bürgermeister im Landkreis der Schuh drückt
Gemeindetag Die Rathauschefs wählen Erich Winkler aus Nersingen zum Vorsitzenden und tauschen sich über Sorgen aus
Nersingen/Landkreis Ganz offensichtlich stand die Sitzung des Gemeindetags ganz im Zeichen von Corona: Nicht nur, weil sich die Bürgermeister mit großzügig bemessenem Abstand in der Nersinger Gemeindehalle versammelt hatten.
Landrat Thorsten Freudenberger nahm die aktuelle Situation zum Anlass, die anwesenden Rathauschefs daran zu erinnern, wie schnell sich die gesellschaftliche und politische Lage ändern kann: „Wir sind dafür gewählt, die Verantwortung für unsere Gemeinden zu tragen“, sagte der Landrat und ergänzte, dass dies in der Vergangenheit nicht immer einfach gewesen sei, weil sich verantwortliche Politiker immer öfter mit persönlichen Beleidigungen und sogar Bedrohungen aus der Bevölkerung konfrontiert sahen.
Als positives Beispiel und große Persönlichkeit würdigte Freudenberger den ehemaligen Bürgermeister von Pfaffenhofen, Josef Walz. Dieser habe in drei Jahrzehnten im Amt stets eine klare Meinung vertreten und gleichzeitig die Interessen der Bürger ausgeglichen. Als scheidender Vorsitzender verabschiedete sich Walz aus dem Gremium, während sich die Mitglieder einstimmig für den Nersinger Bürgermeister Erich Winkler als Nachfolger aussprachen. Einen Gegenkandidaten gab es nicht.
Nach den Wahlen im März haben neun neue Bürgermeister aus den insgesamt 17 Mitgliedskommunen im Gremium Platz genommen. Bei der Vorstellung zeigte sich schon bald, wo der Schuh drückt. Sebastian Sparwasser, neuer Rathauschef der Marktgemeinde Pfaffenhofen, sprach von den bisher nicht absehbaren Folgen der Coronakrise, in der die Gastronomie und der Einzelhandel unterstützt werden müssten.
Neu-Ulms Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger nannte den digitalisierten Bürgerservice und die Modernisierung der Schulen als Herausforderungen. Sendens neue Bürgermeisterin Claudia RudolfSchäfer redete ihren Kollegen aus der Seele, als sie von der Gewerbeentwicklung und den Schwierigkeiten der Verkehrssituation in den dicht besiedelten Städten und Gemeinden sprach. Norbert Poppele, neues Oberhaupt in Unterroth, legte ein ähnliches Problem auf den Tisch: „Wir müssen Bauflächen zur Verfügung stellen, um unsere jungen Mitbürger im Ort zu behalten.“
Als Schritt in eine neue Normalität bezeichnete Bürgermeister Erich Winkler die Wiedereröffnung der Rathäuser, wie sie jüngst auch in Nersingen stattgefunden hat: „Der menschliche Kontakt hat uns allen gefehlt“, sagte er dazu – wenngleich während der vergangenen Wochen oft festgestellt worden sei, dass viele Bürgeranliegen per Telefon oder Emailkontakt erledigt werden könnten.