Illertisser Zeitung

Wenig Zeit

Basketball Ratiopharm Ulm trainiert erstmals in der Besetzung für das Finalturni­er. In der Vorbereitu­ng muss Trainer Jaka Lakovic ein paar Schwierigk­eiten umgehen

- VON GIDEON ÖTINGER

Ulm Das Hygienekon­zept für das Finalturni­er der Basketball-Bundesliga (BBL) greift. Am Dienstagmo­rgen hat Ratiopharm Ulm zu einer Videokonfe­renz mit dem Sportdirek­tor Thorsten Leibenath und Trainer Jaka Lakovic geladen. Weil Lakovic aber als Trainer direkt mit dem Team zu tun hat und damit von der BBL für das Turnier als „aktiv Beteiligte­r“eingestuft wurde, nahm er vom Fahrersitz seines Autos aus an der Konferenz teil (der Wagen war geparkt). Der „passive“Thorsten Leibenath saß in einem Konferenzr­aum in der Geschäftss­telle. Der BBL dürfte die strikte Einhaltung der Regeln gefallen, für die Ulmer sind sie aber ungewohnt: „Das sind neue Regeln, die wir so nicht kennen“, sagte Leibenath. Die Aktiven werden beim Finalturni­er in München zusammen in einem Hotel untergebra­cht, die Passiven müssen aus Hygienegrü­nden fern bleiben. Und so hat der ehemalige Trainer Leibenath keine der Trainingse­inheiten gesehen, die das Team bislang als Vorbereitu­ng auf das Turnier absolviert hat. „Ich fühle mich in der Tat ein bisschen außen vor“, sagte er.

Seit Dienstag trainiert Ratiopharm Ulm in Turnierbes­etzung, auch die beiden Neuen, Thomas

Klepeisz und Dylan Osetkowski, sind nach zwei negativen CoronaTest­s mittlerwei­le zur Mannschaft gestoßen. Elf Profis werden für die Ulmer in die bayerische Landeshaup­tstadt fahren, dazu sollen sich ein paar Nachwuchss­pieler gesellen, sodass der Kader am Ende 16 Spieler stark sein soll. Welche NachwuchsB­asketballe­r nominiert werden, steht aber noch nicht fest. Nicht mit dabei sein werden die drei Profis Killian Hayes, Seth Hinrichs und Grant Jerrett. Für Jaka Lakovic bedeutet die Situation: Er hat zwei Wochen Zeit, um sein Team in

Komplettbe­setzung für ein dreiwöchig­es Turnier vorzuberei­ten, muss dabei auf drei Stammkräft­e verzichten und zwei neue Spieler integriere­n. Dazu kommt, dass allen die Spielpraxi­s und die Trainingsi­ntensität in den vergangene­n Wochen abging. „Fakt ist“, sagte Lakovic, „die Zeit zur Vorbereitu­ng ist nicht genug.“Bei den Spielern, die in Ulm geblieben sind, dürfte es kein Problem sein, sie körperlich auf ein angemessen­es Level zu bringen. Sie trainieren schon seit ein paar Tagen. Bei denjenigen, die aus den USA zurückgeko­mmen sind, „werden wir sehen“, erklärte Lakovic. Das Gute an der Lage der Ulmer ist, dass jeder der zehn Teilnehmer­klubs mit denselben Problemen zu kämpfen hat. Jaka Lakovic und seine Ulmer wollen sich im Training vor allem auf die Simulation von Spielsitua­tionen und nur auf das Nötigste konzentrie­ren. „Simpel aber gut“, lautet Lakovics Devise.

Auf ihn und sein Team werden interessan­te Wochen zukommen. Neben seiner Tätigkeit als Trainer muss er in der Isolation auch eine Art Betreuerro­lle einnehmen. Mit den Spielern zu sprechen gehört da dazu. „Die Jungs sind froh, wieder zurück zu sein. Wegen Corona besorgt sind sie nicht allzu sehr.“Sorgen machten sie sich eher wegen der Verletzung­sgefahr aufgrund der langen Pause. „Das ist der kritische Part“, sagte Lakovic. Thorsten Leibenath ergänzte: „Was ungewohnt ist: Es gab keine Testspiele vor dem Turnier. Wir starten von null auf hundert und das ist die größte Herausford­erung.“In sechs Tagen müssen die Ulmer drei Spiele absolviere­n, das erste am 6. Juni gegen Bayern München. In die Play-offPhase zu kommen lautet das Ziel der Ulmer Delegation. Sportlich rechnet Leibenath mit einem „spannenden Mix aus Teams, die wir kennen mit neuen Gegebenhei­ten“. Zwei Spieler durften die Bundesligi­sten für das Turnier nach verpflicht­en. Zu wenig, um von Paradigmen­wechseln zu sprechen, aber doch genug, um Teams neue Impulse zu geben.

Nach München reisen werden die Ulmer einen Tag vor Turnierbeg­inn, also am 5. Juni. Dort angekommen erwarten sie durchgetak­tete Tage: Fürs Training bekommen sie täglich ein Zeitfenste­r von zwei Stunden auf dem Campus des FC Bayern, wobei zu diesen zwei Stunden auch der Weg zur Halle gehört und wieder weg. Weil alle Teams dort trainieren, verteilen sich die einzelnen Zeitfenste­r über den ganzen Tag. Auch die Essenszeit­en sind vorgegeben, über allem schweben die Hygienevor­schriften. CoronaTest­s wird es an jedem dritten Tag geben. Ein wichtiges Thema ist für die Spieler, wie sie sich abseits des Basketball­platzes beschäftig­en können, um keinen Lagerkolle­r zu bekommen. „Die Liga hat sich viel Mühe gegeben, damit es den Spielern im Hotel nicht langweilig wird“, sagte Leibenath. So soll es unter anderem Tischkicke­r oder Tischtenni­splatten geben. Und ganz wichtig: schnelles Internet. Ähnlich wie ein Trainingsl­ager der deutschen Fußball-Nationalma­nnschaft soll es werden, erklärte der Sportdirek­tor. „Es ist keine optimale Situation, aber eine machbare.“

Knappe Zeit für die Vorbereitu­ng

 ?? Foto: Horst Hörger ?? Jaka Lakovic, Trainer von Ratiopharm Ulm, kann seit Dienstag in der Komplettbe­setzung des Bundesliga-Finalturni­ers trainieren. Er sagt aber: „Die Zeit zur Vorbereitu­ng ist nicht genug.“Er muss Spieler mit Trainingsr­ückstand anleiten und neue Profis ins Team integriere­n.
Foto: Horst Hörger Jaka Lakovic, Trainer von Ratiopharm Ulm, kann seit Dienstag in der Komplettbe­setzung des Bundesliga-Finalturni­ers trainieren. Er sagt aber: „Die Zeit zur Vorbereitu­ng ist nicht genug.“Er muss Spieler mit Trainingsr­ückstand anleiten und neue Profis ins Team integriere­n.

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