Royaler Besuch in Osterberg
Königstochter Der frühere Schlossherr Dieter Freiherr von Malsen-Ponickau pflegte Beziehungen zum belgischen Adel. Auch eine gewisse Delphine Boël war öfter zu Besuch
Osterberg Mit gut 900 Einwohnern ist Osterberg die kleinste Gemeinde im Landkreis. Wer hätte gedacht, dass sich dort regelmäßig royaler Besuch eingestellt hatte?
Winfried Herrmann, der fünf Jahre das untere Stockwerk des Amtshauses auf dem Schloss Osterberg bewohnt hatte, erinnert sich noch gut an die Besuche von Delphine, die seit dieser Woche offiziell Mitglied des belgischen Königshauses ist. Mit ihrer Mutter, der Baronin Sybille de Sélys Longchamps war sie immer wieder in Osterberg bei Dieter Freiherr von Malsen-Ponickau zu Gast.
Herrmann erinnert sich noch gut an die belgische Baronin, Delphines Mutter, mit der der Freiherr wohl eine Beziehung geführt hatte. „Dieter ist immer gern bei mir zum Essen vorbeigekommen“, erzählt Herrmann. Eines Tages hatte er dazu auch Sybille de Sélys Longchamps mitgebracht. Im Anschluss habe die Baronin, wann immer sie in Osterberg zu Gast war, auch bei Winfried Herrmann vorbeigeschaut. „Der Dieter hatte nie was zu essen im Haus, da kam sie halt zu mir“, erzählt der ehemalige Untermieter des Schlosses. Auch Kuchen habe er für die Baronin gebacken. So man öfter gemütlich beieinander.
Herrmann berichtet außerdem von Dinnerpartys, die der Freiherr gerne gegeben hatte. Eingeladen waren meist diverse Mitglieder des Adels. Sein Untermieter und Hobbykoch Winfried Herrmann hat dann irgendwann das Catering für diese Feste übernommen und für bis zu 200 Gäste gekocht. Stand eines dieser Feste an, kam auch Delphine, die damals Anfang 20 war, mit ihrer Mutter nach Osterberg. So war sie zum Beispiel auch bei der Geburtstagsfeier ihrer Mutter, die unser Bild zeigt, mit dabei. Ob es der Königstochter dort gefallen hatte? Vermutlich schon, sagt Herrmann. Zumindest habe ihm Sybille einmal erzählt, dass ihr ihre Tochter dort wie ausgewechselt vorkomme.
Auch über die Gerüchte um Delphines Herkunft habe man gesprochen, berichtet Herrmann. Im privaten Kreis habe Sybille immer erklärt, dass nur der König als Vater infrage komme. Herrmann: „Aber wie das in Adelskreisen so ist: Da verklagt man sich nicht gegenseisaß tig.“Dass der König sich so gesträubt hat, seine Vaterschaft anzuerkennen, kann er nicht verstehen. „Sie war ein nettes, hübsches Mädchen. Über so eine Tochter kann man sich doch freuen“, sagt Herrmann, der bislang zum Thema Delphine geschwiegen hat. Vor Jahren, als die ersten Gerüchte um Delphine aufkamen, wollte ein BoulevardJournalist von ihm wissen, was er über die angebliche Königstochter weiß. „Da hab ich mich schon gewundert, wie dieser Reporter auf mich kam“, sagt Herrmann.
Delphine machte in den vergangenen Jahren immer wieder Schlagzeilen mit der Geschichte über ihre wahre Herkunft. Sie sei in Wahrheit die Tochter Alberts des II., seines Zeichens bis 2013 König von Belgien. Das behauptete sie unter anderem in ihrer 2008 erschienen Autobiografie. Albert II. bestritt vehement, eine illegitime Tochter zu haben. Delphine stritt jahrelang vor Gericht um die Anerkennung der Vaterschaft, die ein gerichtlich erzwungener Gentest bereits Anfang dieses Jahres bewiesen hatte. Nun hat ein belgisches Appelationsgericht entschieden, dass Delphine den Titel Prinzessin tragen und den Nachnamen der belgischen Königsfamilie „von Sachsen-Coburg und Gotha“führen darf.