Beherbergung
Irgendwo im großen weiten Raum zwischen den Polen Jugendherberge und Nobelherberge übernachten die meisten Menschen, die verreisen. Doch wann hat man zuletzt von jemandem gehört, er sei gut beherbergt worden? Wer spricht von Beherbergung, wenn er eine Übernachtung meint? Wer, wenn er nicht gerade auf dem Jakobsweg unterwegs ist, nennt seine Unterkunft eine Herberge oder gar einen Beherbergungsbetrieb?
Corona-Zeiten sind auch sprachlich besondere Zeiten. Deshalb sehen wir jetzt im Fernsehen Ministerpräsidenten, die mit Begriffen wie Beherbergungsverbot jonglieren wie mit sperrigen Gelsenkirchener-Barock-Schränken. Werden die politisch Verantwortlichen, die nun den innerdeutschen Reiseverkehr regeln, zu Herbergsvätern? Sind all jene, die nicht aus einem Covid-19-Risikogebiet in die Herbstferien aufbrechen, automatisch im Besitz einer Blanko-Beherbergungserlaubnis? Einer Drei-SterneBeherbergungsunbedenklichkeitsbescheinigung?
Miguel de Cervantes wusste: „Der Weg ist immer besser als die schönste Herberge.“Irren bald übermüdete Deutschlandurlauber aus Remscheid auf Herbergssuche quer durch Bayern und schlafen schließlich, da man sie nirgendwo einlässt, im eigenen Beherbergungsautomobil, bevor sie sich zur Geborgenheit in einem Gasthof in Tirol durchkämpfen? Beherbergt ein Auto mit dem Kennzeichen
RS- auch tatsächlich RisikogebietsRemscheider?
17 Typen des Beherbergungsbetriebes nennt der Deutsche Tourismusverband. 17! Vom All-SuiteHotel über Boarding-House, Hotel garni, Motel, Sanatorium bis zur Pension. In elf Wochen ist Heiligabend. Was bedeutet es, dass nun das ganze tief gestaffelte bundesdeutsche Berherbergungswesen in den Sog der Corona-Maßnahmen geraten ist? Muss die Weihnachtsgeschichte von der Herbergssuche umgeschrieben werden? So weit ist es noch nicht. Aber eines ist sicher: „Die Zeit der Geselligkeit ist vorbei.“Sagt die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci. Aus Berlin? Fällt sowieso voll unters Beherbergungsverbot.