„CityAirbus steht nicht vor dem Aus“
Hintergrund Wolfgang Schoder, Deutschland-Chef von Airbus Helicopters, spricht offen über die zuletzt in Zweifel gezogene Zukunft des elektrischen Fluggeräts
Donauwörth Wolfgang Schoder schüttelt den Kopf. Der Deutschland-Chef der Hubschraubersparte von Airbus versteht nicht, wie Gerüchte aufkommen konnten, das von Politikern unterstützte Prestigeobjekt eines elektrisch angetriebenen City-Airbus stehe vor der Einstellung. In der FAZ ist von einem Projektstopp die Rede, und die Welt berichtet, dem 2,2 Tonnen schweren Modell mit den vier Ringen über der Kabine drohe das Aus.
Das wäre ein herber Rückschlag für den Airbus-Luftfahrtstandort in Donauwörth mit gut 6000 Mitarbeitern. Dort werden solche Vehikel für Airbus federführend entwickelt und sollen einmal auch neben Hubschraubern gebaut werden.
Ein Ende des City-Airbus würde auch ein Tiefschlag für die Verantwortlichen in der Region Ingolstadt bedeuten, in der mit viel Aufwand und Geld der Einsatz solcher Fluggeräte erprobt werden soll. Vor allem aber käme eine Einstellung des Programms einer Ohrfeige für Politiker wie den ohnehin massiv unter Druck stehenden Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, aber auch Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder gleich. Beide CSUMänner haben sich wie ihre Parteikollegin Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitales, für das Zukunftsvorhaben „Made in Bavaria“starkgemacht. Der politische Kollateralschaden wäre immens, wenn der City-Airbus beerdigt würde. Doch Schoder trat solchen Spekulationen am Freitag im Gespräch mit unserer Redaktion vehement entgegen. Wie schon im Mai sagte er auf Anfrage erneut: „Wir rücken nicht von dem Programm ab. Das Thema genießt hohe Priorität im Konzern.“So stehe Airbus-Chef Guillaume Faury voll hinter der Entwicklung solcher dank Elektroantrieb emissionsfrei fliegenden Vehikel. Der Deutschland-Chef von Airbus Helicopters ist überzeugt: „Wir fangen mit dem City-Airbus gerade erst richtig an.“Wie berichtet, finden nach einer ersten Entwicklungsphase in Donauwörth nun weitere Flugtests auf dem Airbus-Gelände in Manching bei Ingolstadt statt.
Dabei waren in Münchner Luftfahrtkreisen Gerüchte gestreut worden, dem massiv unter der CoronaKrise leidenden Airbus-Konzern gehe das Geld für das City-AirbusProjekt aus. Dem widerspricht Schoder entschieden: „Die Finanzierung steht weiter. Wir haben einen hohen dreistelligen Millionenbetrag auf fünf Jahre fest eingeplant.“Dabei sei offen, wie der vertikal startende und landende CityAirbus, der laut Branchenkennern nicht vor 2025 Passagiere befördern soll, einmal aussieht. Es ist nicht entschieden, ob das Produkt nach einer weiteren langen Erprobungsphase dann immer noch wie das heutige Testmodell mit vier Ringen über der Kabine ausgelegt wird.
Airbus hat nämlich in den USA eine zweite, „Vahana“genannte Drohne erprobt, die eher wie eine Mischung aus einem kleinen Flugzeug und einem Hubschrauber wirkt. All die gewonnen Testergebnisse – ob beim Donauwörther CityAirbus mit einmal Platz für vier Insassen oder dem für einen Gast ausgelegten Vahana-Modell – sollen ausgewertet werden. Dann, so schildert es Schoder, werde der Konzern klären, mit welchen Angeboten er an Kunden herantritt. Am Ende ist alles möglich: Airbus könnte einen oder mehrere Drohnentypen verkaufen, also Angebote für Flüge innerhalb von urbanen Zentren und auch von Stadt zu Stadt machen.
Längst ist ein heftiger Wettbewerb um das beste Produkt ausgebrochen. Allein in Deutschland versuchen Anbieter wie die weit scheinende Firma Volocopter aus dem badischen Bruchsal und Lilium aus Weßling bei München, die Interessen auf sich zu ziehen. Lilium war bereits Gegenstand auch weniger wohlmeinender Berichte. So hatten Experten in der Fachzeitschrift Aerokurier Zweifel an der Machbarkeit des Flugprojekts unter der Schlagzeile „Hoffnungsträger oder Hochstapler?“geäußert. Später wurde von anderen Experten wieder versucht, derartige Bedenken zu zerstreuen. All das macht deutlich: Lufttaxis sind ein heißes Thema – und das nicht nur für Investoren, die sich einmal das ganz große Geschäft erwarten. Hinter den Kulissen wird entsprechend auch mit allerlei PRManövern um die Aufmerksamkeitsgunst von Politikern gebuhlt, auch um an Fördertöpfe ranzukommen. Da werden, wie Recherchen unserer Zeitung ergeben haben, Gerüchte über Konkurrenten gestreut.
Airbus-Mann Schoder äußert sich zu alledem nicht, schon gar nicht über Konkurrenten. Er sagt nur: „Es ist gut, dass viele Firmen solche Vehikel entwickeln. Das nutzt der gesamten Branche.“Dabei ist der City-Airbus bislang lediglich ein Demonstrator, also ein Fluggerät, an dem weitere Tests vorgenommen werden. Es handelt sich also noch lange nicht um einen Prototypen. Schoder meint jedenfalls: „Vielleicht wird das Vehikel einmal von einer Batterie angetrieben, vielleicht auch von einer Brennstoffzelle.“