Radfahrer sind Rowdys
Wenig kann den stolzen MercedesAudiBMW-Fahrer so erschüttern wie ein Kratzer im Lack. Deutschland ist ein Autofahrerland und das eigene Fahrzeug für ganz viele die wichtigste Investition nach den eigenen vier Wänden. Eher wird Frankreich zu einem Land der Biertrinker, bevor wir zur Nation der Radfahrer werden. Um die Länge des Weges zu bemessen, der noch vor uns liegt, muss man nicht kleinlich die Kilometer der Fahrradwege und Straßen gegeneinander aufrechnen. Es genügt ein Blick auf einen beliebigen Fahrrad-Großparkplatz.
Kreuz und quer stehen die Räder durcheinander. Das Ein- und Ausparken ist nicht möglich, ohne gegen zahlreiche andere Zweiräder zu stoßen – wenn sich denn jemand die Mühe machen würde, das zu versuchen. In aller Regel wird da wenig Rücksicht auf fremdes Eigentum genommen. Umstürzende Fremdräder, absplitternde Vorderlichter oder verbogene Speichen am Nachbarrad – wen kümmert’s? Man stelle sich nur einmal vor, es würde nur ansatzweise Ähnliches auf einem Autoparkplatz passieren. Die Polizei könnte einen festen Posten zur Aufnahme der Unfallfluchtanzeigen empörter Autohalter einrichten. Was macht der geschädigte Zweiradbesitzer?
Genau, er grollt, schimpft und flucht. Er repariert die schlimmsten Schäden und schaut über sonstige Kratzer und verbogene Schutzbleche hinweg. Und wenn er dann endlich wieder losfahren kann, freut er sich unterwegs, dass er keinen E-Scooter hat. Denn so wie es aussieht, werden die sogar von den eigenen Fahrern noch viel übler behandelt.