Illertisser Zeitung

Mein Kind wertet Materielle­s so hoch

- ERZIEHUNGS­TIPPS AUS DEM FAMILIEN‰ALLTAG ARTISTIK MIT STATISTIK ZUM WOCHENENDE

Michis Eltern sind toll, die haben nämlich einen Pool. Bastis Eltern sind auch toll, weil die be‰ sitzen drei Autos. Die Eltern von Franziska flie‰ gen in den Ferien einfach mal so mit ihren Kindern nach Mauritius. Wow. In der Kindheit sind wir noch alle Amerikaner, bejubeln und bewundern den Wohlstand der anderen unge‰ niert und träumen vom später über uns he‰ reinprasse­lnden Reichtum. Je mehr Geld, umso besser! Aber, aber, sagen dann wir Eltern, Geld ist doch nicht alles, uns geht es doch auch gut. Und bloß, weil nun einer reich ist, ist er noch lange kein besserer Mensch … Natürlich haben wir recht, aber unser Kind irgendwie doch auch. Pool, Autos, Mauritius … darf man das alles nicht wollen?

Mein Sohn ist ein ganz lieber Kerl, aber er will alles haben und nur das Beste, Schönste und Teuerste. Ich bin zugegebene­rmaßen auch sehr großzügig. Kaufe auch unter dem Jahr mal was, wenn wir etwas Schönes sehen. Das erzählt er gerne seinen Freunden, die auf Geburtstag, Weihnachte­n oder

Ostern warten müssen. Er gibt auch mit den Autos von Freunden an, die viel Geld haben. Wir haben ihm vorgerechn­et, wie viel man für einen Lamborghin­i arbeiten muss, und dass er selbst nie einen besitzen wird, wenn er in der Schule weiterhin so faul ist. Da hat er plötzlich angefangen zu lernen. Aber natürlich prahlt er weiter. Aber es wird besser, weil wir ihm sagen, dass wir das nicht wertschätz­en und auch nicht so angeberisc­h sein wollen. Christina, Hausfrau, zwei Söhne (7 und 9), eine Tochter (11)

Vor ihrer Klassenfah­rt hat mir meine ältere Tochter einmal erklärt, sie brauche jetzt Marken-T-Shirts. Ich habe sie da gut verstanden. Was habe ich einst für meine Wrangler gekämpft. Als Kind oder Jugendlich­e meint man eben, die Dinge würden dich aufwerten. Und mir selber macht es doch auch Spaß, mir mal eine schöne Tasche zu leisten, wobei ich mich dann aber auch übers billige T-Shirt freue. Ich versuche daher auch nicht, ihre Wünsche abzuwerten. Man will eben dazugehöre­n, zum Beispiel, indem man ein iPhone besitzt. Ich glaube, die Lösung liegt wie immer darin, dass man eine klare Haltung vorlebt. Dass all diese Dinge im Endeffekt nichts bedeuten. Und dass man die Realität Einzug halten lässt. Meine Tochter bekommt eine bestimmte Summe, über die kann sie verfügen. Sie kann sich also kaufen, was ihr wichtig ist, aber dann muss sie vielleicht auf etwas anderes verzichten. Friederike,

Coach, zwei Töchter (11 und 13)

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