Illertisser Zeitung

Ein Wendepunkt bei der Alten Bleiche

Bau Ein statisches Gutachten offenbart tiefe Schäden in dem historisch­en Gebäude in Altenstadt. Eine Nutzung wie geplant ist kaum möglich, viele Gemeinderä­te sehen die Sanierung kritisch

- VON ANNA KATHARINA SCHMID

Altenstadt Eine Klaviatur aller möglichen Schäden: So beschrieb ein Statiker den Zustand der Alten Bleiche in Altenstadt. Das historisch­e Gebäude aus dem 17. Jahrhunder­t ist seit vielen Jahren Gegenstand erhitzter Diskussion­en, jetzt ist die Gemeinde an einem Wendepunkt angelangt. Ein statisches Gutachten brachte nun massivste Schäden ans Licht. Bis zu einer Million Euro müsste die Gemeinde aufbringen, um die Alte Bleiche zu sanieren. Doch damit wäre es nicht getan.

Was viele als schiefe Bauweise und Eigenheit des Hauses vermuteten, erwies sich als gravierend­stes Problem. Im nördlichen Bereich senkt sich der Boden um einen halben Meter ab. Von außen lässt sich das nicht erkennen, dank ausgefeilt­er Tricks früherer Baumeister.

Denn die Schieflage rührt vom Untergrund her, der das Gebäude seit seinem Bau nach und nach absinken lässt. Bürgermeis­ter Wolfgang Höß ist fassungslo­s. „Das ist innerlich alles verbogen und verzogen.“Um den krummen Teil von außen zu verdecken, hätte man früher wohl den Dachstuhl angehoben und die Mauern höher gezogen.

Der mit dem Gutachten beauftragt­e Statiker vermutet den nahen Mühlbach als Ursache. Das Absinken des Gebäudes im historisch­en Ortskern ist damit nicht etwa abgeschlos­sen, sondern geht weiter. Bei ihrer Untersuchu­ng entdeckten die Statiker bereits neue Risse. Um den Prozess aufzuhalte­n und das Haus zu begradigen, muss das Fundament unter den bestehende­n Mauern mit Beton gefestigt werden. Ein enormer Aufwand, der technisch möglich ist, aber mit einer Million Euro einen Großteil der veranschla­gten Summe für die Sanierung verschling­en würde.

„Und dann steht nur ein Rohbau“, sagt Höß. Er sieht das statische Gutachten und die Diskussion darüber im Gemeindera­t als einen Wendepunkt. Zuvor habe es viel Kritik an der zähen Entwicklun­g gegeben: „Jetzt haben alle gesehen, was für eine heiße Nummer das ist.“Zusätzlich sei das Mauerwerk von Pilz und der Dachstuhl von Schädlinge­n befallen. Die Kosten für eine mögliche Sanierung ließen sich nicht klar abgrenzen: „Das könnte ins Uferlose gehen.“Aus dem Gemeindera­t kämen nun auch vermehrt Fragen zu einem Abbruch des Gebäudes.

Viele Gemeinderä­te hätten die Möglichkei­t genutzt, sich vor Ort

Im nördlichen Bereich senkt sich das Gebäude ab

selbst ein Bild des historisch­en Hauses zu machen – und sind Höß zufolge von dem Zerfall überrascht gewesen. „Den ein oder anderen hat es da schon gelupft“, sagt er. Jetzt sei der Moment, einen Zwischenst­opp einzulegen. Schnelle Entscheidu­ngen und eine unbedachte Sanierung bedeuteten ein hohes Risiko für die Gemeinde.

Der eigentlich­e Wunsch des Gemeindera­tes war gewesen, in der Alten Bleiche einen Bürgersaal zu integriere­n oder gar ein Museum zu eröffnen. Das ist in der aktuellen Raumauftei­lung nicht möglich. Im Haus reihen sich kleine Räume, frühere Wohnungen, an einen zentralen Mittelgang. „Wenn wir den Saal nicht verwirklic­hen können, haben wir eigentlich keine Nutzung für das Gebäude“, fasst der Bürgermeis­ter zusammen.

Die veranschla­gte Summe für die Sanierung lag bei zweienhalb Millionen Euro – ohne die nun nötige Million Euro für das stabile Fundament. „Das reicht hinten und vorne nicht.“Beim Landesamt für Denkmalpfl­ege möchte Höß nun abklopfen, ob ein historisch­es Gebäude mit derartigen Schäden überhaupt haltbar ist. In weiteren Absprachen mit der Städtebauf­örderung will die Gemeinde prüfen, ob ein zusätzlich­er Zuschuss möglich ist. Diese Gespräche sollen zeitnah erfolgen, Höß möchte in zwei bis drei Wochen damit fertig sein. Dann entscheide­t der Gemeindera­t über die Zukunft des historisch­en Gebäudes.

 ?? Archivfoto: Regina Langhans ?? Wie tief die Schäden in der historisch­en Alten Bleiche in der Memminger Straße in Altenstand liegen, offenbart ein statisches Gutachten: Der nördliche Teil sinkt immer weiter ab. Um das Gebäude zu stabilisie­ren, ist eine umfassende Sanierung nötig.
Archivfoto: Regina Langhans Wie tief die Schäden in der historisch­en Alten Bleiche in der Memminger Straße in Altenstand liegen, offenbart ein statisches Gutachten: Der nördliche Teil sinkt immer weiter ab. Um das Gebäude zu stabilisie­ren, ist eine umfassende Sanierung nötig.

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