Ein Wendepunkt bei der Alten Bleiche
Bau Ein statisches Gutachten offenbart tiefe Schäden in dem historischen Gebäude in Altenstadt. Eine Nutzung wie geplant ist kaum möglich, viele Gemeinderäte sehen die Sanierung kritisch
Altenstadt Eine Klaviatur aller möglichen Schäden: So beschrieb ein Statiker den Zustand der Alten Bleiche in Altenstadt. Das historische Gebäude aus dem 17. Jahrhundert ist seit vielen Jahren Gegenstand erhitzter Diskussionen, jetzt ist die Gemeinde an einem Wendepunkt angelangt. Ein statisches Gutachten brachte nun massivste Schäden ans Licht. Bis zu einer Million Euro müsste die Gemeinde aufbringen, um die Alte Bleiche zu sanieren. Doch damit wäre es nicht getan.
Was viele als schiefe Bauweise und Eigenheit des Hauses vermuteten, erwies sich als gravierendstes Problem. Im nördlichen Bereich senkt sich der Boden um einen halben Meter ab. Von außen lässt sich das nicht erkennen, dank ausgefeilter Tricks früherer Baumeister.
Denn die Schieflage rührt vom Untergrund her, der das Gebäude seit seinem Bau nach und nach absinken lässt. Bürgermeister Wolfgang Höß ist fassungslos. „Das ist innerlich alles verbogen und verzogen.“Um den krummen Teil von außen zu verdecken, hätte man früher wohl den Dachstuhl angehoben und die Mauern höher gezogen.
Der mit dem Gutachten beauftragte Statiker vermutet den nahen Mühlbach als Ursache. Das Absinken des Gebäudes im historischen Ortskern ist damit nicht etwa abgeschlossen, sondern geht weiter. Bei ihrer Untersuchung entdeckten die Statiker bereits neue Risse. Um den Prozess aufzuhalten und das Haus zu begradigen, muss das Fundament unter den bestehenden Mauern mit Beton gefestigt werden. Ein enormer Aufwand, der technisch möglich ist, aber mit einer Million Euro einen Großteil der veranschlagten Summe für die Sanierung verschlingen würde.
„Und dann steht nur ein Rohbau“, sagt Höß. Er sieht das statische Gutachten und die Diskussion darüber im Gemeinderat als einen Wendepunkt. Zuvor habe es viel Kritik an der zähen Entwicklung gegeben: „Jetzt haben alle gesehen, was für eine heiße Nummer das ist.“Zusätzlich sei das Mauerwerk von Pilz und der Dachstuhl von Schädlingen befallen. Die Kosten für eine mögliche Sanierung ließen sich nicht klar abgrenzen: „Das könnte ins Uferlose gehen.“Aus dem Gemeinderat kämen nun auch vermehrt Fragen zu einem Abbruch des Gebäudes.
Viele Gemeinderäte hätten die Möglichkeit genutzt, sich vor Ort
Im nördlichen Bereich senkt sich das Gebäude ab
selbst ein Bild des historischen Hauses zu machen – und sind Höß zufolge von dem Zerfall überrascht gewesen. „Den ein oder anderen hat es da schon gelupft“, sagt er. Jetzt sei der Moment, einen Zwischenstopp einzulegen. Schnelle Entscheidungen und eine unbedachte Sanierung bedeuteten ein hohes Risiko für die Gemeinde.
Der eigentliche Wunsch des Gemeinderates war gewesen, in der Alten Bleiche einen Bürgersaal zu integrieren oder gar ein Museum zu eröffnen. Das ist in der aktuellen Raumaufteilung nicht möglich. Im Haus reihen sich kleine Räume, frühere Wohnungen, an einen zentralen Mittelgang. „Wenn wir den Saal nicht verwirklichen können, haben wir eigentlich keine Nutzung für das Gebäude“, fasst der Bürgermeister zusammen.
Die veranschlagte Summe für die Sanierung lag bei zweienhalb Millionen Euro – ohne die nun nötige Million Euro für das stabile Fundament. „Das reicht hinten und vorne nicht.“Beim Landesamt für Denkmalpflege möchte Höß nun abklopfen, ob ein historisches Gebäude mit derartigen Schäden überhaupt haltbar ist. In weiteren Absprachen mit der Städtebauförderung will die Gemeinde prüfen, ob ein zusätzlicher Zuschuss möglich ist. Diese Gespräche sollen zeitnah erfolgen, Höß möchte in zwei bis drei Wochen damit fertig sein. Dann entscheidet der Gemeinderat über die Zukunft des historischen Gebäudes.