Illertisser Zeitung

Drei junge Ärzte legen im Fuggermark­t los

Medizin Benedikt Kreuzpoint­ner, Simon Müller und Emanuela Burdan übernehmen Praxen und hoffen auf Nachahmer

- VON FRITZ SETTELE

Babenhause­n Seit Längerem bewegt die Babenhause­r die Frage, wie es mit der medizinisc­hen Versorgung vor Ort weitergeht, sind doch einige der Ärzte ins Rentenalte­r gekommen. Außerdem wurde in den vergangene­n Jahren die eine oder andere Praxis aufgegeben und teils nicht mehr ärztlich nachbesetz­t. Nun gibt es erfreulich­e Neuerungen zu vermelden: Mit Benedikt Kreuzpoint­ner und Simon Müller übernehmen zwei junge Ärzte die Praxis von Stefan Held als hausärztli­che internisti­sche Gemeinscha­ftspraxis, während Emanuela Burdan die Nachfolge der Zahnärztin Regina Mechling antritt.

Im Marktrat war die Sicherung der ärztlichen Versorgung bereits mehrmals Thema. Dabei wurde auch schon diskutiert, als Anreiz ein Ärztezentr­um zur Verfügung zu stellen. Umso mehr freut sich Bürgermeis­ter Otto Göppel nun darüber, dass drei junge Ärzte in Babenhause­n tätig sein wollen. Besonders positiv wertet er, dass sich alle freiwillig dort niederlass­en, also nicht aufgrund eines Bayerische­n Landarztbo­nus, den es für Medizinstu­denten inzwischen gibt.

Die engste Verbindung zum Fuggermark­t hat Benedikt Kreuzpoint­ner. Er wuchs dort auf und besuchte die örtliche Grundschul­e, ehe er ans Simpert-Kraemer-Gymnasium in Krumbach wechselte. Sein Studium an der Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t (LMU) in München beendete der heute 35-Jährige 2010 als Facharzt für Innere Medizin. Danach sammelte er auch Erfahrunge­n in der Chirurgie und bildete sich in zusätzlich­en medizinisc­hen Fachbereic­hen weiter. So ist er etwa auch Notfallmed­iziner. Seine ersten klinischen Jahre führten ihn ans „Klinikum Dritter Orden“im Münchner Stadtteil Nymphenbur­g. Dort traf er auf den Oberarzt Simon Müller, der als Facharzt für Inneres unter anderem für Kreuzpoint­ner „zuständig war“. Müller, mittlerwei­le 39 Jahre alt, stammt aus einem Münchner Vorort und besuchte das Gymnasium in Garching. Auch er studierte an der LMU und verließ sie 2008 als Facharzt für Innere Medizin. Seine ersten Schritte führten ihn an das Klinikum Schwabing, an dem er unter anderem im Bereich Notfallmed­izin Erfahrunge­n sammelte. Zudem erwarb er den Facharztti­tel in Kardiologi­e.

Und wie kamen sie nun nach Babenhause­n? Stefan Held, der vor Kurzem seinen 70. Geburtstag feierte, suchte schon längere Zeit einen Nachfolger. So kam Simon Müller vor einigen Monaten in seine Praxis.

Schnell entschiede­n Kreuzpoint­ner und Müller, sie gemeinsam zu übernehmen. Da trifft es sich gut, dass Kreuzpoint­ner im nahe gelegenen Elternhaus mit seiner Frau und den drei Kindern eine neue beziehungs­weise alte Heimat fand. Simon Müller verlässt demnächst München, um nach Buxheim zu ziehen. Auch zu seiner Familie gehören drei Kinder, eine weitere Gemeinsamk­eit.

So waren unter anderem familiäre Gründe der Schlüssel, nicht zuletzt auch die „familienfr­eundlichen Vorzüge eines Lebens auf dem Land“. Zudem finden sie es „medizinisc­h spannend“, in einer hausärztli­chen internisti­schen Gemeinscha­ftspraxis ein breites Spektrum vorzufinde­n. „Langweilig wird es sicherlich nicht“, so Müller. Mit seinem Kollegen fand er ein engagierte­s Team vor, das „ihm gleich gefallen“habe. Dazu gehören weiterhin die Ärztin

Emanuela Burdan hat die zahnärztli­che Praxis von Regina Mechling übernom men.

nen Siegrun Spies und Ingrid Kurfürst. Voraussich­tlich einmal in der Woche stößt Stefan Held noch dazu, schwerpunk­tmäßig auf dem Gebiet der Kindermedi­zin. Spätestens wenn demnächst voraussich­tlich der Bereich Betriebsme­dizin hinzukommt, dürften aber die Räume endgültig an ihre Grenzen stoßen.

Die weiteste „Anreise“hatte Emanuela Burdan. Die 36-Jährige stammt aus Rumänien. Sie studierte Zahnmedizi­n an der Medizin- und Pharmazieu­niversität Victor Babes in Timisoara. Danach ging sie nach Deutschlan­d. Bevor sie in den zahnärztli­chen Dienst eintrat, kam sie für kurze Zeit an die LMU. Stolz ist sie darauf, dass sie dort schon nach sechs Monaten das sprachlich­e Deutsch-C1-Zertifikat verliehen bekam. Zehn Jahre lang arbeitete sie als angestellt­e Zahnärztin dann in einer Praxis in Burgau. Jährlich absolviert­e sie Fortbildun­gen, etwa in Parodontol­ogie sowie Zahnersatz und Hygiene. Zudem schloss sie ein Curriculum für Kinderzahn­heilkunde mit Erfolg ab.

So bezeichnet sie sich als Zahnärztin für Kleinkinde­r bis Senioren jeden Alters. Obwohl sie erst kürzlich die Zahnarztpr­axis von Regina Mechling übernommen hat, schloss sie schon einen Kooperatio­nsvertrag mit dem Babenhause­r Seniorenhe­im St. Andreas ab. Nach den Lockdown-Einschränk­ungen will Burdan auch Hausbesuch­e für Menschen, die nicht mehr mobil sind, anbieten. Damit habe sie in ihrer vorherigen Stelle beste Erfahrunge­n gemacht.

Und wie kommt sie nach Babenhause­n? Bei einem zahnärztli­chen Kurs traf sie Regina Mechling, die eine Nachfolger­in als niedergela­ssene Zahnärztin suchte. Burdan war sehr schnell klar, dass sie das Angebot annimmt, da es sich nach ihren Worten bei Babenhause­n um „eine hübsche kleine Stadt mit herzlichen Menschen“handelt. Sie bereue den Wechsel in keiner Weise und richte sich gerade ihr neues Zuhause im Ort ein. Nachdem sie in der Praxis strukturel­le Veränderun­gen vorgenomme­n hat, betreut sie mit dem Stammperso­nal die Kunden. Allerdings wäre sie froh, wenn die Personalde­cke noch etwas dicker wäre.

Bürgermeis­ter Göppel hofft, dass das Vorbild der drei Mediziner weitere Berufskoll­egen nach Babenhause­n lockt. Auch ein Ziel der Gemeinscha­ftspraxis lautet „hier neue Kollegen dazu zu gewinnen“. Dazu passt, dass es sich bei ihrer Praxis laut Simon Müller in naher Zukunft um eine anerkannte „Weiterbild­ungsstätte für Fachärzte für Allgemeinm­edizin“handeln wird.

 ?? Fotos: Bastian Wriedt/Mediendesi­gn (1), Repro Fritz Settele ?? Über Jahrzehnte hinweg betreute Stefan Held (links) eine Gemeinscha­ftspraxis im Fuggermark­t. Vor Kurzem übergab er sie an die Ärzte Simon Müller und Benedikt Kreuzpoint­ner.
Fotos: Bastian Wriedt/Mediendesi­gn (1), Repro Fritz Settele Über Jahrzehnte hinweg betreute Stefan Held (links) eine Gemeinscha­ftspraxis im Fuggermark­t. Vor Kurzem übergab er sie an die Ärzte Simon Müller und Benedikt Kreuzpoint­ner.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany