Immer engagiert – auch im Sport
Soziales Bei den Unterallgäuer Werkstätten geht Geschäftsführer Wolfgang Beuchel in den Ruhestand. Wie er sich für Menschen mit Behinderung eingesetzt hat und was er jetzt vorhat
Memmingen/Unterallgäu Chefwechsel bei den Unterallgäuer Werkstätten (UAW): Wolfgang Beuchel arbeitete dort 26 Jahre, davon 25 als Geschäftsführer. Am Mittwoch hatte der 64-Jährige seinen letzten Arbeitstag. Sein Nachfolger wird Ludger Escher. Einen ungewöhnlichen beruflichen Wechsel hat Beuchel hinter sich: In Halle an der Saale aufgewachsen, kam er nach seinem Hochschulabschluss 1978 als Ingenieur zur Volksarmee und nach der Wende zur Bundeswehr, wo er in verschiedenen leitenden Funktionen des Marinehubschraubergeschwaders Parow bis 1993 tätig war. Da sein Traumberuf immer schon Lehrer war, orientierte er sich beruflich um und begann 1995 nach
Wichtig war Beuchel auch das Zwischenmenschliche
Fortbildungen und einem weiteren Studiengang bei den UAW zuerst als Gesamtwerkstattleiter für die Betriebsstätten Memmingen und Mindelheim. Seit 1996 ist er Geschäftsführer.
Seitdem hat er dort einiges initiiert – beispielsweise den Aufbau der Werkstätte für psychisch kranke Menschen, die Erweiterung der Werkstätten für Menschen mit geistiger und/oder Mehrfachbehinderung, die Erweiterung des Förderstättenangebots oder die Eröffnung des Inklusionscafés Klatschmohn. Beuchel suchte auch den Kontakt zur Wirtschaft, baute die berufliche Bildung mit Kooperationspartnern aus und ein Qualitätsmanagementsystem auf. Zudem schuf er mit dem Projekt „Integra Mensch“eine wichtige Brücke zum allgemeinen Arbeitsmarkt.
Während seiner Zeit als Geschäftsführer UAW übernahm er auch die Leitung des Bezirksarbeitskreises schwäbische Werkstätten und tauschte Erfahrungen mit Werkstätten in Polen und der Türkei im Rahmen des EU-Programms „Leonardo Da Vinci“aus. Zudem hielt er Gastvorträge an der Uni in Kempten im Sozialbereich.
Da Beuchel auch das Zwischenmenschliche wichtig war, organisierte er Fußballturniere für Menschen mit Behinderung auf schwäbischer Ebene mit Werkstätten aus Lindenberg, Kaufbeuren, Kempten und Lautrach. „Er hat sich über 26 Jahre für das Wohl aller Beschäftigten eingesetzt, die UAW als großes Sozialunternehmen für die Stadt und den Landkreis entwickelt und in einer guten, wirtschaftlichen Lage an seinen Nachfolger übergeben“, lobt ihn Jutta Maier, die Vor
sitzender Lebenshilfe Memmingen/ Unterallgäu. Was ist Wolfgang Beuchel für ein Mensch? „Er hat ein großes Herz für Menschen mit Behinderung, ist nahbar, offen, emotional, vertrauensvoll und für jeden Spaß zu haben“, loben seine Mitarbeiter ihren scheidenden Geschäftsführer.
Beuchel und sein Nachfolger Ludger Escher kennen sich bereits seit über 20 Jahren. Gemeinsam haben sie sich im Bezirksarbeitskreis der schwäbischen Werkstätten engagiert. Noch ein paar andere Dinge würden Beuchel auszeichnen, ergänzt Jutta Maier: „Er unterstützt das Personal in Notsituationen und persönlichen Krisen, kann Reden aus dem Stegreif halten und hat ins
gesamt gerne an Veranstaltungen der UAW teilgenommen.“Damit spielt sie auf Schwimmfeste an, bei denen Beuchel auch schon mal gegen Bürgermeister antrat, aber auch auf Kickerturniere und den Fasching, wo sich der Geschäftsführer bis zur Unkenntlichkeit verkleidete.
Für den Ruhestand hat sich Wolfgang Beuchel einen Mercedes-Bus gekauft – um damit Tagesausflüge oder kurze Wochenendtrips zu unternehmen, denn er reist gerne.
„Für die Unterallgäuer Werkstätten wünsche ich mir, dass alle gesund bleiben und die UAW gut durch die Corona-Pandemie kommt, dass die UAW weiterhin ein erfolgreiches und innovatives Unternehmen bleibt und Menschen mit
Behinderung vielseitige Möglichkeiten zur Teilhabe am Arbeitsleben bietet“, sagt der Neu-Rentner. Er hätte sich gerne einen anderen Abschied mit einer Feier gewünscht, so Beuchel – aber das sei wegen Corona leider nicht möglich.
Beuchels Nachfolger Ludger Escher war die vergangenen 22 Jahre als Prokurist und Betriebsleiter in der gleichen Branche bei den IWL Werkstätten in Landsberg am Lech tätig. Der 54-Jährige wohnt seit über 20 Jahren mit seiner Familie im Unterallgäu und hat neben einem technischen Abschluss als DiplomIngenieur (FH) Holztechnik nebenberuflich ein Management-Studium zum MBA erfolgreich abgeschlossen.