Ostern in der Kirche feiern – oder digital?
Beschränkungen Präsenzgottesdienste finden auch im Landkreis Neu-Ulm statt. Viele Pfarrgemeinden setzen aber auf Online-Angebote – wenn es die Technik zulässt
Landkreis Wegen steigender Corona-Infektionszahlen haben Bund und Länder die Kirchen an Ostern darum gebeten, auf Präsenzgottesdienste zu verzichten. Pfarrer im Landkreis Neu-Ulm hat das überrascht – und mittlerweile wurde die politische Forderung wieder relativiert. Kirchgänger dürfen nun, wie ursprünglich geplant, an Karfreitags- und Osternachtsandachten in den Gotteshäusern teilnehmen. Das sind die Pläne im Landkreis NeuUlm.
Die ursprüngliche Empfehlung der Bundes- und Landespolitik gilt eigentlich immer noch: Kirchen sollten auf Präsenzgottesdienste verzichten oder diese virtuell abhalten. Dennoch hat Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) klargestellt, dass Ostergottesdienste „weiterhin uneingeschränkt zulässig“sein sollen. Unter Einhaltung geltender Hygiene- und Abstandsregeln sind Andachten an Ostern in Kirchen möglich und werden im Landkreis Neu-Ulm auch tatsächlich so durchgeführt.
Für den katholischen Dekan des Landkreises Neu-Ulm, Martin Straub, zeigt dieses Zurückrudern, dass ein mögliches Verbot von Präsenzgottesdiensten nicht wirklich erklärbar gewesen wäre. An Weihnachten gab es in einer ähnlichen Situation auch kirchliche Feiern, die man unter Berücksichtigung der Schutzregeln für Hygiene und Abstand gut bewältigt habe, so der Pfarrer. Es handle sich hier um ein bewährtes Konzept. Straub, gleichzeitig Vöhringer Stadtpfarrer, sagt: „Am Anfang herrschte schon Verwunderung. Ich bin froh, dass wir das Osterfest aber nun in Präsenz feiern können.“
Auch in der Pfarreiengemeinschaft Altenstadt werden Gottesdienste vor Ort in den Kirchen gefeiert. „Es war schon ein kleiner Schock“, sagt Pfarrer Thomas Kleinle, als zur Debatte gestanden habe, dass an Ostern keine Präsenzandachten stattfinden sollten. Eine Woche zuvor seien von der Diözese Augsburg erst neue Regelungen für die Ostergottesdienste herausgegeben worden. Man habe sogar noch einmal die Hygienemaßnahmen verschärft, sagt Kleinle.
Der Pfarrer ist erleichtert, dass dennoch vor Ort gepredigt und gebetet werden darf. Er betont die Wichtigkeit der Präsenztermine, vor allem an Ostern: „Glaube lebt davon, dass Menschen als Gemeinschaft zusammenkommen. Gerade Ostergottesdienste werden durch Symbole besonders, die online gar nicht so übermittelt werden können.“Trotzdem gestaltet die Pfarreiengemeinschaft Altenstadt zum diesjährigen Osterfest auch eine Online-Andacht. Diese soll verschiedene Elemente der Osternacht beinhalten, wie zum Beispiel Predigten oder Lesungen aus der Bibel. Gläubige können sich dieses virtuelle Angebot dann auf Youtube anschauen.
Mit einer Mischung aus Präsenzgottesdiensten und digitalen Angeboten feiert die evangelische PetrusGemeinde in Neu-Ulm die Ostergottesdienste. Geschäftsführender Pfarrer Johannes Knöller erklärt: „Ich kann die Bitte der Regierung auch gut verstehen, aber auf der anderen Seite hat sich nach Weihnachten gezeigt, dass das Infektionsgeschehen nicht von Gottesdiensten ausgeht.“Die Gemeinde habe in den vergangenen Wochen sehr gute Erfahrungen gemacht, mit Ordnern, Abstandsregeln und FFP2-Masken. Knöller betont auch, wie wichtig Gottesdienste gerade für ältere Gemeindemitglieder seien, die sonst viel Zeit alleine verbringen.
Einen Livestream der Gottesdienste kann die Gemeinde wegen fehlender Technik nicht anbieten, doch es gibt ein digitales Ergänzungsangebot mit Podcasts und einem Youtube-Kanal, das auch nach Corona erhalten werden soll. Ganz ähnliche technische Probleme hat auch Lothar Hartmann, katholischer Stadtpfarrer in Weißenhorn. Ihm fehlen die Voraussetzungen für Liveübertragungen: „In den alten Kirchen gibt es ja kein WLAN und wenn man Gottesdienste im Fernsehen sieht, dann haben die eine Qualität, das können wir gar nicht schaffen.“Zudem gebe es viele Dinge zu beachten, wie Gema-Gebühren, datenschutzrechtliche Fragen und Verkabelung, sodass ein virtueller Gottesdienst eine ganz andere Planung erfordere. Problematisch findet er auch, dass viele ältere Gottesdienstbesucher darauf gar keinen Zugriff haben.
Ruth Simeg, stellvertretende evangelische Dekanin in Neu-Ulm, sieht es als großen Gewinn an, dass viele Gemeinden die Osterbotschaft über digitale Möglichkeiten und andere kreative Ideen nach Hause bringen. Zugleich betont sie: „Die sinnliche Erfahrung des gemeinsam gefeierten Gottesdienstes lässt sich jedoch nicht ersetzen.“Sie ist erleichtert, dass Andachten in der Karwoche und an Ostern in Präsenz stattfinden dürfen.
Waldemar Obrebski, katholischer Stadtpfarrer in Senden, sagt, er sei sehr froh, Gottesdienste in Präsenz feiern zu dürfen: „Letztlich hat uns diese Entscheidung das Bistum abgenommen und ausdrücklich erlaubt.“Auch eine Segnung der Speisen soll stattfinden. Allerdings muss jeder Besucher sein Osterkörbchen bei sich in der Bank deponieren, damit beim Bringen und Abholen keine zu große Nähe entsteht. In einem virtuellen Angebot sieht Obrebski keinen Ersatz: „Ostern ist das wichtigste Fest der Christen und das Christentum lebt schon immer von persönlichen Begegnungen. Das kann man nicht virtuell feiern. Dafür braucht es Präsenz.“