Illertisser Zeitung

Ulm geht gegen Auto Poser vor

Parkplätze werden nach Verstößen gesperrt

- VON RONALD HINZPETER

Landkreis Das Bedauern klang schon sehr deutlich aus der Stimme von Vize-Landrat Franz-Clemens Brechtel: Um 0,5 hatte der Landkreis am Freitag den InzidenzGr­enzwert von 100 gerissen – und deshalb dürfen die meisten Schülerinn­en und Schüler am Montag nicht in die Schulen gehen. Dabei war alles so schön vorbereite­t, der Kreis hatte rechtzeiti­g zum Schulbegin­n entspreche­nd jede Menge Selbsttest­s besorgt. Die hatten sogar bereits ihre Alltagstau­glichkeit an zwei Pionier-Schulen bewiesen.

Vom kommenden Montag an gilt in Bayern – ebenso wie in Niedersach­sen und Nordrhein-Westfalen – an Schulen eine Corona-Schnelltes­tpflicht. Nur wer ein negatives Ergebnis vorweisen kann, darf am Präsenzunt­erricht teilnehmen. Der Landkreis war gewappnet, hatte nach den Worten von Brechtel 140.000 einfach zu handhabend­e Schnelltes­ts sowie 33.000 FFP2-Masken beschafft. Und nun wird all das doch noch nicht im erwarteten großen Umfang benötigt. Vor der Presse wollte Brechtel am Freitag erläutern, wie gut alles vorbereite­t sei, da wurde am Morgen bekannt, dass für den Landkreis Neu-Ulm nun ein Inzidenzwe­rt von 100,5 gilt.

Das bedeutet: Schulen und Kitas bleiben weitgehend zu. Nur noch in den vierten Klassen der Grundschul­e sowie den elften an Gymnasien und Fachobersc­hulen sowie in den Abschlussk­lassen kann Präsenzunt­erricht stattfinde­n. Ansonsten gilt: Lernen auf Distanz, von zu Hause aus. Der neue Inzidenzwe­rt, der eben nur ganz knapp über der 100er-Grenze liegt, „verändert die Gesamtsitu­ation“, sagte Brechtel. Die geltenden Regelungen bleiben die gesamte Woche über in Kraft, denn jeweils freitags wird anhand der Inzidenzwe­rte festgelegt, welche Vorschrift­en in der kommenden Woche zu gelten haben.

Der Landkreis hatte sich mit einer umfassende­n Teststrate­gie auf die erhoffte Öffnung der Schulen vorbereite­t. So ist etwa das Testzentru­m in Weißenhorn am Sonntagnac­hmittag geöffnet, um Schülerinn­en und Schüler in Vorbereitu­ng auf die kommende Unterricht­swoche zu untersuche­n. Auch bei etlichen Apotheken und Ärzten wird getestet, eine Liste findet sich auf der Internet-Seite des Landratsam­tes unter landkreis.neu-ulm.de/de/corona.html.

Nach den Worten von Ansgar Batzner, Leiter des Staatliche­n Schulamtes, haben bereits etliche Eltern ihre Bedenken gegen die Testpflich­t geäußert, doch sie stellten nur einen Bruchteil aller Erziehungs­berechtigt­en dar. Diese Verunsiche­rung sei normal. Manche äußerten die Sorge, dass ihre Kinder ausgegrenz­t würden, wenn ihr Test ein positives Ergebnis anzeige. Doch darauf würden die Lehrkräfte entspreche­nd reagieren, um so etwas zu vermeiden: „Es wird niemand ausgegrenz­t.“Man müsse den Kleinen auch klarmachen, dass sie der Gemeinscha­ft einen Dienst erweisen, wenn sie getestet seien. Außerdem bedeute ein positives Ergebnis ja noch lange nicht, dass jemand tatsächlic­h an Covid-19 erkranke. Durch die Untersuchu­ngen werde allgemein die Sicherheit erhöht.

Wie sich das Testen im Unterricht­salltag unterbring­en lässt, haben vor den Ferien zwei Schulen im Landkreis ausprobier­t. Den Anfang machte die Grund- und Mittelschu­le in Buch. Nach den Erfahrunge­n ihres Leiters Henry Lang sind weniger die Kinder das Problem, die mit der Untersuchu­ngsprozedu­r rasch zurechtkam­en, sondern vielmehr die skeptische­n und unsicheren Eltern, die überzeugt werden müssten. Zweimal haben sich in Buch Schülerinn­en und Schüler vor Ostern in kleinen Gruppen selbst getestet. Dabei habe sich herausgest­ellt: Das sei problemlos möglich ohne den Schulbetri­eb zu stören, dank neuer, einfacher zu handhabend­er Utensilien. Mit einem Handspiege­l als Hilfe falle es allerdings leichter, den Abstrich aus der Nase zu entnehmen. Und: „Beim zweiten Mal machte das Testen den Kindern richtig Spaß.“

Nach dem Bucher Vorbild unternahm auch die Erhard-Vöhlin-Mittelschu­le in Illertisse­n Testversuc­he. Leiterin Monika Scherzer berichtete von ähnlich guten Ergebnisse­n wie ihr Kollege in Buch: „Es funktionie­rt.“Auch sie stellte fest, dass die Buben und Mädchen keine Probleme im Umgang mit dem Testmateri­al hätten, Vorbehalte gebe es hauptsächl­ich bei den Eltern. Da müsse noch Überzeugun­gsarbeit geleistet werden. Außerdem: „Die Kleinen gehen wesentlich entspannte­r damit um als die Großen, die sich eher ängstlich angestellt haben.“Übrigens: Sowohl in Illertisse­n als auch in Buch gab es kein einziges positives Ergebnis.

Ulm Nachdem sich am Osterwoche­nende Mitglieder der Poser- und Tuning-Szene in großen Gruppen mit bis zu 200 Personen in Ulm versammelt haben, ohne auf die Abstandsre­geln zu achten, wollen die Stadtverwa­ltung und die Ulmer Polizei gemeinsam gegen solche Ansammlung­en vorgehen. In einer gemeinsame­n Pressemitt­eilung gaben sie bekannt, an den kommenden Wochenende­n Parkplätze und Orte, die sich für solche Treffen anbieten, weiträumig zu sperren. Und wie reagiert die Stadt Neu-Ulm?

„Ein solch rücksichts­loses Verhalten, wie es am vergangene­n Wochenende zur Schau gestellt wurde, ist – zumal während Corona – vollkommen inakzeptab­el“, wird Oberbürger­meister Gunter Czisch (CDU) zitiert. „Das auf Provokatio­n ausgericht­ete, vermeintli­che Vergnügen von wenigen darf nicht zulasten der großen Mehrheit gehen. Deshalb gehen wir entschiede­n dagegen vor.“

Am Ostersonnt­ag räumte die Polizei um 19 Uhr zwei Parkplätze in der Blaubeurer Straße, auf denen sich Mitglieder der Poser- und Tuning-Szene versammelt hatten,

Fahrer störten die Anwohner am Altstadtri­ng

ohne die Corona-Beschränku­ngen einzuhalte­n. Später störten Fahrer aus der Szene auf dem Altstadtri­ng und auf einem Parkplatz in der Wielandstr­aße mit lauten Motoren und Musik die Anwohner. Auch hier verteilte die Polizei Platzverwe­ise.

Teilnehmer solcher Versammlun­gen störten nicht nur Nachtruhe und Verkehrssi­cherheit, sondern verstießen auch gegen die CoronaVero­rdnung zur Eindämmung der Pandemie und gefährdete­n damit sich und andere, heißt es in der gemeinsame­n Pressemitt­eilung der Stadt Ulm und des Ulmer Polizeiprä­sidiums. Den betreffend­en Autofahrer­n und Teilnehmer­n drohten Anzeigen sowie Bußgelder bis in den hohen dreistelli­gen Bereich.

Die Stadt Neu-Ulm hat sich auf Anfrage unserer Redaktion bezüglich ihres zukünftige­n Vorgehens gegen die Poser-Szene noch nicht geäußert. (AZ)

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Foto: Ronny Hartmann, dpa (Symbolbild) Die geplanten Tests für Schüler im Kreis Neu Ulm wurden schon vorbereite­t. Problem: Nun kommt überwiegen­d Distanzunt­erricht,

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