Pro Lockdown zwei Kilo
In meinem Leben ist es mir bisher gelungen, einige für mich eindrucksvolle Eindrücke der Welt zu erhaschen. Ich habe es als Besucher bis nach China geschafft, war in Ägypten und beruflich in Mexiko. Abends gelegentlich im Theater, öfters im Fußballstadion und abends bei einem Inder oder Araber essen. Dies alles soll ja auch die Weltgewandtheit prägen.
Die Corona-Epidemie hat den Horizont deutlich eingeschränkt. Eigentlich auf den Umfang des eigenen Bauches – wenn man so an sich hinunterblickt.
Früher hatte ich es geschafft, bei akzeptablem Wetter mit dem Rad in die Arbeit zu fahren, die Treppen hinaufzulaufen und im Winter einmal in der Woche ins Schwimmbad und die Sauna zu gehen.
Ja, mein Beruf umfasst eine schreibende Tätigkeit. Die ließ sich recht gut ins Homeoffice verlagern. So besteht der tägliche Arbeitsweg in der Strecke Schlafzimmer – Badezimmer – Küche – Arbeitszimmer. Zurück geht es so: Arbeitszimmer – Küche – Badezimmer – Schlafzimmer. Damit ist der Tagesablauf recht gut beschrieben, ein Fahrrad braucht man dafür nicht. Hätte ich einen Schrittzähler, wäre dieser wegen Unterbeschäftigung massiv boreout-gefährdet. Absturz durch Langeweile.
Die Bewegungsarmut macht sich langsam in Lebendgewicht bemerkbar. Pro Lockdown, schätze ich, zwei bis drei Kilo.
Viele Menschen setzen sich an Silvester Neujahrsvorsätze. Ich überlege mir, angesichts der drohenden neuen Bundes- und Brücken-Lockdowns mehrere Lockdown-Vorsätze zu setzen. Zum Beispiel jeden Morgen völlig sinnfrei durch das Stadtviertel zu radeln. Zudem geht es wieder zwei Mal in der Woche zum Joggen – falls es denn erlaubt bleibt.
Morgen geht es los.