Die Schwabenbühne kehrt zurück
Kunst Sie sind noch da: Nach einjähriger Auszeit startet die Illertisser Truppe in die Sommersaison. Das sieht wegen der Corona-Pandemie anders aus als geplant. Aufgeführt wird online – doch es gibt auch Pläne für Live-Veranstaltungen
Illertissen Normalerweise kommt es gar nicht gut, wenn ein Theater sich „dem System anpasst“– doch „unter dem Regime“der Corona-Pandemie geht es der Schwabenbühne Roth- und Illertal wie anderen Sparten auch um ihre Existenz, um ihre Botschaft: „Wir sind noch da“. Seit Dezember machen die Mimen in launigen Kurzvideos etwa zu Sprechübungen mit Korken im Mund in den sozialen Medien auf sich aufmerksam. Und ihre allerneueste Nachricht nach einjähriger unfreiwilliger Auszeit lautet: „Wir spielen wieder.“
Doch beim Start in die Sommersaison gilt für die Jugendbühne wie für das Erwachsenentheater der Ausnahmezustand: Geprobt und aufgeführt wird online. Entgegen dem ursprünglichen Programm inszenieren die Jugendlichen mit Regisseur Jörg Zenker „Ali Baba, seine 40 Räuber und unser Jubiläum“, und die Erwachsenen präsentieren unter bewährter Regie von Franziska-Theresa Schütz eine auf die Schwabenbühne zugeschriebene Fassung des „Reigens“von Arthur Schnitzler.
Die Vorsitzende Andrea Träger stellt fest: „Im Jahr unseres Jubiläums ,40 Jahre Theater auf der Schwabenbühne‘ schmerzt es uns sehr, dass wir unseren geplanten Freilichtsommer um ein weiteres Jahr verschieben müssen.“Gemeint sind die bereits von 2020 auf 2021 verlegten Inszenierungen der Komödie „Der Tod im Birnbaum“(Manfred Eichhorn) und das Märchen „Rumpelstilzchen“. Aufgrund der Auflagen von Bundes- und Landesregierung sei es nicht möglich, den Proben und den Produktionsbetrieb für diese Sommersaison rechtzeitig aufzunehmen, so Träger. Selbst das beste Hygienekonzept würde nicht funktionieren. Nun hoffe sie auf einen tollen Sommer 2022. Für die Regisseure FranziskaTheresa Schütz und Jörg Zenker sowie die Ensembles sei eine coronakonforme Inszenierung der Stücke nicht denkbar.
So hätten sie beschlossen, nach fünfmaligem Umdisponieren dennoch etwas auf die Beine zu stellen: Ungeachtet schwieriger Finanzen und nicht zuletzt, um ihr bis auf 2020 vier Jahrzehnte durchgehendes Theaterspiel zu feiern, das 1981 mit der Inszenierung von Michl Streit auf der Freilichtbühne am Illertisser Schloss begann. Regisseur Zenker – selbst Kind der Schwabenbühne – will „Ali Baba und die 40 Räuber“aus der Geschichtensammlung von „Tausendundeine Nacht“zusammen mit den Kindern kreativ in Relation zu den 40 Jahren Schwabenbühne setzen und verfilmen. Dazu wird in Videokonferenzen mit maximal drei anwesenden Spielern geprobt. Auch die Premiere ist nur online geplant.
Träger sagt, dass für eine etwaige Präsenzveranstaltung eindeutig zu viele Personen mitspielen würden. Anders beim Erwachsenenstück „Reigen“, das sich sogar gegebenenfalls Ende Juli in zwei bis drei Wochen auch für Live-Publikum auf die Freilichtbühne bringen ließe. Eine coronakonforme Sitzverteilung mit leeren Plätzen und Zwischenreihen würde die Tribüne zu einem Viertel beziehungsweise mit maximal 102 Zuschauern belegen, rechnet die Vorsitzende vor. Erleichternd käme hinzu, dass wenig Requisiten gebraucht würden und die Zwei-Personen-Sketche einander ablösten, sodass niemals mehr als die Dialogpartner auf der Bühne stünden.
Der „Reigen“gilt als Arthur Schnitzlers erfolgreichstes Bühnenstück, wurde 1896 verfasst und 1920 uraufgeführt. Erotische Dialoge entwerfen darin ein moralisches Bild der Gesellschaft des „Fin de Siècle“, also der Wende des 19. Jahrhunderts, und durchwandern wie in einem Reigen alle sozialen Schichten, vom Proletariat bis zur Aristokratie. Regisseurin Schütz will das Stück an die heutige Situation anpassen. Träger erklärt: „Im Moment arbeiten wir an Möglichkeiten, um die Inszenierungen online in gewohnter Qualität zur Verfügung stellen zu können.“
Für die Jugend ging es mit den Proben via Zoom jetzt nach Ostern los, die Erwachsenen würden in der zweiten Aprilhälfte nachziehen, so Träger. Sie resümiert: „Es ist traurig, uns allen fehlen die Kontakte und der kreative Austausch, gerade das, was uns immer weiterbringt.“Denn auch die Vorstandssitzungen und Besprechungen fänden nur virtuell statt.
Noch ganz offen ist beispielsweise, ob die anlässlich des Jubiläums geplanten Gastvorstellungen mit Willy Astor (Point of no Return) am Freitag, 18. Juni, um 20 Uhr sowie mit Stephan Zinner (Raritäten) am Sonntag, 20. Juni, um 18 Uhr auf der Freilichtbühne mit Publikum stattfinden können. Denn auch diese Künstler würden alles daran setzen, auftreten zu können, weiß Andrea Träger. Ein gewisser Planungsvorlauf sei für sie als Veranstalter vonnöten, um Bühnenwagen und technisches Equipment bereitzustellen.
Abseits vom Bangen um Proben und Auftritte nützt die Schwabenbühne die spielfreie Zeit, anstehende Arbeiten auf dem Gelände zu erledigen. Die Vorsitzende berichtet, dass der Hauptstromanschluss vom nebenstehenden Häuschen in den unterhalb der neuen Tribüne eigens eingerichteten Raum umgelegt worden sei. Die in den Vorjahren begonnene Modernisierung der Technik samt Verkabelung unter dem Gelände werde damit erfolgreich abgeschlossen. Das in die Jahre gekommene Holzhäuschen ist auch schon abgerissen und damit Platz entstanden für Gestaltungsideen. Träger verspricht: „Wir lassen uns etwas einfallen, es gibt einen neuen Nebenzugang und die Besucher werden den Einlassbereich kaum mehr wiedererkennen.“
Kontakt: Mehr Infos gibt es über die Social Media Kanäle unter #schwa benbühneathome und die Website.