Nur gelegentliche Gegenwehr
Basketball Bundesliga Gießen macht es den Ulmern erstaunlich leicht. Bei denen fehlt ein Amerikaner, für ihn spielt ein junger Mann aus Polen und der nutzt seine Chance
Neu Ulm Ihm kann man bescheinigen: Chance genutzt. Weil Aric Holman im Training umgeknickt war, hatte Ratiopharm Ulm eine freie Ausländerposition und die besetzte im Spiel der Basketball-Bundesliga gegen Gießen Igor Milicic. Der 18-jährige Pole kam vier Minuten vor dem Ende des dritten Viertels erstmals aufs Parkett, er blieb dann beinahe durchgehend drauf und hatte am Ende elf Punkte durch fünf Treffer aus dem Feld ohne einen einzigen Fehlversuch sowie fünf Rebounds auf dem Konto. Das sind Zahlen, die jedem der Ulmer Amerikaner zur Ehre gereichen würden. Kuriosität am Rande: Es war der zweite Bundesliga-Einsatz in dieser Saison für Milicic, der ansonsten in der Pro B spielt. Den ersten hatte er Ende November ebenfalls gegen Gießen, damals musste er sich noch mit vier Zählern begnügen. Der 2,04 Meter große Milicic, der im Februar in der EM-Qualifikation unter dem früheren Ulmer Trainer
Mike Taylor in der polnischen Nationalmannschaft debütiert hat, hat sich also prächtig weiterentwickelt.
Das Heimspiel gegen Gießen war aber auch wie gemacht für einen jungen Mann, der sich in der höchsten deutschen Spielklasse akklimatisieren will. Obwohl auf Ulmer Seite neben Holman auch Kapitän Per Günther wegen einer Ellbogenverletzung fehlte und obwohl sie selbst mächtig um den Klassenerhalt bangen müssen, wehrten sich die Gießener kaum gegen die 79:109-Abreibung in der Ratiopharm-Arena. Sel
Statistik
● Ratiopharm Ulm: Obst (19 Punk te), Osetkowski (16), Heckmann
(16), clark (13), caupain (13), Milicic (11), Klepeisz (6), Petrucelli (5), Wilkins (5), Stoll (3), conger (2).
● Beste Ulmer Dreierschützen: Obst (4/6), Heckmann (2/2).
● Bester Ulmer Rebounder: kowski (9).
Oset ten waren die Löcher in der gegnerischen Abwehr so groß, selten war es für die Ulmer so einfach, den Ball aus allen Distanzen im Korb unterzubringen. Das war so nicht zu erwarten im Spiel gegen eine Mannschaft, die zuvor in Göttingen klar gewonnen und zu Hause Bayern München geschlagen hatte. Der Gießener Trainer Rolf Scholz sagte: „Wir haben in meinen Augen in keinem Moment an die Leistung der beiden letzten Spiele anknüpfen können und sind gar nicht ins Spiel gekommen.“Das galt auch für den
● Ulmer Freiwurfquote: 87 Prozent
● Beste Gießener Werfer: früheren Ulmer Publikumsliebling John Bryant, der sich mit für ihn überaus bescheidenen zwölf Punkten und zwei Rebounds begnügen musste – womit er aber immer noch eine der weniger schlechten Gießener Spieler war.
Das Duell der Hünen verlor Bryant jedenfalls klar gegen Dylan Osetkowski, für den schon nach dem ersten Viertel acht Punkte, sechs Rebounds und vier direkte Korbvorlagen in der Statistik standen. Zwölf Punkte steuerte Andreas Obst zum 31:18-Zwischenstand nach diesem Spielabschnitt bei. Im zweiten Viertel leistete Gießen dann immerhin ein bisschen Gegenwehr, mit einem Dreier kurz vor der Halbzeit drückte Bjarne Kraushaar den Ulmer Vorsprung auf 53:44 und machte ihn damit einstellig. Dass die Partie kippen könnte, das mussten die Ulmer Anhänger allerdings nie befürchten. Ihre Mannschaft ließ weiterhin den Ball laufen, spielte die Systeme sauber zu Ende und nutzte nach Belieben die nach wie vor riesigen Freiheiten in der Offensive.