Was wird aus Premium Aerotec in Augsburg?
Hintergrund Ein Schreiben des Aufsichtsratsvorsitzenden Asam weckt Befürchtungen. In der Belegschaft gibt es neue Sorgen um den Standort
einige nehmen eine Auszeit, um sich zu qualifizieren, und ältere Beschäftigte steuern mit der ordentlichen Dreingabe auf den vorzeitigen Ruhestand zu. Der Arbeitsplatzabbau von einst noch rund 3500 festen Stellen und Jobs für Leiharbeiter verlief also ausschließlich auf freiwilliger Basis. Einst hatte das Unternehmen ausgerechnet, dass angesichts der Unterauslastung des Werkes sogar 1007 Stellen wegfallen müssten. Noch ist unklar, ob nicht doch noch ein weiterer Arbeitsplatzverlust droht. Dennoch war nach der Abwehr betriebsbedingter Kündigungen zumindest vorübergehend mehr Ruhe unter den Beschäftigten eingekehrt. Doch seit 14. April ist die Nervosität zurück. Dafür sorgte ein unserer Redaktion vorliegendes Schreiben von Asam an die Mitarbeiter von Premium Aerotec. Der Manager verweist darauf, Airbus gestalte das industrielle System neu. Das lässt noch nicht den Blutdruck der Premium-Beschäftigten steigen. Auch beruhigt es sie sicher, dass „die Strukturmontageaktivitäten ein Kernbereich des Airbus-Industriesystems sind und innerhalb des Konzerns verbleiben.“
Doch Absatz um Absatz des Briefes nimmt die Unsicherheit der Beschäftigten über die weitere Entwicklung zu. Denn da ist etwa vom richtigen Maß an Wettbewerbsfähigkeit die Rede. Bekanntlich ist der Bau eines Airbus-Flugzeuges kompliziert, weil Teile aus vielen Ländern zusammengefügt werden. Asam räumt ein, dass, unterstützt durch externe Berater, besonders das Geschäft von Premium Aerotec untersucht werde. Das Unternehmen wurde einst von Airbus als interner Luftfahrtzulieferer ausgegründet. Zum anvisierten Börsengang kam es nicht. Auch ein diskutierter Verkauf wurde nicht Wirklichkeit. Ähnlich verhält es sich mit Überlegungen, das Unternehmen wieder in das Airbus-Reich voll zu integrieren. Auf solch grundsätzliche Themen geht Asam nicht ein. Er räumt aber ein, dass „die Einzelteilefertigung – abgesehen von einigen Ausnahmen – nicht unbedingt zum Kerngeschäft von Airbus“gehört. Die Äußerungen lassen Beschäftigte sicher rätseln: Was sind Strukturbauteile und was Einzelteile? Es gibt also Diskussionsbedarf, wenn das Management nach Kenntnis unserer Redaktion am Mittwoch die Mitglieder des europäischen Betriebsrats über die Pläne für Premium Aerotec informiert. In Augsburg befürchten Mitarbeiter, es würde ein Zaun durch den Standort gebaut. Manch einer warnt davor, der Augsburger Teil des Unternehmens könnte zerschlagen werden. Was passiert dann mit der Einzelteilefertigung? Wird sie nur innerhalb des Unternehmens ausgelagert oder doch verkauft? Letzteres könnte in dem Bundestagswahljahr rasch zum Politikum werden, ist Deutschland doch indirekt an Airbus und auch an Premium Aerotec beteiligt. Der österreichische Unternehmer Michael Tojner soll nach wie vor Interesse an der Einzelteilefertigung haben. Doch der Bewerber stoße hier auf Widerstand, heißt es hinter den Kulissen. Die Betriebsräte fordern bereits in einem Aushang, der unserer Redaktion vorliegt, eine „Stärkung der internen Wertschöpfungskette statt einer Zerschlagung von Premium Aerotec“. Asam muss nun am Mittwoch Klarheit schaffen.