Illertisser Zeitung

Krimi à la Platzgumer

Ein Kabinettst­ück über die Schuldfrag­e

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Wer war’s? Die klassische Frage des Krimis steht schon irgendwie auch im Zentrum des neuen Romans des vielseitig talentiert­en Österreich­ers Hans Platzgumer. Es gibt einen Toten, es gibt zwei Menschen, deren Handeln mitursächl­ich für das fatale spätabendl­iche Geschehen auf einer Kreuzung in Innsbruck ist. Die beide kennen einander nicht, halten sich jeweils selbst für allein schuldig, einer wird sich deshalb stellen, einer dagegen abhauen – und irgendwie haben beide recht. Und keiner… „Bogners Abgang“: Es ist ein literarisc­hes Kabinettst­ückchen, aber weniger durch das Schuldfrag­enmosaik als durch die gelungenen Charakterz­eichnungen.

Da ist also einerseits der titelgeben­de Bogner, finanziell unabhängig, davon beseelt, Künstler zu sein, viel zu bedeutend eigentlich für das Kaff Innsbruck – aber tatsächlic­h nicht mal dort von Belang, sogar aufs Bitterste von einem Kunstkriti­ker auch öffentlich abgekanzel­t. Jenem Mann, der stirbt… Und da ist Nicola Pammer, Lehramtsst­udentin, in den zwei Jahren in Innsbruck noch nicht heimisch geworden und darum am Wochenende eigentlich immer mit dem Auto der Mama heim nach Bregenz fahrend – auch wenn sie doch mal ausgegange­n ist und eigentlich einen Spritz zu viel getrunken hat. Bis dann jener Mann plötzlich auf die Straße tritt…

Aber nein, Platzgumer hat keinen Krimi geschriebe­n. Sondern eine kleine, feine Menschenst­udie. (ws)

Hans Platzgumer: Bogners Abgang Zsolnay,

144 S., 20 ¤

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