Symbol gegen Segnungsverbot wird gestohlen
Unbekannte nehmen Regenbogenfahne in Thalfingen mit
Thalfingen Erst kürzlich wurde die Regenbogenfahne aufgehängt, jetzt fehlt sie und die Kriminalpolizei ermittelt. Als Reaktion auf das vom Vatikan erlassene Segnungsverbot homosexueller Paare hatte die katholische Kirchengemeinde St. Laurentius in Thalfingen am Kirchplatz die Flagge gehisst. Das kam zwar bei den meisten, aber nicht bei jedem in der Gemeinde gut an und führte offensichtlich zu Meinungsverschiedenheiten. Der Grund für den Diebstahl jetzt?
Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, wurde das Fehlen der vor dem Pfarrhaus gehissten Regenbogenfahne am vergangenen Samstagabend festgestellt. Entwendet wurde auch ein Leintuch, das am Gründonnerstag noch als Tischtuch beim letzten Abendmahl diente. Darauf stand geschrieben: „Jesus liebt alle Menschen“. Der Wert der gestohlenen Gegenstände beläuft sich laut Polizei auf rund 30 Euro. Viel bedeutender dürfte hingegen der immaterielle Wert gewesen sein.
Mit der Flagge nämlich wollte der Pfarrgemeinderat (PGR) ein Zeichen setzen, nachdem die Glaubenskongregation in Rom verlautbart hatte, die Segnung homosexueller Paare zu verbieten. Man sei „empört“, heißt es in einer Stellungnahme, die auf der Internetseite der Kirchengemeinde veröffentlicht wurde. Der Segen Gottes gelte allen Menschen. „Wir sind es leid, ,an der Basis’ ständig Scherben zusammenkehren zu müssen, und können der gegenwärtigen Entwicklung nicht teilnahmslos zusehen.“
Die Entscheidung, die Fahne aufzuhängen, sei zwar mit großer Mehrheit getroffen worden. Es gab aber auch Gegenstimmen. Eine davon meldete sich jüngst im Elchinger Mitteilungsblatt zu Wort. Darin heißt es: „Mehr Kirchenfeindlichkeit als unter der Regenbogenflagge – aufs engste verbunden mit dem Christopher Street Day in Berlin – ist nicht vorstellbar, bis jetzt.“Man müsse beim Verhalten des Vatikans auch den „außenpolitischen“Aspekt berücksichtigen: In der christlichen Orthodoxie, der jüdischen Welt sowie in der islamischen sei Homosexualität verpönt. In Moskau beispielsweise sei das Verbot gut angekommen. In Thalfingen hingegen sei durch die Aktion Vertrauen in die Gemeinschaft verloren gegangen. Der Verfasser war am Dienstag nicht zu erreichen.
In der Kirchengemeinde aber findet seither ein reger Diskurs zu dem Thema statt. Zuschriften dazu, die nicht beleidigend sind, werden auf der Internetseite von Norbert Ritter, dem Gemeindereferenten in der Pfarreiengemeinschaft in Elchingen, veröffentlicht. Er hat im Namen der Gemeinde auch die Anzeige bei der Polizei gestellt. Nadja Böhm, Mitglied im PGR, hat bereits eine neue Flagge bestellt. Es wird keine reine Regenbogenfahne mehr sein, sondern eine weiße Fahne, auf der zwei Händen in bunten Farben zu sehen sind. Deutlich darauf zu lesen geschrieben steht das Wort: #meingottliebtjedenmenschen.