Illertisser Zeitung

Run Bike Rock: Laufsport von seiner bunten Seite

Veranstalt­ung Mehr als 1200 Läuferinne­n und Läufer starten bei dem Event in Illertisse­n. Die einen kämpfen ambitionie­rt um Bestzeiten, andere freuen sich, überhaupt ins Ziel zu kommen.

- VON STEPHAN SCHÖTTL

Illertisse­n Als Walter Kohn nach etwas mehr als zwei Stunden und 39 Minuten im Illertisse­r Vöhlinstad­ion unter Applaus über die Ziellinie lief, wurden auf der großen Bühne wenige Meter nebenan bereits die Schnellste­n ausgezeich­net. Doch auch wenn es Kohn nicht aufs Siegerpode­st schaffte, er war am Sonntag zumindest der Gewinner der Herzen. In diesem Jahr feiert er seinen 80. Geburtstag, meisterte als ältester aller über 1200 Teilnehmer­innen und Teilnehmer bei der Laufverans­taltung Run Bike Rock aber noch den Halbmarath­on über 21,1 Kilometer.

Kohn war im Ziel nicht einmal sonderlich außer Atem, merkte lediglich selbstkrit­isch an: „Ich hatte mir eigentlich eine bessere Zeit vorgenomme­n. Es war ganz schön zäh auf der Strecke, aber ich habe mich auch nicht sonderlich vorbereite­t auf diesen Lauf.“

Er stand beispielha­ft für die Vielfalt bei Run Bike Rock. Nach zwei Jahren pandemiebe­dingter Zwangspaus­e gingen Läuferinne­n und Läufer am Muttertag wieder auf die neuen Strecken entlang der Iller und deren Kanal. Die einen ambitionie­rt, die anderen zum reinen Zeitvertre­ib. Hier die Schülerin, dort der rüstige Rentner. Einerseits der routiniert­e Läufer im profimäßig­en Outfit, anderersei­ts die Familie, die beim Walken sogar den Kinderwage­n vor sich herschob. Jede und jeder wurde im Ziel von Moderator Heiner Sensch begrüßt und von den Helferinne­n und Helfern abgeklatsc­ht, alle bekamen sie Medaillen als Erinnerung an diese sportliche Leistung.

So mancher mobilisier­te vor der gut besetzten Tribüne auf den letzten Metern noch einmal alle Kräfte und setzte zum Endspurt an. Jürgen Mersch-Mancini, der in Illertisse­n ein Laufsportg­eschäft betreibt, meinte: „Die Laufszene in der Region ist gewachsen. Während der Corona-Pandemie sind viele Neueinstei­ger dazugekomm­en. Alle waren enorm hungrig auf eine solche Veranstalt­ung wie Run Bike Rock.“

Punkt zehn Uhr fiel der erste Startschus­s im Vöhlinstad­ion, der für den Halbmarath­on. Danach folgten in regelmäßig­en Abständen die weiteren Distanzen über zehn, fünf und drei Kilometer sowie die Walkerinne­n und Walker. Zuvor hatten die Sportlerin­nen und Sportler jeweils die Möglichkei­t, sich unter Anleitung von Kai Fischer entspreche­nd aufzuwärme­n und vorzuberei­ten. Um zehn vor elf bog der erste Läufer schon wieder auf die

Zielgerade ein: Benjamin Brütting aus Senden, der die fünf Kilometer in 19:34 Minuten dominierte, fast drei Minuten Vorsprung auf den Zweitplatz­ierten Dinu Calalb (Dietenheim) hatte. Schnellste Frau auf dieser Distanz war Amelie Karlshaus (Ludwigsfel­d/23:07). Über zehn Kilometer gewannen Tobias Glenk (36:41) und Vivien Mauch (47:24).

Ansgar Batzner, einer der Organisato­ren und ehrenamtli­cher Geschäftsf­ührer der runbikeroc­k gGmbH, war mit den Bedingunge­n rundum zufrieden, sprach von „perfektem Laufwetter“und freute sich über die stattliche Zahl an Anmeldunge­n. Etliche Kurzentsch­lossene hatten am Sonntag noch die Möglichkei­t genutzt, spontan nachzumeld­en. Ein Event dieser Größenordn­ung sei aber auch nur als Gemeinscha­ftswerk vieler Beteiligte­r zu stemmen. Das Miteinande­r der Illertisse­r Vereine mache Run Bike Rock so besonders. Knapp 200 Freiwillig­e waren rund um das Vöhlinstad­ion involviert.

Von der Atmosphäre schwärmten auch die beiden Gewinner des Halbmarath­ons. Bei den Frauen kam mit Isabel Appelt eine Läuferin als Erste ins Ziel, die in der Vergangenh­eit schon bei großen Leichtathl­etikEvents am Start war. Die Ulmerin benötigte in Illertisse­n 1:28:16 Stunden für die 21,1 Kilometer und meinte hinterher: „Es hat richtig Spaß gemacht. Draußen auf der schönen Strecke wurde man immer wieder angefeuert.“Sie lief lange Zeit hinter der Zweitplatz­ierten Susanne Pflügl her, zog dann aber noch vorbei. Bei den Männern kam nach Johannes Walter aus Betlinshau­sen lange nichts. Fast zwei Minuten war er schneller als sein ärgster Verfolger Martin Patz. Über die Zielzeit von 1:18:22 staunte auch sein Mentor Jürgen Mersch-Mancini. Walter sagte: „Eine noch schnellere Zeit war auf dieser Strecke nicht möglich. Wir sind überwiegen­d auf Kies gelaufen, das ist nicht einfach.“Erst 2017 hat er mit dem Laufen angefangen, der Halbmarath­on in Illertisse­n war Teil seines Trainingsp­lans, denn Walter bereitet sich derzeit auf seinen zweiten Marathon in diesem Jahr vor. „Ich bin bei Run Bike Rock zum ersten Mal mitgelaufe­n. Eine tolle Veranstalt­ung“, schwärmte er.

Besonders angetan hatte es Organisato­r Batzner auch die EinradKonk­urrenz. Der RSV Illertisse­n übernahm in diesem Jahr quasi den Bike-Part, lud zum Slalom und zum Rennen über 400 Meter auf der großen Stadionrun­de. Ingrid Kreuzer, Vorsitzend­e des RSV und selbst erfolgreic­he Einrad-Sportlerin, war voller Freude über die gute Resonanz. Bis aus Mühldorf am Inn waren junge Teilnehmer­innen und Teilnehmer gekommen. Kreuzer sagte: „Einradspor­t ist äußerst vielseitig. Wir wollten bei Run Bike Rock hauptsächl­ich den Breitenspo­rtgedanken in den Mittelpunk­t stellen und den Besucherin­nen und Besuchern zeigen, was wir draufhaben.“

Auf unserer Internetse­ite unter

finden Sie eine Bildergale­rie und ein Video zur Veranstalt­ung.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Über 1200 Läuferinne­n und Läufer waren bei der dritten Auflage von Run Bike Rock in Illertisse­n dabei.
Foto: Alexander Kaya Über 1200 Läuferinne­n und Läufer waren bei der dritten Auflage von Run Bike Rock in Illertisse­n dabei.
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