Das hat Roggenburg in Sachen Energie vor
Nachhaltigkeit Die Gemeinde sucht Flächen für Fotovoltaik. Bürgermeister Stölzle sieht noch weitere Möglichkeiten. Er hofft auf das Engagement der Bürgerinnen und Bürger.
Roggenburg Für Roggenburgs Bürgermeister Mathias Stölzle ist das Thema Erneuerbare Energien eine Herzensangelegenheit. „Wir werden uns richtig anstrengen“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Einiges hat sich in den vergangenen Jahren schon getan. Doch in den beiden kommenden Jahren soll noch deutlich mehr Energie in Roggenburg erzeugt werden.
In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates hat das Gremium die Verwaltung bereits beauftragt, einen Kriterienkatalog für die Errichtung von Fotovoltaik-Freiflächen-Anlagen zu erstellen, anhand dessen dann mögliche Standorte erarbeitet werden sollen.
„Gut 60 Prozent des Stroms, der in Roggenburg verbraucht wird, wird schon regenerativ erzeugt“, erklärt Mathias Stölzle. In Zahlen heißt das: „2021 lag unser gesamter Stromverbrauch bei rund 7100 Megawattstunden (MWh).“Rund 4900 MWh würden dabei von PV-Anlagen gedeckt, 75 MWh aus Biomasse und 7,5 MWh durch Wasserkraft. Insgesamt, meint der Ortschef, „haben wir im Bayernschnitt eine gute Ausgangslage.“Allerdings, fügt er hinzu, dürfe nicht nur der aktuelle Stromverbrauch betrachtet werden: „Fossile Energien müssen ersetzt werden.“Stölzle schätzt, „dass sich der Stromverbrauch über die nächsten 15 Jahre verdoppeln wird.“Ein Großteil davon soll regenerativ erzeugt werden.
„Grundsätzlich wäre das rein technisch zu schaffen“, resümiert der Bürgermeister, „aber physikalisch ist das eine andere Herausforderung.“Die Gemeinde müsse sich so aufstellen, „dass die Energie da ist, wenn wir sie brauchen.“Da würden PVAnlagen nicht ausreichen.
Welche Rolle könnten dabei Alternativen wie Windkraft oder Biomasse spielen? Da die Gemeinde Roggenburg in der Flugraumüberwachung Laupheim liege, kämen nur Windkraftanlagen mit begrenzter Höhe infrage, so Mathias Stölzle. „Auch diese sind immer leistungsstärker geworden.“Ob auf eigener Gemarkung oder ob eine Beteiligung an einem Windpark: „Das wird die Zukunft bringen.“Hinsichtlich von Biomasse erläutert der Bürgermeister: „Ein Hektar PV-Anlagen erzeugt 40-mal mehr Energie als ein Hektar Mais.“Er wolle keine „Maisschluchten“. Und was ist mit Pellets und Holz? „Wir werden nicht den ganzen Ort mit Pellets bedienen können“, meint Stölzle. Ein Mix sei nötig.
Grob gesagt gibt es rund 1810 Hektar landwirtschaftliche Fläche in der Kommune: „Wenn ein gewisser Prozentsatz umgewandelt wird zur Energiegewinnung, ist das sowohl vertretbar fürs Landschaftsbild als auch hinsichtlich des Ausfalls an Nahrungsmittelproduktion“, erläutert der Bürgermeister. Wenn zehn bis fünfzehn Hektar in den nächsten Jahren ausgewiesen werden würden, „dann wären wir schon sehr weit aufgestellt.“Dies entspräche rund einem Prozent des landwirtschaftlichen Areals. „Wenn die Energiewende gelingen soll, dann geht das nicht ohne Freiflächen-PV“, überlegt das Ortsoberhaupt. Ein Argument für die Flächeneigentümer könnten die langfristigen Pachtverträge und die im Vergleich höheren Pachten sein. „Wir brauchen aber auch die privaten Häuslebauer, die möglichst alle
Dachflächen belegen, und wir brauchen Solarparks“, appelliert Stölzle.
Die Gemeinde will die Bürger mit ins Boot holen: „Ohne Bürgerbeteiligung, ohne Akzeptanz und Interesse der Bevölkerung geht es nicht“, sagt der Ortschef. Wie das dann genau aussehen wird, „da sind wir noch nicht festgelegt.“Es könne sich um eine GmbH handeln oder um Genossenschaftsmodelle, es könne aber auch eine Privatperson sein. Weitere Möglichkeit: Zusammen mit Investoren Bürgerschaftsmodelle entwickeln. „Wir würden uns über ein Engagement aus der Bürgerschaft freuen.“
Jedenfalls plane die Kommune im Moment nicht, selber als Entwickler solcher Flächen aufzutreten: „Dazu haben wir weder die Expertise noch das Personal“, fasst Stölzle zusammen. „Wir werden immer jemanden brauchen, der mit seinem Sachverstand so eine Anlage entwickelt und betreibt.“Über einen Kriterienkatalog sollen eventuelle Standorte für die PV-Anlagen erarbeitet und dann vergeben werden. Der Bürgermeister nennt ein paar Beispiele, worauf das Augenmerk dabei liegt – etwa auf der Bonität der Bäche, der Sichtbeziehung zum Dorf, dem Natur- und Artenschutz usw.
Der weitere Fahrplan in Sachen Erneuerbare Energie sieht nach Worten von Mathias Stölzle jetzt so aus: 2022 Erarbeitung des Standortund Kriterienkatalogs sowie Auslobung, 2023 Standortvergabe und Entwicklung der Bebauungspläne für erste Anlagen. „2024 muss erste Ergebnisse zeigen“, wünscht er sich.