Vettels Abstand ist zu groß
Formel 1 Aston Martin bringt wie alle Teams einige Upgrades nach Spanien, auch weil Barcelona ein Gradmesser für den Rest der Saison ist. Mercedes spricht Hamilton Mut zu.
Die Formel 1 kehrt nach dem Glitter-Ausflug in die US-Metropole Miami nach Europa zurück. Barcelona zählt zu den wenigen, im Terminkalender noch verbliebenen Traditionsstrecken. Der Circuit de Catalunya in Montmeló, nordöstlich der Metropole, gilt als Gradmesser für die Leistungsstärke der Boliden. Wer in Barcelona schnell ist, so heißt es in der PS-Branche, ist fast überall auf der Welt konkurrenzfähig. Zum zweiten Europarennen bringen die Rennställe zahlreiche Verbesserungen mit, was für den Dienstwagen von Sebastian Vettel auch dringend nötig ist. Der Aston Martin ist von einem Mittelklassewagen zu einem Hinterbänkler geworden. Lediglich den Fahrkünsten des vierfachen Weltmeisters ist es zu verdanken, dass im Regen von Imola Platz acht und WM-Zähler heraussprangen. Im WM-Ranking reicht das nur für Platz 14, sein Teamkollege Lance Stroll rangiert mit zwei Zählern lediglich auf Platz 17.
Vielleicht reicht es ja für Punkte. „Das ist kein Riesenschritt für die Leistung. Das wissen wir, aber ich freue mich auf die Updates“, hatte Vettel in den USA noch gesagt. Das englische Team aus Silverstone orientiert sich in der Entwicklung und Optik laut Medienberichten am erfolgreichen Red Bull – der Aston Martin dürfte sich markant verändern. Ob auch der Heppenheimer davon profitieren wird, bleibt offen. Aus der Boxengasse war zu hören, dass aufgrund von Lieferengpässen nur neue Teile für eines der beiden Autos vorhanden sein könnten. Diese dürfte eher der Kanadier Lance Stroll, Sohn von Teambesitzer Lawrence Stroll, im zweiten Aston Martin bekommen. Vettel wäre einmal mehr im Nachteil.
Im sechsten Saisonlauf am Sonntag (Start: 15 Uhr/ live in Sky) will sich endlich auch Mick Schumacher den Traum von den ersten WM
Punkten seiner jungen Laufbahn erfüllen. Auf dem Kurs in Montmeló kennt der 23-Jährige jede Kurve auswendig. In der Formel 2 stand der Haas-Pilot auf dieser Strecke bereits auf dem Treppchen. Wenn ihm nicht wie zuletzt in Miami ausgerechnet sein Landsmann Vettel buchstäblich in die Quere kommt und einen deutsch-deutschen Crash verursacht, dann könnte es mit den WM-Premierepunkten klappen.
Mit Hoffnungen auf weitere Fortschritte reist Mercedes-Teamchef Toto Wolff an. In den WMZweikampf zwischen Charles Leclerc im Ferrari, der die WM-Wertung mit 104 Punkten anführt, und seinem Verfolger Max Verstappen (85) im Red Bull können die Silberpfeile noch nicht eingreifen. Doch zuletzt in den USA war Mercedes zumindest die drittstärkste Kraft im Feld. Lewis Hamilton hat noch zu kämpfen, um den zu Saisonbeginn hoppelnden Silberhasen in den Griff zu bekommen. Mercedes sei zuversichtlich, „dass wir einen weiteren Schritt nach vorne machen werden“, sagte Motorsportchef Wolff. In die Garage lässt sich niemand schauen, aber man habe „weiter mit der Abstimmung experimentiert und einige neue Komponenten eingebaut. Das hat uns Antworten und Hinweise darauf gegeben, in welche Richtung wir gehen müssen“, deutet der mächtige Mann bei Mercedes an.
Es gilt, auch Lewis Hamilton zu besänftigen, der über ein schier unfahrbares Auto geklagt hatte. Mit 36 Zählern kämpft der Brite auf Platz sechs um den Anschluss an die Spitze. Wolff macht Hamilton Mut: „Ich zweifle nicht daran, dass das Glück im Laufe der Saison auch wieder auf seiner Seite sein wird. Es bleibt noch viel Zeit im Spiel, die gewonnenen Erkenntnisse umzusetzen.“Denn: Sollte es in Barcelona aufwärtsgehen, ist das ein gutes Zeichen für die restlichen 16 WMLäufe.