Magath verliert die Magie
Hertha nach 0:1 gegen HSV vor dem Abstieg
Berlin An Felix Magath war nichts mehr magisch. Mit gebückter Haltung saß der einst gefürchtete Schleifer auf dem Podium. Sein mythenhaft beschworener RetterNimbus hat jetzt ein konkretes Verfallsdatum: Montag, 23. Mai am späten Abend, ausgerechnet in seinem geliebten Hamburger Volksparkstadion. Die Erklärungsversuche, wie das scheinbar Unvermeidbare – der siebte Bundesliga-Abstieg der Hertha, der erste für Magath – noch verhindert werden können, wirkten nur noch routiniert.
Im Stechschritt marschierte Magath mit dem von ihm nach Berlin beorderten Fitness-General Werner Leuthard am Freitagfrüh auf den Trainingsplatz. Energisch redete er auf die im Kreis postierten Spieler ein, ruderte mit den Armen. Der sonst so präzise und verbal messerscharfe Magath hatte nach der Niederlage gegen seinen Herzensklub herumlaviert, den Auftritt relativiert und Pech beklagt. „Ich habe gesehen, dass das Spiel ausgeglichen war. Eine Aktion, in der der Gegner zum Tor gekommen ist, hat uns geschockt, hat uns getroffen“, sagte Magath. „Der HSV war die glücklichere Mannschaft.“
Die Wahrheit war: Der HSV war die mutigere und selbstbewusstere Mannschaft, sie machte den Eindruck, dass sie unbedingt aufsteigen will und wurde durch die Glücksflanke von Ludovit Reis mit dem Siegtor belohnt. Die Hertha spielte wie die ganze Saison schon: bemüht, mehr nicht. Und ohne einen Anführer, der das Team mitreißt.
Magath hat in Berlin in den vergangenen Wochen ein gefährliches Spiel betrieben und muss nun feststellen, dass er sich wohl verzockt hat. Als ganz Berlin wieder an die Rettung glaubte, setzte er auf einen merkwürdig anmutenden Zweckpessimismus. Zu viel schonungslose Realität verwunderte und verärgerte die Fans und verwirrte die ohnehin unter chronischer Orientierungslosigkeit leidende Mannschaft möglicherweise entscheidend. Und dann ging tatsächlich alles schief.
Einen Rückstand aufzuholen, gehörte nicht zu den Stärken der Berliner in dieser Saison. Magath beantwortete die Frage nach dem nun nötigen Offensivspiel mit spöttischem Unterton, diese feine Ironie beherrscht er schon immer. „Wir haben ja heute schon mal angefangen zu üben. Jetzt haben wir noch drei Tage Zeit weiter zu üben.“(dpa)
Felix Magath