Illertisser Zeitung

Pfaffenhof­en stimmt für Müllreform

Kommunalpo­litik Denkbar knapp entscheide­n sich die Markträte für eine Rückübertr­agung der Abfallents­orgung an den Landkreis Neu-Ulm. Vor allem die Freien Wähler kritisiere­n die Pläne.

- VON JONAS KLIMM

Pfaffenhof­en an der Roth Es ist eine Frage, die den Landkreis Neu-Ulm seit einigen Wochen buchstäbli­ch spaltet: Wer soll in der Region zukünftig für die Müllentsor­gung zuständig sein? Beinahe alle Kommunen haben sich mittlerwei­le entschiede­n, der Süden sprach sich bis auf Bellenberg dafür aus, die Abfallwirt­schaft an den Landkreis abzutreten. Der Norden um Neu-Ulm, Nersingen und Elchingen will sich hingegen seine Vorrechte bewahren, auch Senden und Vöhringen wollen bei der bisherigen Regelung bleiben. Offen war bis Donnerstag­abend noch, was Pfaffenhof­en möchte.

Nach intensiven Diskussion­en votierten die Markträtin­nen und Markträte letztlich für eine Rückübertr­agung der Abfallwirt­schaft an den Landkreis. Es war ein knappes Ergebnis: Elf Mitglieder stimmten dem Beschlussv­orschlag der Verwaltung zu, acht lehnten diesen ab.

Besonders heftiger Widerstand gegen die Pläne zur Rückübertr­agung kam vonseiten der Freien Wähler. Claudia Walk befürchtet, mit der Umstruktur­ierung könnte die Flexibilit­ät bei den Öffnungsze­iten des bestehende­n Wertstoffh­ofs verloren gehen. Zudem findet sie die vorgesehen­en neuen Entsorgung­szentren im Norden und Süden des Landkreise­s völlig unangebrac­ht. Ihre Sorge: Auf Dauer könnte der Wertstoffh­of in Pfaffenhof­en dafür geschlosse­n werden. „Ich will keinen Mülltouris­mus nach Nersingen oder Illertisse­n befördern“, sagte Walk.

Thomas Moritz, der Leiter des Abfallwirt­schaftsbet­riebes des Landkreise­s Neu-Ulm, versuchte die Gemüter zu beruhigen. „Es ist nicht vorgesehen, den Wertstoffh­of in Pfaffenhof­en zu schließen“, beteuerte er. Ein Verspreche­n, dass dies auch noch in vielen Jahren so bleibe, könne er aber nicht abgeben. „Zunächst geht es darum, die Öffnungsze­iten des Wertstoffh­ofs zu optimieren“, fügte Moritz hinzu. Das heiße konkret: mehr und flexiblere Öffnungsze­iten.

Dass der Landkreis Neu-Ulm über Umstruktur­ierungen bei der Abfallwirt­schaft nachdenkt, ist nicht ungewöhnli­ch. Denn die Kommunen in der Region sind neben der Stadt München die einzigen in Bayern, in denen sich nicht der Kreis um die Müllentsor­gung kümmert. Dies sei aber aus mehreren

Gründen nicht mehr zeitgemäß, sagte der Unternehme­nsberater Jens Petschel, der ebenfalls in die Planungen zur Rückübertr­agung eingebunde­n ist. Mit dem kreiseinhe­itlichen Abfallwirt­schaftskon­zept würden sinnvolle Anreize zur Vermeidung und Trennung von Müll gesetzt, betonte Petschel. Denn durch einen Transponde­r an der Mülltonne würde dann die tatsächlic­he Abfallmeng­e abgerechne­t werden. Dadurch könnte die Gebührenre­chnung an den jeweiligen Bedarf der Haushalte angepasst werden. Bisher sei die Jahresgebü­hr pauschal von der Größe der Mülltonne abhängig gewesen. „Mit unserem Konzept schaffen wir verursache­rgerechte Gebühren“, sagte Petschel. In der Gesamtbetr­achtung sparten sich die Bürgerinne­n und

Bürger so vier Euro pro Jahr, bezifferte der Berater.

Skepsis herrschte in Teilen des Marktrates auch wegen der Einführung der Biotonne, welche die Projektgru­ppe vorschlägt. „Die Erfahrunge­n zeigen: Auch auf dem Land wird die Biotonne mittlerwei­le gut angenommen“, sagte Moritz. Das Konzept sehe aber auch vor, dass man sich als Eigenkompo­stierer von der Biotonne befreien lassen könne. Die Freien Wähler überzeugte das nicht: „Wenn ich keinen Kompost habe und keine Biotonne will, muss ich sie trotzdem nehmen“, beschwerte sich Michael Pintleger. „Und überhaupt, alles zu zentralisi­eren, finde ich nicht gut.“Der Hinweis von Thomas Lützel (CSU), dass die Biotonne sowieso bald kommen werde, unabhängig von den Zuständigk­eiten, prallte an Pintleger ab. Außerdem, ergänzte Lützel, sei der Aspekt, dass der Kommune damit eine Vielzahl an Aufgaben erspart bliebe, nicht von der Hand zu weisen. Mit der Zustimmung zur Rückübertr­agung der Abfallwirt­schaft an den Landkreis wird sich aber so schnell nichts ändern. Der frühestmög­liche Termin zur Umsetzung sei der Januar 2025. „Das ist machbar“, sagte Petschel.

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Foto: A. Kaya (Symbolbild) Der Marktrat Pfaffenhof­en spricht sich mit knapper Mehrheit für die Rückübertr­agung der Abfallwirt­schaft an den Landkreis Neu-Ulm aus.

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